Der einfache Gedanke

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Jeder kennt den Satz " Ein Gedanke kann die Welt verändern". Doch es ist erstaunlich, wie viel die Menschen nachdenken. Vieles möchte man gar nicht wissen, aber die Menschen sind durchschaubar. Jeder Mensch ist für mich, wie ein Offenes Buch. Ich fühle, was sie fühlen und weiß was sie sich denken. Es ist ein einfaches Spiel, ihre Gefühle zu verändern und auf Ihr darauffolgendes Handeln Einfluss zu nehmen. Gefühle bestimmen unser Leben. Wir wissen intuitiv Wem man trauen kann und Wem man nicht trauen sollte. Bei einen Menschen, bei dem man sich wohl fühlt, erzählt man mit einer hohen Wahrscheinlichkeit lieber Geheimnisse, als einen Menschen dem man nicht traut. Wie gesagt, es ist alles ein Spiel. Die meisten Menschen würden alles dafür tun, mal zu wissen, was sich der andere denkt oder wie er sich wirklich fühlt. Nach einiger Zeit wird man verrückt. Die ganzen Gedanken sind laut. Sehr laut. Und durcheinander. In der Schule habe ich einen Vorteil gegenüber den anderen. Ich weiß schließlich alle antworteten und mit dem richtigen Gefühl des Lehrers komme ich ohne Probleme an sehr gute Noten. Von meiner Gabe weiß niemand. Ich habe es für sicherer gehalten und ich habe nicht vor etwas daran zu ändern. Schließlich gehen wir von Manipulationen von Gefühlen und Gedanken aus. Etwas was bestimmt nicht legal ist. Auf die Gefühle Einfluss zu nehmen, ist eine andere Sache. Es ist einfach die Gefühle so zu verändern, wie es mir in der jeweiligen Situation passt. So ist es mir möglich allein durch meine Anwesenheit einen Streit zu schlichten oder Leute zum Reden zu bringen. Ihre tiefsten Geheimnisse zu erzählen. Da mir keine Grenzen gesetzt wurden, war für mich nichts unmöglich. Aktuell saß ich in der Schule vor meiner fertig geschrieben Englischklausur und wartete seit einer halben Stunde auf das Klingeln. Anstandshalber war ich die erste von den vier Stunden, die wir für die Klausur Zeit gehabt hatten geblieben, obwohl ich nach bereits zehn Minuten mit der Klausur fertig geworden war. Gedankenverloren zeichnete ich auf ein leeres Blatt Papier irgendetwas. Eine
gute Zeitvertreibung. Ich spürte den Blick meiner Lehrerin auf mir ruhen. Was macht Victoria da? Warum schreibt sie nicht? Vielleicht versucht sie zu spicken? Erschrocken schaute ich zu Mrs. Lawson. Für wen hielt sie mich? Meine Noten waren doch Konstant gut, also warum sollte ich spicken. Ich konzentrierte mich Mrs. Lawson die  und veränderte ihre Gefühle. Nun hatte sie das Gefühl, dringend zu Hannah und Emma zu gehen, um zu schauen, ob sie voneinander abschrieben. An mich dachte sie längst nicht mehr. Das hohe klingeln der Schulglocke ertönte. Leise packte ich mein Federmäppchen ein und gab meine Arbeit bei Mrs. Lawson am Lehrerpult ab. Ich spürte die Überraschung und das Misstrauen meiner Mitschüler, als ich meine Arbeit Mrs. Lawson überreichte. " Sind Sie sicher, dass Sie ihre Klausur jetzt schon abgeben möchten, Ms. Roosevelt? Sie haben noch genug Zeit nochmal alles zu kontrollieren und überarbeiteten" fragte mich Mrs. Lawson freundlich. Diesmal veränderte ich ihre Gefühle nicht. Ich hatte ja keinen Grund dafür. " Ja, ich bin mir sicher. Ich habe die Klausur schon kontrolliert." antwortete ich genervt. Mrs. Lawson nickte Verständnisvoll. " Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Nachmittag, Victoria" erwiderte Sie leise. Ich drehte mich um und ging zu Tür. Kurz bevor ich die Tür öffnen wollte, erstarrte ich. Meine beste Freundin Elena war sehr verzweifelt und kam gar nicht mit der Klausur zurecht. Langsam ging ich aus dem Klassenzimmer und konzentrierte mich dabei auf Elena. Sofort veränderte sich ihr Gefühl. Die Verzweiflung verschwand Augenblicklich und jetzt wusste Sie, was Sie machen musste. Ich war so in Gedanken vertieft, dass ich fast mit jemandem zusammengestoßen wäre. In letzter Sekunde wich ich dem Jungen aus. Peinlich berührt schaute ich zu ihm. Ich hatte ihn hier noch nie gesehen. Er sah unverschämt gut aus. Seine hohen Wangenknochen gaben ihm ein Adeliges Aussehen. Er war braungebrannt und hatte Hellblonde leicht gelockte Haare. Er hatte eine schwarze Hose und ein weißes Hemd an. An seinem Handgelenk erkannte ich eine teure Uhr. Doch mein Blick bleib bei seinen Augen hängen.Sie hatten eine Farbe, die ich nicht deuten konnte. Sie waren stahlblau, wie Eis. Eigentlich undurchdringlich und kühl, doch sie lagen warm auf mir. Wenn ich mir es nicht nur einbildete?! 
Für einen Augenblick lang hatte ich gedacht, sie satt golden aufleuchten zu sehen. Etwas was natürlich nur reine Einbildung gewesen war." Tut mir leid" sagte ich langsam, als ich meine Sprache wiederfand. Ich spürte, wie mir warm wurde. Zuerst dachte ich, dass dieser Junge mir eine ärgerliche Bemerkung an den Kopf werfen würde. Doch sein Gesichtsausdruck änderte sich. " Es ist meine Schuld. Ich habe nicht darauf geachtet, wohin ich laufe. Tut mir wirklich sehr leid." erwiderte er mir aufrichtig. Ich hatte diesen Jungen ganz falsch eingeschätzt. Mein erster Eindruck war, dass er überheblich und Arrogant sein würde. Doch er verhielt sich ganz anders. Vielleicht anders, als er tatsächlich war? " Ist schon in Ordnung" antwortete ich schnell und wich seinen Blick aus. " Nein, ist es nicht. Ich bin ziemlich unhöflich. Mein Name ist Nathaniel William Arandor. Aber die meisten nennen mich nur Nate" Seine Stimme war weich und wiederwillig hob ich meinen Blick wieder. Er streckte mir seine Hand entgegen.Eingeschüchtert lächelte ich ihn an. " Mein Name ist Victoria Blair Roosevelt" erwiderte ich mit einer komischen hohen Stimme und reichte ihm meine Hand. Als sich unsere Hände berührten, spürte ich wie eine Art Stromschlag meinen Körper durchfuhr. " Pass auf dich auf, Victoria! Ich kann dich nicht ewig beschützen!"sagte er plötzlich und zusammenhangslos mit einer gedämpften Stimme. Wovon redete er? Wir kannten uns doch erst seit zwei Minuten, also konnte er mich nicht schon vorher beschützt haben, da wir uns nicht gekannt hatten. Wovon konnte er mich nicht ewig beschützen? Gerade als ich Nate diese Frage stellen wollte, stellte ich fest, dass er verschwunden war. Ich drehte mich um, ob ich ihn noch irgendwo sehen konnte, doch er war nirgendwo zu sehen. Verwundert stellte ich fest, dass ihn kein Gefühl und kein Gedanke von ihn wahrnehmen konnte. Zerknirscht ging ich aus dem Schulgebäude zum Parkplatz. Dort wartete mein mattschwarzer Audi auf mich. Dieser Junge wollte mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Langsam glaubte ich, dass ich mir unser Gespräch nur eingebildet hatte.Schließlich hatte jeder Mensch Gefühle und dachte nach. Das heißt ich müsste ihn wahrnehmen. Ich setze mich in den Audi und startete den Motor. Sofort wurde mein iPhone mit dem Auto verbunden und mein Lieblingslied klang aus den Lautsprechern.Langsam fuhr ich vom Parkplatz und beachtete beim vorbeifahren genau die vorbeilaufenden Menschen. Vielleicht war Nate ja noch hier? Doch er war nirgendwo zu erkennen. Auf dem Weg nach Hause ging ich unser Gespräch nochmal ganz genau durch. Dieser Junge war anders gewesen, als die anderen Jungen, die ich bis jetzt getroffen hatte. Er war bedacht,ernst und geheimnisvoll. Nate hatte etwas anziehendes an sich gehabt. Etwas was ich nicht beschreiben konnte. Ich hatte zum ersten mal das Gefühl gehabt, dass mich jemand versteht. Mich und meine Gabe. Aber auch das war ein ziemlich verrückter Gedankengang von mir, da niemand von dieser Gabe wusste und ich sie Nate gegenüber natürlich nicht erwähnt hatte. Sonst hätte dieser nah zu perfekte, wunderschöne Mensch mich für verrückt und seltsam erklärt. Etwas was ich unter allen Umständen vermeiden wollte. Langsam war ich von mir selbst überrascht, denn seit dem sich meine erste große Liebe Jonathan zu einer Person geworden war, in der ich ihn nicht mehr wiedererkannte, war ich kühler geworden und hatte keine Gefühle für jemand anderen zugelassen. Schließlich konnte niemand mit dem alten Jonathan mithalten. Ich verglich jedem mit Jonathan und ich stellte mir bei jeder kleinen Handlung vor, wie der alte Jonathan in dieser Situation gehandelt hätte.Etwas was nicht gerade hilfreich war. Es war ein Thema, was mich traurig machte und wofür ich schon viele Tränen vergossen hatte. Und es würden nicht die letzten bleiben. Obwohl es eine Menge toller, nette, gut aussehende Menschen gab, blieb ich Gefühlskalt. Es tat mir für die Leute leid, aber ich konnte daran nichts ändern. Ich setze den Blinker und bog in unsere Kilometer lange Einfahrt ein. Sofort tauchte ein großes, weißes Tor vor mir auf. Komm schon Tor, geh auf!Dachte ich mir genervt. Ich hasste das abbremsen vor dem Tor.Trotzdem bremste ich wiederwillig ab und wollte gerade meine Hand auf den Scanner legen, als sich die Türen langsam öffnen. Es was ziemlich gruselig. Ich trat wieder auf das Gaspedal und fuhr in überhöhter Geschwindigkeit durch die Allee, bis das Anwesen endlich vor mir auftauchte. Es war eine große altehrwürdige weiße Villa. Jetzt verringerte ich die Geschwindigkeit und fuhr runter in die Tiefgarage. Ich blinzelte ein paar mal, um mich an die  Dunkelheit zu gewöhnen. Ich stellte meinen Audi, hinter meinen Porsche und nennen dem Land Rover meines Bruders. Erleichtert stieg ich aus und schloss das Auto ab. Dabei betrachtete ich mein Spiegelbild in den Fenstern des Audi's. Ich sah ein achtzehn Jahre altes Mädchen mit langen, schwarzen, leicht gelockten Haaren und tiefblauen Augen. Eine Zeit lang starrte ich mein Spiegelbild an, dann warf ich meine Haare nach hinten und ging ich zum Aufzug. Sofort würde ich mit neuen Gefühlen und Gedanken konfrontiert. Sie waren vorher auch schon da gewesen, doch ich hatte sie bis zum jetzigen Zeitpunkt ignoriert. Die Aufzug Türen öffneten sich und ich ging hinein. Mein Bruder George war sehr wütend und verletzt. Seine Freundin hatte ihn mit seinen besten Freund betrogen. Seine Reaktion war verständlich. Der Aufzug stoppte und erneut öffneten sich die Türen. Ich trat heraus und ging durch den Eingangsbereich. Er war mit vielen teueren Bildern dekoriert und in einem schlichten weiß Ton gehalten. Da ich wusste, das George sich bei unserer Bar aufhielt, ging ich zuerst dort hin. Geistige Unterstützung konnte er in seiner aktuellen Situation gut gebrauchen. Die Bar war in der Nähe von unseren Pool. Also durchquerte ich ein paar Räume, bis ich dort endlich angekommen war. George saß vor vielen leer getrunkenen Gläsern und betrachte sein volles Scotch Glas angestrengt. Er hatte keinerlei Ähnlichkeit mit mir aufzuweisen. George hatte Braune Haare und ebenfalls braune Augen. Als ich mich zu ihm setze, machte er sich keine Mühe zu mir hochzuschauen. " Es wird alles wieder gut werden." sagte ich hoffnungsvoll zu ihm. Und ich gab ihm etwas, was er bis dahin nicht gehabt hatte. Hoffnung. Traurig lächelte er mich an. " Du verstehst das nicht. Ich habe meine Freundin und meinen besten Freund verloren." antwortete er niedergeschlagen. Bevor ich etwas antworteten konnte, redete er weiter. "
Aber jetzt hält mich nichts mehr in New York. Ich möchte mit so falschen Leuten nichts mehr zu tun haben. Ich habe mir überlegt, dass ich jetzt endlich nach Afrika reisen könnte, um dort meinen Projekt weiterforschen. Es hat wohl alles seine Vor und Nachteile. " Er schaute von seinem Glas auf und ich legte ihm meine Hand auf seine Schulter. Ich spürte, wie sehr es sich auf sein Projekt in Afrika freute und es hörte sich nach einen vernünftigen Plan an" Das hört sich doch gar nicht so schlecht an. Wann möchtest du denn fliegen?Wirst du das den beiden jemals verzeihen?" Wut kochte in ihm hoch. Sie war stärker, als die Verwunderung, woher ich das alles wusste. Ich lenkte seine Wut schnell wieder in die richtigen Bahnen. " Ich fliege so schnell ich kann. Wahrscheinlich in ein bis zwei Tagen.Du kommst ja auch ganz gut alleine klar.Nein, dass was die beiden getan haben, ist unverzeihlich." Ich schaute verständnisvoll zu ihm. " Ich werde schon zurecht kommen. Ich würde es den beiden auch nicht verzeihen." Seine Gefühle veränderten sich. Er war nun in seiner Meinung bestärkt und Abenteuerlustig. Außerdem spürte ich seinen Trotz und Neugier. Die Neugier galt mir. Das stellte ich in Verbindung mit seinen Gedanken fest.Er wollte wissen, wie mein Tag war und warum ich so gut gelaunt war. Gut, dass ich mich auf die Fragen vorbereiten konnte, sonst hätte ich ein paar Probleme die Fragen zu beantworten. " Na ja, ist jetzt nicht mehr so wichtig. Und wie war es in der Schule? Ist heute irgendetwas besonderes passiert? Du wirkst so anders, als sonst" Ich fühlte mich wie bei einem Vortrag, den man auswendig lernen musste. Meine Antwort hatte ich mir perfekt in meinen Kopf zusammengelegt. " Die Schule war ganz gut. Die Englischklausur war einfach. Was meinst du mit ich wirke anders?" George lächelte mich belustigt an und mit seinen Gedanken lag er noch nicht mal so falsch. Er dachte, dass ich eventuell jemanden kennengelernt haben könnte. Sofort dachte ich an mein peinliches Treffen mit Nate.Ich spürte wie mir warm wurde und ich hoffte das ich nicht als zu rot ablief. " Du wirkst glücklich, Victoria! Außerdem bist du ungewöhnlich gut gelaunt. Hast du heute jemanden kennengelernt?" Obwohl ich seine Neugier problemlos stoppen konnte, tat ich es nicht. Um mir Zeit zu verschaffen, stand ich auf und nahm mir ebenfalls etwas zu trinken. Allerdings nur " Homemade Limonade" . Ich spürte, dass mein zögern seine Annahme bestätigte. " Nein, ich habe niemanden kennengelernt. Und meine Gute Laune kommt daher, weil die Klausur so gut gelaufen ist." antwortete ich bestimmt. Sein Blick lag lange auf mir und ich trank einen Schluck. Zum Glück glaubte er mir und ich entspannte mich. " Gut" sagte er langsam. " Ich muss noch zu Universität." Er konnte in seinem Zustand unmöglich zur Universität. " Du kannst in dem Zustand doch nicht zur Universität."erwiderte ich besorgt. Doch er wollte das nicht hören. Er verdrehte die Augen. " Ich gehe jetzt duschen und nachher holt mich Paul ab." Er leerte sein Glas und lies mich alleine an der Bar zurück. Was für ein tolles Gespräch. Ich ging in unsere große, blank polierte Küche und schaute im Kühlschrank nach, ob noch etwas leckeres zu Essen da war. Es war eine Menge leckereres da. Ich nahm mir Blätterteig Lachs Häppchen und Shrimps in einer Öl Sauce. Dazu schnitt ich mir frisches Baguette auf und nahm mir etwas zu trinken.Ich setze mich allein an die viel zu große Tafel und aß. Dabei verband ich mein iPhone, mit den in den Wänden verstecken Lautsprechern und lies meine Lieblingsplaylist spielen. Meine Gedanken schweiften wieder zu Nate. Plötzlich flackerte eine Nachricht von Elena auf und riss mich aus meinen Gedanken. Sie wollte wissen, ob ich Zeit hätte, um mich mit ihr zu verabreden. Da ich heute außer zum Pferd zu gehen, nichts besonders vor hatte, sagte ich ihr zu und fragte sie, wo wir uns denn treffen sollten. Elena war eigentlich immer online und die Antwort kam sofort. Es war die Antwort, die ich erwartet hatte. Sie wollte sich mit mir im Sea Bar treffen. Es war unser Lieblingsrestaurant. Es gab alles was das Herz begehrt und besonders während der Klausurenphase wurde es von uns oft aufgesucht. Bis jetzt war der Tag ja ganz gut gewesen und er konnte nur noch besser werden.

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