Kapitel 2: Bye Bye New Zealand

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Kaum drei Tage später ging mein Flug. Es war kurz vor drei Uhr morgens und mein Flug hatte bereits anderthalb Stunden Verspätung. Außer mir warteten nurnoch drei andere Leute. Gut drei Uhr morgens war jetzt auch nicht so die geilste Zeit zum fliegen, aber es war mir egal.

Mir war grade alles egal. Ich fühlte mich abgeschoben, ausgestoßen und missachtet.

Vereinzelte Tränen rollten über meine Wangen. Ich ging mitten im Herbst, wo ich in 24 Stunden ankommen würde, würde es Frühling sein.

Am Horizont war der Himmel rötlich und in diesem rötlichen Schimmer, sah ich einen Vogel seine Kreise ziehen.

Es sah so wunderschön aus, dass es mir den Hals zuschnürte. Neuseeland wollte mir den Abschied wohl schwer machen.

Erst eine Stunde später kam der Aufruf zum Boarden.
Müde stand ich auf und griff nach meinem Rucksack. Lethargisch legte ich mein Ticket auf den Scanner und ging langsam durch den schier endlosen, zugigen Gang zum Flieger.

Erschöpft legte ich den Kopf zurück und schloss die Augen.
Warum musste Skye sterben? Sie hatte noch so viel vor sich.

Ich hingegen hatte die größten Erfolge und Enttäuschungen schon hinter mir. Die beschissensten Beziehungen, den ersten Kuss. All diese Dinge hatten sechs Jahre Altersunterschied ausgemacht.

Mein Tod wäre sinnvoller gewesen als der ihre. Aber ich lebte noch. Und Skye war tot. Der Mensch der es am aller wenigsten verdient hatte.

Die meiste Zeit des Flugs schlief ich. So tief wie schon lange nicht mehr. Und als der Pilot den Landeanflug auf London-Heathrow ankündigte begann ich mich sogar auf England zu freuen.

England sollte ja vor allem landschaftlich ziemlich schön sein. Und London war sowieso von jeher die Stadt meiner Träume gewesen.

Außerdem konnte die Familie Brockstone nicht so übel sein, schließlich waren es Freunde von Mum und Dad.

Dreiundzwanzig Stunden und zwanzig Minuten hatte der Flug gedauert. Und nun machte ich mich auf den Weg zum Gepäckband, froh darüber bald in meinem neuen Heim an zu kommen.

Eigentlich war ich davon ausgegangen, dass ich Mega geschlaucht hier ankommen würde und dann erstmal drei Tage aussehen würde wie ein Zombie. Immerhin bestand eine Zeitverschiebung von fast zwölf Stunden.

Überraschenderweise merkte ich davon nichts. Im Gegenteil ich war sogar unnatürlich gut gelaunt und so hyperaktiv, dass ich ein paar unbeholfene, aber Leidenschaftliche Tanzschritte machte.

Und für meine Verhältnisse war das schon verdammt ungewöhnlich. Mit dieser Aktion erntete ich natürlich auch ein paar erstaunte und verständnislose Blicke. Aber wenn Skye mir eines beigebracht hatte, dann das: Immer schön lächeln und winken!

Tatsächlich dauerte es dann noch fast eine Stunde bis die ersten Koffer über das Band rollten, dafür kam alle Durchsage die uns mitteilte, dass es „wegen eines Streiks des Bodenpersonals zu einer Verzögerung“ gekommen war.

Mittlerweile war ich doch müde und starrte gelangweilt mit nur halb geöffneten Augen auf das Gepäckband als mein großer türkisener Hartschalenkoffer an mir vorbei rollte.

Etwas verspätet sprang ich auf, stieß mir den Kopf an der Säule an die ich mich mit dem Kopf gelehnt hatte, fiel über meinen Rucksack, trat mir selbst auf die Finger und stolperte dann zu dem Fließband. Doch da war mein Koffer schon wieder durch den Vorhang verschwunden.

„Oh Mist, Mist, Mist! So eine verdammte Scheiße nochmal!“ , fluchte ich und stapfte heftig mit dem Fuß auf den grau gefliesten Boden.
Die Leute um mich herum starrten mich irgendwo zwischen fassungslos und pikiert an. Nach meinem fröhlichkeits Ausbruch vorhin beim Aussteigen und jetzt dem hier mussten die ja denken, dass ich komplett psychisch gestört war.

Als ich dann meinen Koffer hatte und aus der Sicherheitszone in den öffentlichen Bereich trat sah ich mich um und entdeckte zwei Frauen. Beide schlank, dunkelhaarig und groß, jedoch war die eine etwa ender Vierzig während die andere wohl in etwa so alt war wie ich.

Tatsächlich war Ruby die Nichte von Daniel und Isabell Brockstone und hatte vor kurzem ihren zwanzigsten Geburtstag gefeiert. Isabell lebte und arbeitete seit über zwanzig Jahren mit ihrem Mann und ihrem Sohn Josh IN England und kannte meine Eltern wohl von früher. Mehr sagte sie nicht.

Dafür redete Ruby allerdings umso mehr.
Die ganze einstündige Fahrt plapperte sie in einem fort, aber ich hörte ihr gern zu.
Und damit hatte sie eine seltene Eigenschaft. Denn eigentlich hört niemand gerne dem Redeschwall eines anderen zu und ich ganz besonders nicht. Normalerweise war das für mich ungefähr so attraktiv wie jemandem beim Kotzen zuzuhören.

Aber Ruby hatte eine faszinierende und sehr einnehmende Art, die einen aufmerksam hielt.

Sie erzählte davon, dass sie von ihrer Tante und deren Mann adoptiert wurde nachdem ihre Eltern vor zehn Jahren ums Leben kamen, dass das Anwesen aus einem alten Herrenhaus in den ihr Onkel und ihre Tante und ihr Cousin lebten und einem modernen kleineren Haus in dem sie seid zwei Jahren lebte, bestand. Dort würde ich  ebenfalls wohnen.

„Wir sind jede Sekunde da.“, verkündete Isabell.

Freundlich lächelte ich sie an: „Das ist schön, ich... “
Ich erstarrte und das Lächeln verschwand aus meinem Gesicht.

Dieser Geruch...
Nach Heu, Mist, Benzin und feuchter Erde. Und vorallem nach Pferden.

Nach dem Unfall war ich nicht mehr in die Nähe eines Pferdes gegangen, geschweige denn im Sattel gesessen und ich hatte mir geschworen das auch nie wieder zu tun.

Entsetzt schloss ich die Augen.
Das durfte doch nicht wahr sein!

Entsetzt war auch der Sohn der Familie Brockstone als er mich sah.
„Philippa, das ist Josh. Josh, das ist Philippa.“, stellte Ruby uns fröhlich vor.

„Hallo.“, sagte ich und streckte ihm höflich die Hand hin. Er jedoch machte nicht die geringsten Anstalten sie zu ergreifen.

„Och nee ne?“, seufzte er, „Was haben Mum und Dad, denn da für ne Landpomeranze ausgegraben. Gab's nichts besseres auf dem Hausmädchenmarkt? Die wohnt aber nicht mit mir unter einem Dach!“

Landpomeranze? Ich hörte ja wohl nicht richtig! „Keine Sorge Lackaffe!“, schoss ich zurück, „Die wohnt sowieso im andern Haus.“

Das könnte ja noch heiter werden mit dem Stinkstiefel zum Nachbarn...
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Hallihallöchen!
Und Kapitel Nr. 2 ist fertig überarbeitet!
Meinungen?
Wie findet ihr denn die Zitate zu Anfang der Kapitel?
Eure
nandoliabos

A Riders HeartWhere stories live. Discover now