Erster Akt dritte Szene - Mêrîcans Zukünftiger

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Nachdem sie wieder heim gefahren und zu Hause angekommen waren, riefen die Eltern Mêrîcan und deren Geschwister zusammen und verkündigten allen stolz, dass die 14-Jährige bei einem Grillfest in wenigen Tagen ihrem zukünftigen Ehemann und ab jetzt Verlobten Mudî und dessen Eltern vorgestellt werden würden.  Während sich die anderen allesamt über diese Nachricht freuten, wurde dem Mädchen das Herzen plötzlich tonnenschwer. 

Genau das was sie bereits befürchtet hatte, war nun wirklich eingetreten. Ihre Eltern hatten für sie einen Kurden ausgesucht, den sie heiraten soll und mit dem sie den Rest ihres Leben verbringen sollte. Dass sie denjenigen aber niemals lieben würde (können würde), da sie nun mal einen anderen liebte ... das spielte hier keine Rolle. Weil man in ihrer kurdischen Familie keinerlei Wert auf Gefühle wie Liebe legte sondern nur auf die Traditionen ihrer Kultur bzw. ihrer Religion. 

Aber Mêrîcan wusste auch, dass sie keine Wahl hatte. Sie würde ihren Eltern und ihrer Familie gehorchen müssen; wie sie es schon von klein auf musste. Dass die Eltern die Ehemänner für ihre Töchter aussuchten und die Mädchen sich fügten, das war schon immer so gewesen und würde wohl auch immer so bleiben. Auch die Mutter der 14-Jährigen hatte ihren Ehemann auf diese Weise "kennen gelernt" und die beiden lebten bis heute zusammen - ob ihre Mutter nun glücklich war mit ihrer Ehe oder nicht, das war nicht klar. Zumindest hatte das Mädchen noch nie gehört, dass sie sich einmal in der Hinsicht beschwert hatte. Und auch alle anderen weiblichen Mitglieder in der Familien, die entweder schon verheiratet oder aber zumindest schon mit dem von ihren Eltern ausgesuchten Zukünftigen verlobt waren, hatten sich diesem ihnen aufgezwungenen Schicksal ergeben. 

Doch auch wenn die 14-Jährige wusste, dass ihr selbst auch keine Wahl blieb als sich zu fügen und jenen jungen Mann zu heiraten, der ihr ausgesucht wurden war; sie hatte dennoch dieses Verlangen im Inneren sich gegen die Tradition zu wehren. Sie würde immer nur einen Mann auf dieser Welt jemals lieben können ... und das war nun mal Yaşar.

Er war der Einzige, den sie jemals heiraten wollen würde - wenn sie die freie Wahl hätte und ihren Ehemann selbst und ohne jede Einmischung der Familie, vor allem aber der Eltern wählen dürfte. Aber sie wusste, dass man eine Ehe mit Yaşar niemals gut heißen würde; schon allein wegen der Tatsache, dass er Türke war. Doch vermutlich würde ihre Familie es noch nicht einmal akzeptieren, wenn sie sich heimlich in einen Kurden verliebt hätte und diesen nun heiraten wollen würde. Denn auch das würde im Grunde der Tradition widersprechen.

So war es - egal wie oft Mêrîcan hin und her überlegte und ihre Möglichkeiten abwägte - Fakt, dass sie sich letztlich dem Willen ihrer Eltern und der Familie fügen und den für sie ausgewählten Mudî zu heiraten. Entweder das oder ich bringe mich um, dachte die 14-Jährige tief traurig.

Ende Erster Akt dritte Szene

Mêrîcan und Yaşar (Romeo und Julia)Where stories live. Discover now