"Dann holen wir das nach. Kein Problem! Und das nächste Mal kann dann sogar Phillip auch mitkommen! Der hat nämlich heute auch keine Zeit." Er schlang ein weiteres Mal seine Arme um mich. Ich blieb stumm und bewegte mich keinen Zentimeter. "Wir schreiben!" Und damit stieg er mit einem breiten Grinsen in sein Auto und fuhr schließlich los.

Warte, was? Nein! Wie Phillip kann das nächste Mal dann auch mitkommen? Das geht nicht. Ich weiß worum es gehen wird und selbst wenn es kein Hauptbestandteil ist, wird es trotzdem Thema sein. Und ich will bei seiner verdammten Verkuppelscheiße nicht dabei sein! Dann bin ich das nächste mal eben krank, oder vielleicht gehe ich bis dahin auch verloren. Was weiß ich.

Ich steig auf mein Rad und fuhr nach Hause. Der Weg dauerte heute etwas länger, weil ich es doch tatsächlich geschafft hatte einmal falsch abzubiegen und dabei fahre ich jeden Tag den verdammten gleichen Weg. Lag vielleicht auch ein bisschen daran weil ich an Phillip denken musste. Wie schön es wäre wenn das besagte nächste Mal von Adam nicht als Verkuppelaktion von O und Phillip sein würde, sondern ein Date zwischen mir und Phillip. Sogar mit abschließenden Kuss!

Ich würde jetzt nicht behaupten das mich Verliebt sein dumm machte, aber besonders aufmerksam war ich wohl nicht, wenn ich an Phillip dachte.

Ich kam dann, auch wenn es etwas später war, vor meinem Wohnblock an, stellte mein Fahrrad in den Fahrradständer, schloss es an und ging dann die Treppen hoch. Bis zu unserer Wohnung.

Man konnte schon, bevor man die Tür überhaupt geöffnet hatte, das Mittagessen riechen. Nudeln mit Tomatensoße, ein ziemlich einfaches Gericht, aber meine Schwester und ich liebten es. Und das war sogar ein Gericht was wir beide selber kochen konnten, wenn wir es denn wollten, aber wofür entweder zu bequem waren ... ja wir waren definitiv zu bequem dazu. Dann machten wir uns doch lieber Toastbrot mit Spiegelei dazu.

Ich betrat die Wohnung, zog meine Schuhe aus und stellte den Rucksack in mein Zimmer bevor ich in die Küche ging. "Hallo, mein Schatz." Meine Mutter kam auf mich zu und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. "Schönen Tag gehabt?", fragte sie als sie gerade dabei war die Untersetzter auf den Tisch zu legen. "Ja, klar." Meinte ich dann. Der Tag war nicht wirklich schön. Nach dem Biologiestunden ging es nur noch rapide bergab. Der Unterricht war schwerfällig und die Pausen an denen ich schweigend, zusammen mit O, Adam und Phillip an einem Tisch saß, waren kaum auszuhalten. Aber damit musste ich meine Mutter ja nicht belasten.

"Quentin, Altes Haus!" Meine Schwester saß am gedeckten Tisch und hielt mir ihre Faust hin. Ich betrachtete diese skeptisch.

"Komm schon, Ghettofaust, Alter!" Sie streckte sich mir entgegen, versuchte ihre Faust an meine Hand zu drücken, ich wich einen Schritt zurück. "Was ist mit dir?", fragte ich sie stattdessen. Niemals würde ich mit meiner Schwester auch nur etwas ansatzweise ghettohaftes austauschen. "Ich verarsche dich doch bloß!", sagte sie dann grinsend und ließ ihre Faust sinken. "Bist du dir sicher?" Fragte ich nach, immer noch skeptisch. Sie streckte mir nur die Zunge aus.

"Setz dich bitte, Quentin, Schatz." Meine Mutter fing an die Töpfe auf den Tisch zu stellen und nahm dann auf ihren Stuhl Platz.

Nachdem ich mich auch hingesetzt hatte fing meine Mutter an, erst mir und meiner Schwester aufzufüllen und dann sich selber.

Das Essen verlief weitestgehend schweigend, hier und da wurden zwar ein zwar Wörter ausgetauscht, aber es hielt sich in Grenzen. Nicht weil wir uns nichts zu erzählen hatten, ich selber fand es einfach schrecklich beim Essen zu reden. Und so war meine Mutter und auch Sarah. Wir genossen es einfach bei einander zu sitzen und zu wissen das uns auch stille Minuten kostbar waren, das wir nicht immer irgendwas erzählen mussten um uns zu unterhalten.

Rainbow Veins [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt