2. Der Anruf (08.04.15🎉🎂)

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*20h32*

"Nein, Onkel Ben und Tante Helene haben mir seit jahren nicht mehr zum Geburtstag gewünscht.", antworte ich bereits gelangweilt von diesem Telefonat und lasse den Kopf in den Nacken fallen. Leg schon auf, bitte.

"Siehst du? Ist schon traurig wenn die ganze Familie auf einen scheisst. Die haben uns seit deine Mutter ausgetickt ist alle vergessen diese falschfreundliche.. Mistböcke.", ein spöttisches, raues Lachen verlässt Vaters Kehle.

Traurig, ja. Jedoch muss ich mir ein genervtes Seufzen verkneifen. Wenn man dazu fähig ist sein eigenes Fleisch und Blut als falschfreundliche Mistböcke zu bezeichnen dann hat man es einfach nicht besser verdient. Es ist auch definitiv kein Wunder wenn die Beiden sich nicht mehr bei dem Neffen und der Nichte melden. Die müssen doch Angst vor dem haben was bei so einem Vater wohlmöglich aus uns geworden ist.

"Naja.. War ja auch nicht anders von denen zu erwarten, oder? Ich lass' dich jetzt in Ruhe deinen Geburtstag feieren.", fuhr mein Vater fort als er bermerkte dass ich darauf nichts geben würde.

"Okay, danke-", erwidere ich ein Stückchen wacher als zuvor.

"-Bau keinen Mist Brooke, hast du gehört? Und pass ja gut auf die Wohnung auf!", fiel er mir zwar ins Wort doch ich bin erleichtert dass dieses Telefonat jetzt ein Ende hat.

"Ja Papa.. dass werde ich. Machs gut.", verabschiede ich mich murmelnd und lege mit einem anschliessenden Seufzer den Hörer nieder.

Natürlich passe ich gut auf die Wohnung auf. Was denkt der denn von mir?

Mir mit den Händen die Erschöpfung des nichts tun aus dem Gesicht wischend lasse ich meinen Blick über das Chaos im Wohnzimmer streifen.

Okay.. Da habe ich mir wohl selbst wieder etwas vor gemacht. Cornflakes Schüsseln die sich auf dem Wohnzimmertisch stapeln, leere Keksverpackungen, Gläser, Tassen und Wasserflaschen die etwas überall verteilt rumliegen und zu guter letzt die Pizzakartons von der letzten Woche die ich einfach unter die Couch geschoben hatte.

Ich verziehe angewidert von mir selbst das Gesicht. Wenn man bedenkt dass dies das Resultat einer Woche Gammeln ist...

Dass war eine der ersten von Mrs. Tomlinsons Fragen, "Fühlst du dich zu Hause denn wohl?"
Nun ja, ich müsste mir mal die Zeit nehmen hier kräftig aufzuräumen und zu putzen um mich in dieser alten verstaubten Wohnung richtig wohl fühlen zu können.

Da hatte sie einen wunden Punkt getroffen, die werte Mrs. Tomlinson.

Diese Frau hatte mir bei unserer ersten Sitzung bereits sehr geholfen und grosses bewirkt denn sie versuchte nicht nur mir klar zu machen dass ich dringend eine Veränderung brauchte sondern im Nachhinein auch meinem Vater als sie in meinen verzerrten Gesichtszügen wohl bemerkte dass diese eine Entscheidung nicht bei mir lag.

"Hast du denn schon an einen Schulwechsel gedacht?", hatte sie mich sichtlich betroffen gefragt nachdem ich ihr von meinem täglichen Schulleben erzählt hatte.
Ich musste mir die spöttisch hochgezogenen Augenbrauen mächtig verkneifen. Dachte sie etwa mir wäre dass noch nie durch den Kopf gegangen und dass ich es etwa noch nicht versucht hätte? Wenn mein Vater es erlaubt hätte als ich zum ersten mal danach fragte und zwar zwei ganze Jahre davor dann wäre ich ein paar Tage zuvor nicht halbnackt am verbluten auf dem Gehweg meiner Wohnstrasse gefunden worden.

"Ich werde deinen Vater darauf ansprechen damit du ihm sagen kannst was du wirklich willst. Wartest du einen Moment? Ich hole ihn jetzt her.", meinte sie mit einem aufmunternden Lächeln.
Ich nickte, wünschte ihr innerlich viel Glück dabei um meinen Vater zu überreden. Wenn ich fragte meinte er jedes mal die Schuldirektorin sei eine Freundin der Familie und würde alles dran setzen mir das Leben bis zum Abschluss so angenehm wie möglich zu gestalten. Er behaarte sich darauf.
Davon bemerkte ich nur leider nichts.
Nachdem ich nämlich beschuldigt wurde die Turnhalle ab gefackelt zu haben redete sie mich nur noch an wenn die Kantinenrechnung noch nicht bezahlt wurde.

X-Posed Maniacs- Mitten Ins Herz (Naughty Decisions)Where stories live. Discover now