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Keine fünf Minuten sind vergangen, als sich jemand neben mich fallen lässt. Ein Mädchen, mit blonden kurzen Haaren und blauen Augen.
,,Objekt Omikron?" fragt sie mich verschwörerisch und schlägt ihre Beine übereinander.
,,Ich bevorzuge Nick. Du bist die Freundin von dem Mädel, nehme ich an." Dabei fällt mir auf, dass ich nicht mal ihren Namen kenne.
,,Zeig deinen Arm." fordert sie und dreht mich in die richtiges Lage, sodass sie einen guten Blick auf meinen rechten Oberarm hat.
,,Huh, das sieht schlimm aus. Aber keine Angst das verheilt schneller als man denkt. Bei mir ist die Markierung schon fast hellrot, würde ich behaupten." plappert sie munter drauf los.
,,Wie heißt du?" Diesmal werde ich den Namen meiner Begleitung herausfinden, für den Fall das ich sie auf Grund von Freiheitsberaubung verklagen muss. Unwahrscheinlich, doch nicht unwahrscheinlich genug um keine Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen.
,,Stimmt, wo bleiben meine Manieren. Ich bin Fabiola, das Xi." lächelt das Mädchen. Ich muss zugeben, dass sie mir um einiges sympathischer als die andere erscheint. Fabiola hat gepflegte Haare, trägt dezente Schminke und riecht nach einer süßen Zuckerwatten Wolke.
,,Die andere meinte das du mir alles erklären wirst." versuche ich mehr über das Ganze herauszufinden. Fabiola nickt.
,,Gerne doch. Ich weiß wie du dich fühlst. Nimm es Jordyn nicht übel, dass sie so wenig Zeit in dich investiert. Sie steht voll unter Stress." Jordyn. So heißt die Blonde die mich aufgegabelt hat also.
,,Sie hat mich gefunden und wusste das mich keiner kennt. Ich dachte sie will mir helfen, aber stattdessen verwirrt sie mich nur noch mehr." erkläre ich und beiße mir frustriert auf die Lippe.
,,Ich verstehe dich. Den ersten Markierten, den wir nach unserem Erwachen sehen ist für uns eine Art Bezugsperson. Ich erinnere mich daran, wie mich Maddox gefunden hat. Seid dem hat er mein Vertrauen und ich stütze mich auf ihn, doch Jordyn ist niemand auf den du dich verlasse kannst."Fabiola greift nach meiner Hand und streicht sanft darüber.                                                          
,,Dann erklär du es mir." versuche ich Antworten auf meine Ungewissheiten zu bekommen. ,,Ich werde es versuchen, auch wenn ich es nicht soll. Jordyn hat eine Versammlung für morgen einberufen, bei der dir das Grundlegende erklärt wird, doch glaub mir, selbst dann wirst du mehr erfahren wollen." Ich betrachte das Profil des Mädchens. Ihre blauen Augen sind auf den See gerichtet, während sie meine Hand nach wie vor umklammert hält. ,,Versammlung? Was für eine Versammlung denn?" ,,Erkläre ich später. Lass mich erstmal deine vermutlich dringendsten Fragen beantworten. Warum bist du hier? Warum bin ich hier? Und was hat das Alles zu bedeuten." Ich nicke zustimmend. Endlich jemand der mir antwortet, anstatt mich anzuweisen den Mund zu halten.

,,Wo fange ich denn an-" überlegt das Mädchen und streicht sich eine Strähne hinters Ohr. ,,Am Besten am Anfang." werfe ich ihn ein. Sie schmunzelt. ,,Anfang. Ich glaube nicht das es den gibt. Kein Anfang und kein Ende." In ihrer Stimme schwingt eine eiserne Kälte mit. ,, Das alles ist ein Spiel. Wir sind die Objekte und sie sind die Spieler." ,,Wer ist sie?" ,,Lass mich doch erstmal erklären. Alles zu seiner Zeit,... -Warte, wie heißt du überhaupt?" Fabiola lächelt mich an. ,,Nick." ,,Schöner Name, also Nick ich habe gesagt das ich es versuche zu erklären, nicht das ich es schaffe. Also stell es dir so vor. Das alles ist ein riesiges Spiel. Bei diesem Spiel gibt es 24 Jäger, wie wir sie nennen. Der erste Jäger ist der Alpha-Jäger, der zweite ist der Beta-Jäger und so hat jeder Jäger einen alt griechischen Buchstaben zugeordnet. Aber was wären sie für Jäger, wenn sie nicht jagen würden. Sie fangen sich Menschen, markieren Sie mit Ihrem Buchstaben und lassen sie danach wieder frei. Als erstes jagt der Alpha-Jäger, wenn dieser sein Objekt gefunden und getötet hat, geht der Beta-Jäger auf die Jagd. Verstehst du?" Ob ich es wirklich verstanden habe weiß ich nicht, doch ich nicke. Die Geschichte scheint ganz interessant zu sein.
,,So, wenn der letzte gejagt hat, sprich der Omega-Jäger geht das ganze wieder von vorne los. Sprich der Alpha hat bereits ein neues Objekt gekennzeichnet. 10 Objekte bevor man selber gejagt wird erwacht man. Davor hat man schon 12 Objekte im Koma gelegen. Zumindest vermuten wir das. Unsere Rechnung ist nicht in Zeit, sondern in Objekten. Kannst du mir folgen?" Während ich mir vorhin nicht sicher war, ob ich sie
verstehe bin ich mich mittlerweile sicher. Ich habe keine Ahnung was Fabiola meint.
,,Nein, ehrlich gesagt nicht." ,,Kann ich verstehen. Mach dir nichts draus. Ich bin wirklich schlecht im erklären. Außerdem bin ich selber gerade mal seid drei Wochen wach und verstehe selber nicht alles. Damals wurde wegen mir auch eine Versammlung abgehalten und glaub mir, dass ist wirklich gruselig. Die anderen wirken kühl, doch davon solltest du dich nicht einschüchtern lassen.
Soweit ich weiß ist das Zeta, sein Name ist Calvin, auf der Flucht. Je näher man seiner eigenen Flucht kommt, desto verrückter wird man wohl."
Ich versuche zu Begreifen was mir das Mädchen zu erklären versucht, doch das alles passt nicht zusammen. Das Gröbste mit den Jägern und den Buchstaben habe ich verstanden. Das war's dann leider auch schon.
,,Ich glaube, ich bin zu doof für das alles." Sie lacht. Ihre Zähne blitzen in einem hellen weiß auf. ,,Das dachte ich auch, aber es wird besser. Es ist wichtig, dass du dich nicht selber verlierst. Dadurch das dich keiner kennt bist du im Prinzip nicht existent. Ziemlich komplizierte Angelegenheit. In den nächsten Tagen wirst du mit nichts anderem mehr konfrontiert werden. Lass uns über was anderes reden, solange dein Kopf noch frei ist."
Fabiola richtet sich auf und streicht ihr violettes Kleid gerade.
,,Lass uns ein Stück gehen." Ich nicke und stemme mich ebenfalls hoch.

Gemeinsam laufen wir den Weg entlang. Nach wie vor ist es brennend heiß und die Umgebung rund um den See ist gut besucht.
,,Erzähl mir was von deinem Leben." fängt Fabiola ein Gespräch an. Aus ihrer kleinen Tasche hat sie eine rote Sonnenbrille gezogen, die bei jedem anderen lächerlich ausgesehen hätte, doch bei ihr erstaunlich gut aussieht.
,,Was willst du denn wissen?" Meine Kehle ist wie zugeschnürt. Ich erinnere mich an das Gespräch mit meiner Granny. Wenn ich eins von Fabiolas Worten verstanden habe, dann das alles anders sein wird.
,,Alles. Hast du Geschwister? Freunde? Bist du zur Schule gegangen? Deine Hobbys? Dein Alter? Alles was für dich bis jetzt selbstverständlich war."
,,Ja, ich habe Geschwister. Belle und Tara. Meine zwei kleinen Schwestern. Sie sind manchmal wirklich nervig, aber andererseits auch zuckersüß. Belle ist acht und Tara sechs. Meistens klauen sie die Kekse meiner Granny. Die wohnt nämlich auch bei uns, seid mein Opa verstorben ist." -,,Das tut mir wirklich Leid." - ,,Alles gut, er hatte ein erfülltes Leben. Genau wie man es sich wünscht. Er hat meine Granny in jungen Jahren kennengelernt, dann haben sich die beiden verliebt, geheiratet und schließlich meine Mum und ihren Bruder bekommen."
Wenn ich wirklich sterben muss, dann werde ich dieses Glück niemals erfahren. Bei dem Gedanken daran, schnürt sich meine Kehle weiter zu.
,,Ich weiß was du denkst. Aber es gibt Hoffnung. Vielleicht nicht mehr für uns, aber auf jeden Fall für die, die nach uns kommen."
Zwar bin ich mir nicht sicher, was genau Fabiola meint, doch ich nicke. ,,Ich bin vor drei Monaten 19 geworden. Mit 17 habe ich die Schule geschmissen, um mit meinem besten Freund Phil die Welt zu bereisen, doch daraus ist nichts geworden. Seit dem bin ich feiern gegangen, habe jede Nacht einen Drauf gemacht und wurde nach besonders harten Nächten von meiner Granny in den verschiedensten Kulissen aufgegabelt. Bis ich erwachte, sie anrief, sie mich nicht erkannte, ich Jordyn traf und schliesslich dich. Apropos Jordyn. Wo musste sie so schnell hin?" Bei Fabiola habe ich das Gefühl wirklich aufgenommen zu werden, während Jordyn mir gezeigt hat, wie wenig ich sie tatsächlich interessiere. ,,Ich weiss es nicht so genau. Maddox meinte mal, dass sie in alten Büchern forscht. Wir wissen nicht woher die Jäger kommen oder was sie genau mit der Jagd erreichen wollen, doch manche, sowie Jordyn glauben das es einen ganz simplen Grund dafür gibt. Zum Beispiel sucht man in der Bibel nach Erklärung, oder in anderen heiligen Schriften. Soweit ich weiss hat Jordyn schon alle möglichen Geschichten auf Hinweise untersucht. Sagen, Legenden, aber auch Hirngespinste der Menschen. Ob ihre Suche etwas bringt wage ich zu bezweifeln, doch nichts tun und auf den Tod warten ist wohl noch schlimmer."

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⏰ Last updated: Jan 14, 2018 ⏰

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