3 - die Neue und das Alte

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Nicht bearbeitet!

Seit einer Woche hatte niemand etwas von PJ gehört, noch hatte ihn jemand gesehen. In diesen vergangenen sieben Tagen hatte ich genau achtundzwanzig Stunden geschlafen.

Meinem besten Freund sagte ich nicht ein Sterbenswörtchen über die Sache und in das gelbe Kuvert, das mir PJ in jener Nacht überreichte hatte, schaute ich auch nicht hinein. Schlicht und einfach, weil ich mich nicht traute.

Trent wusste, dass etwas im Busch war, aber er fragte nicht nach, wofür ich ihm dankbar war. Das Einzige, was mich störte, waren die grauen Augen, die mich in meinen Träumen verfolgten. Egal wie sehr ich versuchte, sie zu ignorieren, es klappte einfach nicht. Es lag wahrscheinlich daran, dass ich das Gefühl hatte, ich stünde in Alexandrs Schuld, weil er mich in jener Nacht vor Blake gerettet hatte.

„Hey, Elena", hörte ich Trent plötzlich sagen und ich schreckte auf. „Das ist Katinka, sie sitzt ab heute mit uns am Tisch." Er zeigte auf ein junges Mädchen, das wahrscheinlich ein Freshman war. Ihre braunen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und ihre dunkelgrauen Augen wanderten über mein Gesicht, bevor sich ein kleines Lächeln auf ihren Lippen bildete. Zu dumm, dass meine begrenzte Anzahl an Freunden schon erreicht war - eins.

„Hi." Mit einem knappen Nicken wandte ich mich meinem Buch für Computertechnik zu.

„Das ist Elena", stellte Trent mich vor. „Sie redet nicht gerne mit fremden Menschen, also nimm es nicht persönlich. Wir haben es noch nicht geschafft an ihren sozialen Kompetenzen zu feilen, aber das kriegen wir noch hin."

Ich verdrehte meine Augen und behielt meine Augen bei meinem Buch. „Meine sozialen Kompetenzen sind vollkommen ausgereift, immerhin rede ich mit dir, oder etwa nicht?"

„Lustig wie eh und je. Sie tut so, als ob sie tough und unerreichbar wäre, aber in Wirklichkeit ist sie sehr nett und zahm, wenn man sie mal richtig kennt." Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie Trent dem Mädchen ein Hundert-Watt-Lächeln schenkte, das schon das eine oder andere Höschen zum Fallen gebracht hatte. Der Stuhl neben mir kratzte über den Boden, als Trent sich wie üblich neben mit niederließ.

„Welche Kurse belegst du?"

Ein zweiter Stuhl wurde nach hinten geschoben, der gegenüber von mir. Ich nahm an, dass die Neue Platz genommen hatte. „Literatur und Englisch. Ihr?"

„Also meine Wenigkeit besucht den Mathematik- und Biologiekurs. Meine beste Freundin hingegen hat sich für Computertechnik und so ein Zeug entschieden, weil sie mit Maschinen besser klarkommt als mit Menschen."

„Das liegt nur daran, dass Maschinen nicht widersprechen und mir nicht ihre Lebensgeschichte vorjammern, die mich nicht interessiert", fühlte ich mich verpflichtet zu sagen. „Außerdem erwarten Maschinen nichts von dir im Gegenzug. Oder hat Excel schon einmal nach einem Blowjob gefragt nachdem es etwas für dich ausgerechnet oder gefiltert hat?"

„Da kommt die Komikerin in ihr heraus", lachte Trent und schlug mir leicht auf die Schulter. „Wie auch immer! Hast du dir schon etwas zu essen geholt?"#

„Nein, noch nicht."

„Dann komm mit. Ich lade dich ein." Bis heute verstand ich nicht, wie mein bester Freund oder der Rest der Studenten die eklige, undefinierbare Masse, die als Essen verkauft wurde, herunter brachten.

„Du willst das wirklich essen?", fragte ich und sah auf Katinkas Tablett. Auf ihrem Teller lag ein Wrap, der mit einer nicht identifizierbaren Masse gefüllt war, auf ihrem Teller, und daneben stand ein Glas Orangensaft.

„Klar. Wieso nicht?", fragte sie und sah unsicher auf ihren Teller hinab.

„Vertrau mir, du willst das nicht essen", meinte ich kopfschüttelnd.

Alex & Ich [Leseprobe]Where stories live. Discover now