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Die Stadt ist heute wieder brechend voll. Jordyn ist von dem Park in eine Nebenstraße gebogen, die sie direkt auf die Shopping Maile führt. Sie schiebt sich durch die Menschenmasse hindurch, bis sie bei einem Café ankommt. Dort lässt sie sich an einem Tisch im Freien nieder und holt ihren alten Laptop aus dem Rucksack. Während das Gerät hochfährt beobachtet sie die Leute. Die meisten sind in Gruppen unterwegs. Manche shoppen, manche sind anscheinend auf dem Weg in den Park oder zum See und wieder andere fotografieren die Landschaft.
Sobald ihr Laptop hochgefahren ist öffnet sie ihr Postfach. Drei neue Nachrichten.
Die erste ist von Maddox.

[Hey Iota, Zeta geht es gut soweit ich weiß. Theta und ich suchen nach Omikron! Bisher erfolglos! Die Anderen halten ebenfalls Ausschau! Hast du schon was Neues von ihnen gehört? LG Eta]

Sie schmunzelt sobald sie die Nachricht gelesen hat. Maddox nennt sie alle bei dem alt griechischen Buchstaben ihrer Markierung. Jordyn ist das Iota. Maddox das Eta. Die nächste Mail ist von Calvin.

[Bin in Australien angekommen! Schreibt wenn es etwas Neues vom Omikron gibt! C]

Calvins Emails sind fast immer kurz gehalten. So wie diese. Vielleicht liegt es daran das er gerade auf der Flucht ist und sich in erster Linie darauf konzentrieren muss. Jordyn schnürt es bei dem Gedanken, dass sie selber bald auch in dieser Situation sein wird die Kehle zu. Außer es passiert ein Wunder und sie finden einen Ausweg aus dem Spiel bei dem jeder von ihnen verliert. Sie erinnert sich daran was ihr Vater immer gesagt hat. 'Es gibt immer einen Ausweg. Man muss nur lang genug nach ihm suchen'.
Hoffentlich hat er Recht, denn bisher waren jegliche Versuche dem Ganzen zu entfliehen nutzlos. Wenn du gekennzeichnet bist, wirst du gejagt; bist ein Objekt ihres Spiels.
Die dritte und letzte Mail ist die von Tyler. Sie wurde vor drei Monaten zugestellt, doch sie hat sie bis heute noch nicht geöffnet. Tyler war ihr bester Freund. Die E-Mail ist das letzte was sie von ihm vor seinem Tod gehört hat. Das letzte Überbleibsel seiner Existenz. Sie kann sich denken was drin steht. Es tut ihm leid das sie versagt haben, aber sie soll weiter machen und nach einem Ausweg suchen.
Leichter gesagt als getan. Wie in den letzten Monaten ignoriert sie die Nachricht. Stattdessen tippt sie Maddox eine Antwort ein.

[Calvin hat sich bei mir gemeldet. Er ist gut angekommen. Nein, Mara und Malia haben sich das letzte mal vor Valerians Tod gemeldet! Wo die anderen sind weiß ich leider auch nicht! Jordyn]

Die Nachricht ist abgeschickt. Seufzend klappt das Mädchen den Laptop zu.
Unauffällig beobachtet sie die Passanten die an ihr vorbei stieren. Eine Frau mit hochgestecktem violetten Haar treibt eine Schar Kinder vor sich her.
,,Nicht so schnell Timo!" schnappt sie einzelne Gesprächsfetzen auf. ,,Komm Liza, nimm meine Hand!"
Die Gruppe verschwindet langsam aus ihrem Blickfeld. Deshalb fokussiert sie ihren Blick auf einen Jungen, der die Straße entlang gelaufen kommt.
Mit einer Hand presst er ein Handy an sein Ohr, mit der anderen fuchtelt er in der Luft rum. Bei den hastigen Bewegungen verziert er schmerzerfüllt das Gesicht. Anscheinend hat er Schmerzen im Arm. Auf dem Rücken trägt er einen Rucksack.
Er hat dunkles Haar, das dank der Hitze in seinem Gesicht klebt. Der Junge kommt ihr immer näher. ,,Verdammt, was ist nur mit euch allen los? Ist das eine Verschwörung gegen mich?" hört sie ihn fluchen. Er ist nur noch wenige Meter von dem Mädchen entfernt und kommt mit langen Schritten immer Näher. ,,Das wird mir langsam zu doof. Ich habe doch gesagt ich bin verletzt, aber wenn du es für nötig hältst das weiter durchzuziehen, dann Tschau." Seine Augen sehen erbost aus. Sie fragt sich was ihn so aufregt. Vor dem Café in dem sie sitzt kommt der Junge zum stehen. Er trägt trotz des heissen Wetters einen dicken Pullover, den er genervt nach oben schiebt.
Sein Blick wandert zu dem Mädchen. Er lächelt Jordyn halbherzig zu, bevor er sich wieder in Bewegung setzt. Einen Tisch neben ihr lässt er sich auf einen Platz nieder. Unauffällig betrachtet sie ihn von der Seite. Sie schätzt ihn auf 19, vielleicht älter.
Die Bedienung kommt sofort um seine Bestellung aufzunehmen. Sobald das Mädel wieder verschwunden ist lehnt sich der Junge zurück. Jordyn spürt verschiedene Gefühle die von dem Jungen auszugehen scheinen. Seine verwirrten Augen, sein verkrampfter Oberkörper, der angewinkelte Arm und die scheinbar erschöpften Gliedmaßen.
Der Junge zieht behutsam seinen Pulli nach oben. Anscheinend versucht er seinen vermutlich verletzten Arm schonend aus der Hitze zu befreien.
Ihr Blick fällt auf seinen freien Oberarm. Dieser ist rot angeschwollen, doch etwas anderes zieht ihre Aufmerksamkeit auf sich. Von dem Rot seines Arms setzt sich ein Teil der Schwellung in einem dunklen, fast schwarzen Farbton ab. Sie reißt die Augen auf. Das kann doch nicht wahr sein.

Object Omikron Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu