Kapitel 2

3 0 0
                                    

"Enja, kommst du bitte endlich? Ich weiß wie spannend dein Buch ist, aber du musst zur Schule!", ruft meine Mutter von unten. Genervt schließe ich meine Lektüre, schnappe mir meine Tasche und gehe in die Küche.

Dort schiebt mir meine Mutter schon mein Lunchpaket rüber, welches aus einem Sandwich, einem Apfel und einer Flasche Wasser besteht.

"Okay, danke Mum. Ich mache mich dann mal auf den Weg. Viel Spaß auf der Arbeit.". "Bis dann Schätzchen"

Zum Glück habe ich es nicht weit zur Schule und bin somit noch pünktlich zum Stundenbeginn da. 

Da ich mein gesamtes Leben bis jetzt mit lernen und lesen verbracht habe, könnte man denken ich gelte als Streber. Glücklicherweise tue ich das nicht, denn ich bin sozusagen unsichtbar für meine Mitschüler.

Meistens macht mir das nichts aus und ich fühle mich wohl damit, doch wenn man mal in das Sekretariat geht und man gefragt wird ob man neu hier ist, dann nervt das doch schon ganz schön.

Kaum sitze ich auf meinem Platz, kommt auch schon der Lehrer, Herr Klocke. Ich habe jetzt englische Literatur, eines meiner Lieblingsfächer.

Nach der Stunde habe ich noch Mathe, Lunchpause, Biologie und Sozialkunde. 

Als der Tag dann endlich geschafft ist, gehe ich wieder nach Hause und stelle mir Lasagne von gestern in die Mikrowelle. 

Zusammen mit der Lasagne setze ich mich auf die Couch und schaue ein bisschen fern. Bis  meine Mum heim kommt dauert es noch, das weiß ich . Sie arbeitet in einer Anwaltskanzlei und verdient eine Menge Geld, weshalb es uns daran sicher nicht mangelt.

Meinen Vater habe ich kaum gekannt. Er ist verstorben als ich noch ein kleines Baby war. Oft denke ich daran, wie das Leben mit einem männlichen Vorbild wohl gewesen wäre und ob ich dann anders wäre als ich es jetzt bin. 

Gerade als ich meinen Teller in die Spülmaschine geräumt habe, klingelt es an der Tür. Ich gehe hin und öffne sie. 

Erschrocken kann ich nur ein "Ja?" herausbringen, denn vor der Tür stehen zwei Polizisten. 

In meinen Büchern habe ich solche Szenen schon oft gelesen. Aus diesen Grund hoffe ich gerade nur, dass nicht das passiert ist was ich gerade denke. 

Leider werde ich in den folgenden Minuten vom Gegenteil überzeugt.

"Hallo, du  musst Enja sein. Können wir reinkommen?"

Ich nicke und gehe aus dem Weg um sie reinzulassen. 

"W... wie kann ich Ihnen helfen?", frage ich leise und stocke kurz.

"Setzen wir uns doch zuerst", sagt einer der Polizisten und deutet auf die Couch.

Als wir sitzen beginnt einer von beiden nach einem tiefen Atemzug zu sagen: "Wir haben leider schlechte Nachrichten für dich, Enja. Deine Mutter wurde in der Kanzlei ermordet. Ein Klient hat nicht das erreicht was er erreichen wollte und wurde sauer. Es tut uns schrecklich leid dir das mitteilen zu müssen."

Nichts. Ich kann nichts machen.

Tot.

Tot.Tot.

Tot.Tot.Tot.

Mir schwirrt dieses eine Wort im Kopf herum, welches mein gesamtes Leben verändern wird. 

Ich hatte Pläne. Wollte noch viele gemeinsame Jahre mit ihr verbringen, mir ihr reisen und sie stolz machen. Ich wollte ihr meine Kinder zeigen, wollte sie zu einer glücklichen Oma machen.

Alles dahin. Von so einem miesen Verräter!

Wut. Ich werde grenzenlos wütend und springe auf.

"Wie bitte? So ein mieses Arschloch nimmt mir meine Mutter weg? Wer ist es? Ich will ihn sehen und ihm in die Augen sehen! Seinen schuldbewussten Blick wenn er sieht, dass er gerade einen Teenager zum Vollwaisen gemacht hat!", sprudelt es nur so aus mir heraus. 

"Enja, bitte beruhige dich. Wir haben denn Mann bereits fest genommen und er wird seine gerechte Strafe bekommen."

"Gerecht nennen Sie das? Sehen sie mich doch an! Ich bin vollkommen allein! Habe niemanden mehr!"

"Wir verstehen dich sehr wohl. Brauchst du Hilfe? Können wir jemanden anrufen, bei dem du nun bleiben kannst? Freunde?"

Ich lache, "Ich habe NIEMANDEN. Nein, ich brauche keine Hilfe. Ich kann auf mich alleine aufpassen."

"Okay. Die Beerdigung werden wir organisieren, damit du dich darum nicht kümmern musst. Wir geben dir das Bescheid."

Die Polizisten stehe auf und begeben sich aus der Tür. 

Nun sitze ich hier und bin allein...



Diamonds are a Girls best friendWhere stories live. Discover now