Kapitel 50 - Der Herzkasper

Magsimula sa umpisa
                                    


~Mile~

Mile konnte nicht schlafen. Zu viele Gedanken wirbelten in seinem Kopf herum. Sein Geis kam einfach nicht zur Ruhe.
Peter Pan konnte seinem Adoptivbruder Captain Hook nicht verzeihen, dass er seine Schwester, Arielle, nicht gerettet hatte. Hook hatte Arielle nicht aufgehalten, weil er in sie verliebt und somit blind gewesen war. Blind vor Liebeskummer. Liebe, immer diese Liebe! Hook musste geglaubt haben, das Richtige zu tun, in dem er Arielle gehen liess. Das war doch allseits bekannt. Wenn du jemanden wirklich liebst, musst du ihn gehen lassen. Diesen Hook hatte er, Mile, aus der Stadt jagen wollen, da der Pirat in seine Schwester verknallt war. Daraufhin hatte Peter ihn in dem was er getan hatte, bekräftigt, was wiederrum der Grund gewesen war, dass er Sabrina geholfen hatte, Hook aufzuhalten.
Bruder und Schwester. Liebe und Hass.
Dinge, die verschiedener nicht sein konnten und sich doch so unglaublich ähnelten.
Und Miles Gedanken kreisten weiter über diese unendliche Geschichte. Unendlich, weil sie nirgendwo ein Ende fand. Es war ein Kreislauf.
Bruder, Schwester, Liebe, Hass, Bruder, Schwester, Liebe, Hass...
Und dann hatte Mile eine Idee. Diese Idee bestand aus einem Geistesblitz und einer dieser Eingebungen, die er manchmal hatte. Es war wie ein flüchtiger Gedanke, der sein Bewusstsein streifte und in ihm ein Gefühl schenkte, dass ihm wie ein Licht in tiefster Nacht den Weg wies.
Ganz vorsichtig stand er auf, darauf bedacht, Red nicht zu wecken. Sein Wolfsmädchen brummte nur irgendetwas Unverständliches und drehte ihm den Rücken zu. Gut so, sie sollte ruhig weiterschlafen...
Ohne lange Zeit zu verlieren zog er sich an, schnallte Scheide und Schwert an seinen Gürtel und schlüpfte in seine Schuhe. Ausserdem warf er sich noch einen dunklen Kapuzenumhang um. Da er lieber auf einen Leibwächter verzichten wollte, öffnete er sein Zimmerfenster schwang beide Beine über das Fensterbrett. Er klammerte sich an den Fensterrahmen des Zimmers, während er sich, den Rücken durchgebogen wie beim Limbo, langsam aus dem Fenster gleiten liess. Schliesslich hing sein ganzer Körper aus dem Fenster. Unter einiger Kraftanstrengung gelang es ihm, die Beine um die Regenrinne neben dem Fenster zu schlingen. Dann liess er vorsichtig den Fensterrahmen los und rutschte die Regenrinne wie eine Feuerleiter hinunter. Er hatte so etwas schon tausendmal gemacht. Damals war er noch kein Lichterlord gewesen, sondern einfach nur Mile der Waisenjunge. Immer wenn die Kinder genug von den schäbigen Wänden des Waisenhauses gehabt hatten, waren sie einfach abgehauen. Meistens nachts, wenn die Leiter des Waisenhauses selbst schon schliefen. Die Fenster in den Schlafräumen der Kinder waren allesamt vergittert gewesen, ebenso die in den Badezimmern. Nur das Küchenfenster nicht. Das Vorhängeschloss des Küchenfensters war leicht mit einer Haarspange zu knacken gewesen. Schwierigkeiten hatten sie nur beim Hinausklettern gehabt. Von dort kannte er den Trick mit der Regenrinne. Wenn die Waisenkinder dann frei gewesen waren, hatten sie sich auf dem Spielplatz zwei Strassen weiter getroffen. Die Schaukeln waren schon vor Jahren geklaut worden und die Rutschbahn hatte ausgesehen wie eine zerdrückte, zerlöcherte und rostige Alubüchse, doch das machte nichts. Sie hatten sich gar nicht für den ramponierten Spielplatz selbst, sondern viel mehr für den Fussballplatz daneben interessiert.
Alle Kinder, die genug Mut gehabt hatten, aus dem Waisenhaus auszubrechen und herzukommen, hatten sich auf dem Fussballfeld getroffen. Gras war dort nicht mehr gewachsen. Je nach Wetter hatte das Spiel auf einem staubtrockenen oder matschigen Platz stattgefunden. Oh ja, das waren Zeiten gewesen. Im Licht des Mondes und der Sterne hatten sie Fussball gespielt. Erst als alle kaum noch gehen konnten vor Erschöpfung und Müdigkeit waren sie wieder zurück in das Waisenhaus geschlichen. Mit Räuberleitern und der Regenrinne waren sie alle wieder heil im Heim angekommen. Natürlich hatte man die Kinder eines Nachts beim Abhauen erwischt und so war auch das Küchenfenster vergittert worden. Trotzdem war es eine schöne Erinnerung und nun schien sich das Klettertraining auch noch zu lohnen...
Sobald Mile auf dem Boden aufkam, nahm er die Beine in die Hand und lief los. Keine der Wachen en, die vor dem Rathaus postiert worden waren, hatte ihn bemerkt. Sicher schliefen sie wieder oder waren betrunken. Trotzdem zog Mile sich die Kapuze des dunkelgrünen Umhangs tief ins Gesicht und lief schneller. Die Nacht wurde zu seinem Verbündeten, denn sie versteckte ihn unter ihren Schatten.
Oh, wie Drosselbart ihn morgen tadeln würde, wenn er erfahren würde, dass der Lichterlord ohne Begleitschutz mitten in der Nacht aus dem Rathaus ausgebrochen war. Aber das war egal, was er vorhatte, musste er alleine tun.
Seine Schritte hallten von den Wänden wider. Seine Schatten tanzte im Licht der vereinzelten Strassenlampen. Alles war von einem unheimlichen Schimmern überzogen, denn ein Schauer hatte die Stadt vor einer Stunde vollkommen durchnässt und jeden noch so kleinen Pflasterstein mit einer dünnen Wasserschicht überzogen. Dementsprechend roch es auch nach Regen, was Mile sehr mochte. Vor allem dank seinem übernatürlichen Geruchssinn. Auch die Kraft des Lichterlords erwies sich als nützlich und so rannte Mile mit einer unerschöpflichen Ausdauer durch Aramesias Gassen und Strassen, immer weiter Richtung Westtor.

Uralte Fassung (1): Twos - Die Prophezeiung von Feuer und EisTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon