Ich bin wirklich alleine

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*Rose*

Leise pfiff ich in seine Richtung. Vorsichtig schaute er unter dem Auto hervor in meine Richtung. Schnell winkte ich ihn zu mir und klappte leise die Leiter von der ersten Etage runter auf den Bürgersteig. Unsicher sah er zwischen der Herde und mir hin und her. Wieder winkte ich ihn zu mir. Wenn er nicht jetzt losrennt, würde er es nicht schaffen. Ich legte mein Gewehr an und zielte auf die Köpfe der Beißer. Nur so konnte man sie töten. Alles andere ließ sie am Leben. Aus den Augenwinkeln vernahm ich, wie er flink unter dem Auto hervor krabbelte und in meine Richtung rannte. Ich hielt ihm gezielt die Beißer vom Leib, die ihm zu nahekamen. Mein Gewehr war leise. Lockte keine zusätzlichen Beißer an. Er lief quer über die Straße, bis er ausrutschte und stürzte.

„Scheiße" murmelte ich leise und wechselte meine Waffe. Diese war schneller im Nachladen und ich schoss auf alles, was sich im näherte. Plötzlich stürzte ein Beißer direkt auf ihn zu, hielt ihn vom Aufstehen ab.

„Komm schon" rief ich dem Mann zu, bekam so die Aufmerksamkeit von dem Beißer und knallte ihn ab. Schnell rappelte er sich auf und kam zur Leiter gerannt. Ich legte mich auf den Vorsprung der Treppe.

„Schneller" rief ich und packte seinen Arm, als er in Reichweite war und zog ihn halb hoch, während er weiter kletterte. Völlig außer Atem legte er sich auf dem Vorsprung auf den Rücken, als ich schnell die Leiter wieder hochzog und einharkte.

„Komm. Wir müssen hier weg" erklärte ich ihm nachdrücklich und zog ihn hoch. Nahm das Gewehr und rannte die 20 Etagen wieder hoch. Drehte mich ab und zu um, wollte sichergehen, dass er noch hinter mir war. Er kämpfte und schnaufte, doch rannte auch er weiter. Oben kletterte ich wieder auf das Dach und half ihm rüber. Ich schaute keuchend zur Straße herunter. Sie war mittlerweile voller Beißer. Etliche waren unter der Feuertreppe. Versuchten diese zu greifen, doch dafür hing sie viel zu hoch. Andere versuchten durch die Tür zu kommen. Liefen immer wieder wie blöde mit ihren Körpern dagegen, doch das würde nichts bringen. Sie würden die Tür nicht aufbekommen. Die meisten Beißer liefen einfach weiter, hatten nichts von alledem mitbekommen.

Mein Blick wanderte nun zu dem Mann, dessen Atmung sich langsam wieder normalisierte. Er hob seinen Kopf in meine Richtung. Sein Sheriffhut gab den Blick auf sein Gesicht frei. Ein junges Gesicht. Sehr jung. Er war noch kein Mann, aber auch kein Kind mehr. Panik und Misstrauen lag in seinen hellblauen Augen. Wachsam ruhte sein Blick auf mir, ließ mich keine Sekunde aus den Augen. Er war aufmerksam und vorsichtig. Verständlich. Das musste man heutzutage sein. Alles andere wäre ein Fehler und könnte dich dein Leben kosten. Er zitterte am ganzen Körper, seine Lippen hatten einen Blauschimmer und seine Sachen waren völlig durchnässt.

„Lass uns reingehen. Sonst holst du dir hier draußen doch noch den Tot" erklärte ich ihm und ging zur Eisentür, als ich hinter mir ein Geräusch vernahm. Es klang, wie das entsichern einer Waffe. Langsam drehte ich mich zu ihm um.

„Ist das dein Ernst? Ich rette dir deinen Arsch und du willst mich abknallen? Ich habe nicht vor, dir irgendwas zu tun. Aber mir ist schweinekalt und ich will endlich rein." erklärte ich ihm.

„Wie viele sind in dem Haus?" fragte er mich misstrauisch.

„Es ist doch völlig egal, welche Zahl ich dir jetzt nenne. Glauben wirst du mir das trotzdem nicht" erwiderte ich.

„Wie viele?" fragte er nun etwas forscher und kniff seine Augen leicht zusammen.

„Es ist niemand im Haus. Ich bin alleine" erklärte ich weiter und sah ihm dabei fest in die Augen. Zweifelnd zog er eine Augenbraue hoch.

„Ich habe es doch gesagt. Ich kann verstehen, dass du mir nicht traust. Würde mir vermutlich genauso gehen. Aber ich werde jetzt reingehen und mich aufwärmen. Du kannst mitkommen. Kannst sogar deine Waffen behalten. Oder hierbleiben und erfrieren. Deine Entscheidung" mit diesen Worten drehte ich mich um, öffnete die Eisentür und ging hinein. Lief die eine Treppe herunter und wartete ab. Ich war mir sicher, er würde mir folgen. Es ist seine einzige Chance zu überleben. Ein paar Minuten später öffnete sich die Tür und er steckte seinen Kopf hinein.

„Na komm schon" lächelte ich ihn aufmunternd an, „Ich bin wirklich alleine. Ehrenwort". Zögerlich folgte er mir und schaute sich auf dem Weg alles genau an. An der Wohnung angekommen, gingen wir hinein.

„Diese Wohnung bewohne ich alleine. Der Rest meiner Gruppe wohnt nebenan in der Wohnung. Aber sie sind alle auf Besorgungstour und sicherlich noch einige Zeit weg. Was mir auch ganz Recht ist" grinste ich schief und stellte mein Gewehr wieder neben der Tür ab. Ich hatte keine Angst, dass er mir etwas tun könnte. Vermutlich war ich immer noch viel zu gutgläubig, würde mein Dad jetzt sagen. Und mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich ihm vertrauen konnte. Dass er mir nichts tun würde.

„Wie heißt du?" fragte ich ihn neugierig und zog meine Jacke aus.

„Carl" erwiderte er und sah sich neugierig und gewissenhaft in jedem Raum um. Ich hatte nichts zu verbergen, so ließ ich ihn machen.

„Hey Carl. Ich bin Rose. Freut mich dich kennenzulernen. Am besten, du ziehst deine nassen Klamotten aus. Ich werde sie zum Trocknen aufhängen" erklärte ich ihm und entledigte mich selber meiner nassen Sachen. Ließ sie achtlos auf den Boden fallen. Ich dachte mir nichts dabei. War in solchen Punkten schon immer recht aufgeschlossen. Nur in Unterwäsche ging ich zum Kleiderschrank und drehte mich zu ihm um. Er stand mit hochrotem Kopf da und wusste anscheinend gar nicht, wo er hinschauen sollte. Stur starrte er den Boden an.

„Hast wohl noch nicht viele halbnackte Frauen gesehen" zog ich ihn grinsend auf und er wurde wirklich noch etwas röter. Hatte er überhaupt schon mal eine nackte Frau gesehen? Vermutlich nicht in der heutigen Welt. Schnell zog ich mir schmunzelnd etwas über, damit ich ihn nicht noch mehr in Verlegenheit brachte.

„Du kannst wieder schauen" grinste ich schief, doch er starrte weiter den Boden an. „Ich werde dir eben warme Sachen holen, dann kannst du dich umziehen" mit diesen Worten ging ich rüber in die andere Wohnung. Irgendwie war dieser Carl ja schon süß. Wie er mit hochrotem Kopf da stand. Ich schnappte mir von James ein paar Sachen. James war einer der wenigen Männer aus meiner Gruppe, die ich mochte. Ich war mir sicher, er hatte nichts dagegen. Die Sachen waren Carl sicher zu groß, aber sie würden ihn wärmen und ging wieder rüber.

„Hier" ich legte die Sachen auf die Couch, „Zieh dich um. Ich mach uns was zu essen warm" lächelte ich ihn an und ging in die Küche. Diese war in rot und silber gehalten. Rot war so gar nicht mein Fall, aber heutzutage musste man nehmen, was man kriegen konnte. Ich machte den Gaskocher an und öffnete zwei Dosen Spaghetti in Tomatensoße mit Fleischklößen. 

Komm mit! (Carl Grimes, The walking dead FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt