Kapitel 2: Bye Bye New Zealand

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I thought you'd lead me,
when live's missleading 
that's when I miss you most
Michael Schulte, "You let me walk alone"

Wie schnell man das Zeitgefühl verliert wenn man nicht mehr richtig schläft und nicht mehr richtig wach ist, das zeigt sich erst wenn man es erlebt.

Und bewusst geschlafen hatte ich schon lang nicht mehr. Immer wieder Zwang mich mein Körper dazu, nickte kurz ein nur damit ich wenig später von einem Alptraum wieder geweckt wurde.

Mehrmals waren meine Eltern bereits mit mir ins Krankenhaus gefahren, denn ich aß kaum noch etwas und hatte dicke, schwarze Augenringe, meine Haut war Dahl und eingefallen, meine Haare fettig, die Augen glanzlos.

Nie war ein wirklicher körperlicher Schaden bei mir festgestellt worden.
Ich hatte ja auch keinen. Es war einfach nur, dass ich keinen Sinn mehr in meinem Leben sah. Und das machte mich traurig.

Mag sein, dass ich damals Depressionen hatte, wenn ja, dann hatte es keiner bemerkt.

Niemals redete ich davon mich umzubringen, oder auch nur darüber wie es mir ging. Eigentlich redete ich überhaupt nicht mehr und mir fehlte die Kraft, die Energie, der Mut und der Wille mir etwas anzutun.

Dass ich es noch aus meinem Zimmer schaffte wenn mich der Durst aus dem Bett trieb überraschte mich selbst. Und an einem Abend wünschte ich mir, dass ich es nicht geschafft hätte.

„Was machen wir bloß Richard?“
Das war Mum. Ihre Stimme klang so schrecklich müde und verzweifelt, dass ich unwillkürlich zusammen zuckte.

Das seufzte auf. „Ich weiß es nicht Charlene. Ich weiß es nicht. Ich weiß gar nichts mehr. Nur dass ich eingehen würde, wenn ich nicht die Arbeit hätte.“

Vorsichtig spähte ich durch den Türrahmen. Mum legte Dad die Hand auf den Arm. „Ich weiß. Aber sie braucht Hilfe Rich. Und wir sind grade die Letzten die ihr helfen können,okay? Du siehst doch, dass wir selbst  all unsere Kraft brauchen um nicht unter zu gehen. Wir schaffen es einfach nicht sie auch noch über Wasser zu halten! Und das hat sie nicht verdient. Sie brauch jetzt jemanden der dazu in der Lage ist sie zu stützen!“

Sogar mein müdes Gehirn schaffte es zu begreifen, dass es hier um mich ging. Aber es war etwas anderes, dass meine Aufmerksamkeit erweckte.

Die Art wie Mum und Dad über den Unfall sprachen. Über den Verlust von Skye. Irgendwie war ich immer davon ausgegangen, dass sie stark genug waren um sich schnell wieder in den Alltag ein zu finden, aber nie war mir der Gedanke gekommen dass sie die Arbeit brauchten um den Schmerz zu verarbeiten.

Mit einem Mal fühlte ich mich schlecht, weil ich gedacht hatte, dass sie den Verlust ihrer Tochter so schnell wegstecken könnten.

„Und wenn sie zu Daniel geht?“
Dad schluckte: „Nach England? Ist das nicht ein bisschen weit weg?“

Mum sah ihn traurig an. „Wie weit ist denn, weit weg? Wirklich weit weg ist Skye. Und ich glaube Phil braucht diesen Abstand jetzt einfach um von allem weg zu kommen. Sie muss Platz zwischen sich und alledem schaffen, was passiert ist.

Schwer atmend lehnte ich mich gegen die Wand.

Weg.

Das Wort hallte in meinem Kopf wieder. Die Zeit die sie mir am Anfang noch geben wollten war wohl abgelaufen.

A Riders HeartWhere stories live. Discover now