Kapitel 1: Neue Wege I

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»Ein Haus, das jetzt von Valygar geführt wird«, begann Jerdan mittlerweile etwas frustriert, denn dieses Gespräch ging ihm zunehmend auf die Nerven. »Was hätte ich ihnen sagen sollen? Dass Xarvens Tochter noch lebt? Darauf hoffen, dass sie mich nicht verraten und uns unterstützen? Was würde sie daran hindern uns an Valygar zu verraten, um sich selbst in ein besseres Licht zu rücken oder vielleicht sogar eine Belohnung zu erwarten.« Er schüttelte den Kopf. »Wir haben gar nichts, das wir ihnen bieten können. Ihr mögt lange in Prelon gelebt haben, aber Ihr versteht noch immer nicht, wie wir denken.«

»Vielleicht seid Ihr auch derjenige, der nicht versteht«, erwiderte Brengar. »Ihr seid so verblendet von eurer Angst verraten zu werden, dass Ihr nicht einmal in Betracht zieht, dass es Menschen geben könnte, die Euch die Hand reichen würden.«

»Sie haben mir nicht die Hand gereicht und sie hätten es auch nicht getan.« Er grübelte kurz. »Genaugenommen saßen sie jammernd in einer Ecke und haben geheult.«

»Was habt Ihr ihnen angetan?«

Jerdan zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Was notwendig war, damit sie nicht reden.«

Der Yidaki zog die Augenbrauen zusammen und wollte erneut das Wort erheben, doch Jerdan kam ihm zuvor. »Nein!«, sagte er entschlossen, konnte sich aber ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er an die vergangenen Stunden dachte. »Wie ich bereits sagte. Ihr wollt es nicht wissen. Außerdem wollen wir doch nicht, dass Ihr schlecht schlaft, oder?« Der Schwarzmagier schnappte sich ein Stoffbündel, und klopfte Brengar im Vorbeigehen auf die Schulter. Er vernahm nur ein genervtes Seufzen des Mannes, während er sich nach Rael umschaute.

»Wo ist sie?«, wollte er wissen.

Brengar nickte knapp in die linke Richtung. »Noch immer am See. Sie hat nicht gesprochen, seit Ihr fort seid.«

»Sie saß einfach nur da?«

»Ja.«

Jerdan verließ die kleine Lichtung und überließ es Brengar, die Pferde zu versorgen. Als er um eine große Eiche bog, sah er sie. Rael saß gegen einen Baum gelehnt auf dem Boden und blickte auf die ruhige Oberfläche des kleinen Sees. Sie hatte die Arme fest um ihren Körper geschlungen, ganz so als befürchtete sie sonst in tausend Splitter zu zerbersten. Er konnte ihren Schmerz und ihre innere Zerrissenheit mehr als deutlich spüren. Jerdan seufzte. So ging das schon seit Tagen. Rael sprach kaum ein Wort und wirkte, als wäre sie mit sich selbst beschäftigt. Hinsichtlich dessen, was passiert war, war es wohl nachvollziehbar, dass sie die Einsamkeit suchte. Doch sie andauernd so zu sehen, versetzte seinem Herz einen kleinen Stich.

Er beobachtete, wie sie sich langsam mit der Hand über ihre rechte Wange fuhr. Die Narbe, die ihr Bruder ihr zugefügt hatte, zog sich bis zu ihrem Hals. Erinnerungen an einen Kampf, den sie weder gewonnen, noch verloren hatten. Doch sie lebte – das war das Wichtigste.

Jerdan schritt auf sie zu und entfaltete das Stoffbündel in seiner Hand. Eine große Felldecke kam zum Vorschein, mit der er sie zudeckte.

»Hier«, sagte er leise. »Die Herbstnächte werden kühler werden.«

Rael blickte verwundert auf. »Woher hast du das?«, wollte sie wissen, während sie sanft über das braune Fell strich.

»Ich habe ein paar Bauern überredet, uns das zu überlassen«, erklärte Jerdan mit einem Lächeln im Gesicht, als hätte er nur einen guten Handel auf dem Markt abgeschlossen.

Die junge Magierin schaute ihn skeptisch an. »Überredet?«

»Sie haben keine Wunden davon getragen, die nicht auch wieder verheilen würden.«

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