Kapitel 6

10 3 0
                                    

Als Gent und Merlek die Taverne verließen stand Derlin auf, und setzte sich an den Nachbartisch, an dem fünf weitere Gestalten saßen. Jeder hatte sich eine Kapuze ins Gesicht gezogen. Der große, blonde Mann ließ seine Finger knacken. „ Männer, wir werden gleich aufbrechen, und uns die beiden holen. Der Boss bezahlt uns nur, wenn der Fischmensch lebt. Den Großen könnt ihr meinetwegen ins Meer werfen. Noch Fragen?" Hulo nickte. „ Ja, ich. Wie sollen wir den Fischmenschen von da wegbekommen?" Derlin antwortete knapp. „ Das Fischerboot. Ihn in ein Netz, und dann fahren wir ihn zum Treffpunkt." Erneutes Nicken. „ Seid ihr bereit?" Verwundertes Gemurmel. „ Derlin, du sagtest wir kämen in einer halben Stunde. Das waren zehn, höchstens fünfzehn Minuten. Wir wären viel zu früh." Der Blonde Mann winkte ab. „ Das ist egal. Wir werden ihn überraschen. Jetzt kommt, los." Die sechs dunklen Männer standen auf, und gingen. Niemand bemerkte ihr Verschwinden, da die meisten Anwesenden entweder zu berauscht waren, oder es sie schlichtweg nicht interessierte.

„ Merlek, sieh mal, da kommen Leute! Es sind sechs." Er sah zum Steg. Ich hatte sie als erster bemerkt, und deutete nun auf die sechs Gestalten. „ Na das werden deine Henker sein. Sechs Stück! Du Idiot, du lässt dich echt mit jedem ein!" Ich hätte gern widersprochen, doch leider hatte Merlek recht. Mit leisem Kratzen zogen die Gestalten Messer und Kurzschwerter. Ich zückte Säbel und Messer, der Säbel wanderte in die Rechte, das Messer versteckt in die Linke. Merlek hob Axt und Schild vom Boden auf, und hielt beides Kampfbereit in Händen. Da kam eine Gestalt um die Ecke. „ Na gut, jetzt können wir..." Er verstummte mitten in Bewegung und Satz, als er seine kampfbereiten Gegner sah. Sofort hob er sein breites Kurzschwert, und richtete es auf uns. „ Na gut, so ists auch recht. Männer, tötet den Großen! Den Kleinen nehmen wir!" Da kam der Rest des Trupps um die Ecke. Allesamt mit Kurzschwert bewaffnet, und der Messergriff ragte aus dem Gürtel. „ Eure Falle war nicht sehr überzeugend.", stichelte ich, und versuchte, ihn wütend zu machen. „ Das ist mir auch klar. Was denkst du denn, warum wir zu sechst kommen?", konterte er. Der ließ sich nicht so leicht aus der Fassung bringen. Das war ein Profi. Und auch seine Männer mussten Profis sein. „ Graster mags nicht, wenn man nach ihm fragt. Und Gent, du hast deinen Zweck erfüllt. Gute Arbeit. Auch wenn ich eher erwartet hätte, dass du auf unsere zweite Falle reinfällst. Bei deinem Haus warten Männer, eigentlich hatte ich damit gerechnet dass du diese Falle hier durchschaust." Mit diesen Worten griffen sie an, während ich noch in Gedanken vertieft war. Ich hatte Grasters Plan durchgeführt? Und ich hatte meinen Zweck erfüllt?! Wie meinte er das? Sie mussten für Graster arbeiten. Und dass dieser Mann in der Taverne gewesen war, war kein Zufall...wussten Sie dass ich das Gefängnis verlassen hatte? Da griffen sie auch schon an. Dieser Steg war nicht sonderlich breit, deshalb konnten Sie uns nicht umzingeln, da nur zwei Männer nebeneinander stehen konnten. Merlek stand links von mir, so konnte er notfalls auch mich mit seinem Schild decken. Das erste Kurzschwert stach nach mir, der Stoß war stark und schnell, doch es gelang mir, ihn mit einem gezielten Schlag in Richtung Boden zu lenken. Daraufhin griff ich an, der Säbel machte einen geschmeidigen Bogen in Richtung seiner Kehle. Der Kapuzenträger konnte nur ausweichen, indem er den Kopf in den Nacken riss. Da hatte ich ihn. Das Schwert war noch am Boden, das konnte er nicht schnell genug zur Deckung nutzen, und mit dem Körper war eine Parade ebenfalls nicht möglich. Ich machte einen Schritt nach vorn, dabei riss ich die Waffe zurück nach unten. Die scharfe Klinge zerschnitt die Kehle. Er machte würgende Geräusche, und ein Blutschwall spritzte aus der Wunde. Er kippte zur Seite, hinter die Füße seines Kameraden. Mit einem mächtigen Leerschlag trieb Merlek ihn vor sich her. Instinktiv machte der Mann einen Schritt zurück, dabei stolperte er über die Leiche seines Kameraden. Krachend schlug er der Länge nach auf das Holz, was mein Freund nutzte, um ihm das Axtblatt in den Bauch zu schlagen. Mit einem Schmatzen zog er es aus der Wunde, und parierte einen weiteren Angriff unserer Gegner. Diese enormen Reflexe machten ihn zu einem gefährlichen Kämpfer. Die Kraft dieser Angriffe konnte nicht einfach so pariert werden. Ich war wirklich sehr froh ihn jetzt an meiner Seite zu haben. Die nächsten beiden Gegner traten vor, der von Merlek war etwas schneller, was ich ausnutzte, um aus unserer Formation auszubrechen, und den Mann mit wilden Schlägen vor mir herzutreiben. Sein Kurzschwert war schwerer als der Säbel, so hatte ich einen Vorteil. Das war meine Art des Kämpfens. Wild, einhändig, mit tänzelnden Bewegungen. Ich blockte gegnerische Schläge nicht, ich leitete sie um. Doch leider hatte dieser Feind aus dem Fehler seines Vorgängers gelernt, und griff mich mit kurzen, kontrollierten Schlägen und Stößen an. So konnte ich die Wucht seiner Angriffe nicht gegen ihn wenden, doch trotzdem kam mir eine Idee. Als sein Angriff plötzlich von oben auf mich niederging, tat ich etwas für mich untypisches. Der Säbel blockierte die Klinge, ich sprang einen Schritt vor, und meine zweite Hand kam zum Vorschein. Mit einer schnellen Bewegung rammte ich ihm das Messer in die Seite. Der Widerstand seiner Klinge ließ nach, und meine Waffe fuhr ungehindert fort. Sie traf ihn von schräg oben in den Hals. Mit einem Fußtritt wurde der Mann ins Meer geschickt. Da traf mich plötzlich der wuchtige Körper des Blonden, der sich im Hintergrund gehalten hatte. Dieser stürmte nun mit Messer und Kurzschwert auf mich zu, und seine Masse ließ mich taumeln. Merlek war noch mit seinem Mann beschäftigt, also musste ich wohl oder übel allein klarkommen. Da hagelte es Schwertschläge und Dolchstöße auf mich ein. Jeder der Männer war vollkommen ruhig gewesen, und hatte kein Wort gesprochen. Nicht einmal der Anführer, nachdem er mit angesehen hatte, wie seine Männer gestorben waren. Er war verdammt schnell, und so stark, dass jeder seiner Schläge meinen Arm erzittern ließ. Da holte er plötzlich aus, und setzte zu einem Überkopfschlag an. Es gelang mir gerade rechtzeitig, den Hieb mit beiden Klingen zu parieren. Fehler. Dem Messer entging ich nur durch eine ungeschickte Drehung. Dabei verhedderten sich unsere Beine, und wir stürzten ins Wasser. Er schrie überrascht auf, doch ich wusste, dass das meine Chance war. Kaum waren wir aufgeprallt, da schwamm ich schon unter ihn. Mein Messer bohrte zwischen seine Augen, bevor er überhaupt reagieren konnte. Blut färbte das Wasser rot, er hörte sofort auf sich zu bewegen. Jetzt wollte ich wirklich wissen, wer dieser verdammte Graster war, und was er von mir wollte.

Die Chroniken von Mareter Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt