"Hast du nicht schon genug getrunken?" Meine Augen verengten sich zu Schlitzen. Meine Frage klang anklagend, obwohl ich das eigentlich gar nicht wollte, aber bei Alkoholmissbrauch konnte ich gar nicht anders. Da kam der Moralapostel in mir durch.

"Vielleicht", gab Phillip, halb zur Seite wankend zu, er stand direkt vor mir. Und so wie er da stand, sah er ziemlich gut aus. Seine Haare waren wild durcheinander gewuschelt, seine braunen Augen glänzend und der Blick den er mir zuwarf erst. Kurz schüttelte ich den Kopf. "Ich will tanzen! Lass uns tanzen!", sprudelte es plötzlich aus Phillip heraus.

"Was? Tanzen?" Er will mit mir tanzen? Wie kommt er denn auf sowas? Sehe ich aus wie jemand der tanzt? Sehe ich aus wie jemand der tanzen möchte? Nein, definitiv nicht.

"Ja, klar! Warum nicht, Quentin? Hast du Angst dich zu blamieren?" Phillip trat einen Schritt auf mich zu, er stand jetzt viel zu dicht vor mir, so dass ich den Alkohol in seinem Atem riechen konnte.

"Vielleicht?", gab ich zu, legte den Kopf leicht in den Nacken. Meine Hände hatte ich den Taschen meiner Strickjacke gestopft. Musste er so dicht stehen? Mein Herz schlug mir bis zu den Ohren.

"Komm schon!", drängelte er und griff dann tatsächlich nach meinen Armen. Er zerrte daran, bekam sie aber nicht aus den Taschen. "Phillip, bitte nicht!", meinte ich und versuchte mich nicht so sehr darauf zu konzentrieren das er mich anfasste und durch seine Bemühungen meine Hände zu befreien immer wieder mit seinen Kopf fasst gegen meinen Hals knallte. Seine Haare rochen so unverschämt gut. Der Junge alleine hatte schon einen wunderbaren Geruch, den ich am liebsten irgendwie einfangen könnte, damit ich ihn immer riechen konnte. Was stellte er bloß mit mir an? Ich verlor anscheinend mein eigenes Gedankengut und es wurde ersetzt durch den eines klischeehaften Film-Teenagers.

Gott sei Dank befand sich in der Küche niemand, das einzige was zu hören war, war das Dröhnen des Basses und hier und da mal Gekreische.

Oder vielleicht war es nicht so gut dass wir hier alleine waren. Konnte jetzt nicht mal einer vorbei kommen? Adam? Oder Ophelia, von mir aus einer der Namenlosen Partygängern die sich hier so zahlreich tummelten, eben nur nicht in der Küche.

"Warum nicht? Ich will aber mit dir tanzen!" Er zerrte zwar immer noch an meinen Armen, aber nicht mehr ganz so voller Elan. Warum wollte er mit mir tanzen? Gab es in den anderen Räumen nicht genug Leute mit denen er hätte tanzen können?

"Wenn du nicht tanzen willst, dann .. gehe ich eben mit Ophelia tanzen! Die freut sich sicher." Abrupt ließ er meine Arme los. Mit einem Mal wirkte er eingeschnappt und starrte mich mit zusammen gekniffenen Augen an. Meine Augenbraue schoss in die Höhe.

"Von mir aus", quittierte ich seinen kleinen Ausbruch viel zu schnell. Bis ich mir seine Worte nochmal durch den Kopf gingen ließ. Nein! Er sollte nicht mit Ophelia tanzen! Aber ich wollte auch nicht das er mit mir tanzt, verdammt.

"War ja klar! Das dir das gefällt. Adam freut sich sicher auch!" Er drehte sich weg. "Adam hat mir erzählt wie ihr euch daran aufgeilt, wenn ich etwas mit Ophelia mache ...", grummelte er weiter. Bitte? Also wusste Phillip von den Kupplungsversuchen? War auch nicht schwer herauszufinden. Als er vorhin beim Flaschendrehen Ophelia küssen musste und Adam angefangen hatte zu klatschen und zu kreischen, kam es sicher nicht nur mir verdächtig vor. Und auch wenn alle Anwesenden voller Alkohol waren, konnte man sowas dennoch zusammensetzen.

Und während Ophelia rot wurde, Adam sich freute und Phillip irritiert vor sich her starrte, wünschte ich mir das erste Mal in meinem Leben so richtig betrunken zu sein.

Meine Hand umschloss ganz automatisch Phillips Handgelenk und hinderte ihn somit am weggehen.

Er blieb stehen und ganz urplötzlich hatte er sich zu mir umgedreht. Und ehe ich mir wieder über seine Nähe hätte Gedanken machen können, lagen seine Lippen auf meinen. Ganz leicht, wie ein Atemzug. Und keinen Augenblick später hatte er sich wieder von mir gelöst.

Rainbow Veins [boyxboy]Where stories live. Discover now