Ein echt mieser Geburtstag. Oder- wie sich Richmond vom Regal fallen ließ

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Eine nörgelnde Stimme weckt mich auf.
,,Wach auf, Hexenkind." ,,Lass mich noch 5 Minuten schlafen, Mom.", murmele ich in mein Kissen und kuschele mich noch mehr in meinen Schatz.
,,Ich bin nicht deine Mutter, wie oft denn noch bis du es endlich verstehst, Hexenkind. Und jetzt steh auf!" ,,Okay, nur noch 10 Minuten." ,,Das sind 5 Minuten mehr, als vorher!" Ich drehe mich weg von dem Störenfried und seufze leise. ,,Lass mich in Ruheee." ,,Okay. Auch wenn heute dein Tag ist, das hast du dir selbst zuzuschreiben." ,,Hm?", summe ich leise und entspannt, als eine Ladung Wasser auf mir landet. Augenblicklich bin ich hellwach. Und stinksauer. Ich springe auf und schüttele mich, während ich die Person suche, die mir das angetan hat. Auf meinem Bücherregal, das neben meinem Bett steht, sitzt ein braun-weißer Uhu, neben ihm steht ein Eimer, an dem Wasser hinuntertropft.
,,DU!", knurre ich wütend und balle meine Hände zu Fäusten. ,,Wenn ich dich in die Finger bekomme, bist du tot! Was sollte das denn?!" Aufgebracht springe ich auf meinen Schatz, alias mein Bett, und versuche irgendwie an Richmond ranzukommen, der mein Vorhaben belustigt aus trägen Augen beobachtet. ,,Du wolltest nicht aufstehen. Ich hatte keine Wahl." ,,Man hat immer eine Wahl, Richmond.", knurre ich sauer und strecke mich, um ihn irgendwie da runter zu bekommen und danach ganz entspannt eigenhändig umzubringen. Ich bin keineswegs brutal, nur lasse ich meinen Worten Taten folgen. ,,Komm da runter und stell dich mir." Richmond beginnt laut zu krächzen. Wenn Uhus sowas machen, bedeutet das eigentlich immer, dass sie einen auslachen. Was mich in diesem Fall nur noch mehr auf die Palme bringt. Langsam beruhigt er sich wieder und räuspert sich dann. ,,Hexenkind,", so nennt mich der Uhu immer, obwohl er meinen Namen genau kennt, ich glaube er macht es, um mich zu ärgern, ,,Ellen wartet unten auf dich. Es ist dringend." Mein Ärger verpufft so schnell, wie er gekommen ist. ,,Echt? Wirklich? Sie ist jetzt schon zu Hause? Uii, ich kann's kaum erwarten!" Aufgeregt springe ich von meinem Bett und laufe die Treppen runter in unser Wohnzimmer, dass mit einer offenen Küche verbunden ist.

Unser Haus an sich ist ein kleines Ein-Familien-Haus in einer guten Nachbarschaft, wo die Leute aber keine Ahnung von Hexen haben. Im Grunde hat niemand ne Ahnung davon, dass es wirklich Hexen gibt. Deswegen ist es auch allen Hexen strengstens verboten Magie in der Öffentlichkeit anzuwenden, außer man handelt in einem Notfall. Aber damit habe ich kein Problem. Vielleicht liegt es daran, dass ich kaum hexe. Vielleicht liegt es auch daran, dass meine Hexenkräfte grottig sind, im Vergleich zu denen meiner Mom. Wer weiß das schon.
Unser Haus ist auch, meiner Meinung nach, dass interessanteste und schönste in dieser Wohngegend. Alle Häuser sehen gleich aus, aber unseres trieft nur so vor Leben. Überall wachsen Pflanzen: Blumen, Bäume, Büsche und Heilpflanzen. Eine Hecke schützt unser Heim vor neugierigen Blicken und ein metallenes Gatter ziert unseren Eingang. Es sieht alles etwas alt und abgenutzt aus, aber dadurch verliert es nicht an seinem Charme, im Gegenteil. Auch das Innere des Hauses ist mit gemütlichen Möbeln und vielen Pflanzen ausgestattet. Trautes Heim, Glück allein, trifft hier wirklich zu.

Aus der Küche kommt ein lautes Krachen und eine graue Wolke sikert aus ihr heraus. ,,Mom?", rufe ich hustend und halte mir meine Hand vor den Mund. Zwar ist meine Mom wirklich gut in allem was sie tut, aber sie hat einfach kein Talent fürs Kochen. Und das wundert sie jedesmal aufs Neue. Mich aber nicht mehr und deswegen bin ich auch fürs Kochen zuständig. Eigentlich. ,,Was tust du da? Kochst du etwa?" Meine Stimme klingt dumpf durch meine vorgehaltene Hand und ich entdecke eine zierliche Gestalt in dem ganzen Rauch. ,,Ach Schatz, ja, das sollte doch eine Überrschung sein!", ruft sie, auch hustend und wedelt mit ihrer Hand, während sie ein paar Worte murmelt. Der Rauch löst sich sofort in Nichts auf und ich sehe meine Mutter nun auf dem Boden hockend, mit einer Bratpfanne in der Hand, die tierisch stinkt und eine nicht identifizierbare Mahlzeit inne hält. ,,Alles okay?", frage ich und helfe ihr auf, nehme ihr die Bratpfanne ab und weiche sie sofort in warmem Wasser ein. Sie streicht sich eine ihrer blonden Strähnen aus dem Gesicht und lächelt mich an. ,,Ja, ja, alles in Ordung Schatz. Und dabei sollte das eine Überraschung sein! Ich frage mich, was dabei schief gelaufen ist..." Sie hält inne und blickt konzentriert auf die Herdplatte. Wie gesagt, sie versteht einfach nicht, dass sie nicht kochen kann. Ich habe auch zusammen mit Richmond versucht ihr das zu erklären, aber vergeblich. Letztendlich kamen wir zu dem Schluss, dass es das Beste seie, wenn ich das Kochen übernähme. Plötzlich klatscht Mom in die Hände und befreit mich aus meinen Gedanken. Sie lächelt mich wieder mit ihrem bezaubernden Lächeln an. Eine so freundliche, aber einfach gestrickte Hexe wie sie habe ich noch nie gesehen. Ich erwidere ihr Lächeln leicht.

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