Kapitel 8

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Als ich nach einem langen Gespräch mit Offizier Stasiak mein Handy wieder in meine Jackentasche verstaute, fühlte ich mich unglaublich unwohl. Eine riesige Last hatte sich auf meinen Schultern gelegt, ein mächtiger Druck, der mit die Luft zum Atem raubte, hatte sich in meine Brust geschlichen und schreckliche Kopfschmerzen plagten mich.

Stasiak anzurufen, hatte mich verdammt viel Mut und Selbstbeherrschung gekostet. Und nun hatte ich beides nach dem etwas längerem Telefonat verloren.

Meine Sicht wurde verschwommener und ich konnte bereits eine nasse Flüssigkeit meine Wagen runter rinnen spüren. Ein hemmungsloses schluchzen verliess meine Lippen, als ich mich kraftlos auf den Liegestuhl setzte, der auf dem riesigen Flachdach seinen Platz gefunden hatte. In unserem Hauptquartier war das nun mal der beste Ort um sich ungestört zurück zu ziehen und ich wusste nachdem Gespräch mit diesem Mann, würde ich erstmal Zeit für mich brauchen.

Seine Stimme zu hören, tat mir auf jeden Fall nicht gut, eher das Gegenteil. Seine Stimme brachte Erinnerungen und Bilder zurück, die ich am liebsten bis an mein Lebensende verdrängt hätte. Ich wusste das ein Gespräch mit ihm mich so aufwühlen würde, mich einfach fertig machen würde, trotzdem hatte ich es wegen Brian getan.

Ich hatte wegen Brian zu meinem Handy gegriffen, die Nummer aus den hintersten Ecken meiner Kontakte hinausgesucht und ihn schliesslich angerufen. Nach einem langen hin und her erklärte sich Offizier Stasiak dazu, uns nun endlich zu helfen. Er sagte mir, dass er sich um alles Kümmern würde, dass ich nur auf eine SMS seinerseits warten sollte. Und das tat ich. Ich wartete auf eine SMS von einem Mörder und das alles nur, weil ich meinen besten Freund nicht in Stich lassen wollte.

Fröstelnd zog ich meine Lederjacke enger um mich, wischte einmal mit dem rechten Handrücken über mein Gesicht und seufzte tief. Draussen wehte ein kalter Wind und ich wäre am liebsten nach drinnen geflüchtet, aber auf einer Art tat mir die eisige Kälte gut. Auf einer Seite konnte ich mich hier draussen gut beruhigen, auf der anderen Seite wäre niemand so Lebensmüde um hier her zu kommen und sich den Arsch abzufrieren. Also hatte ich ganz bestimmt meine Ruhe hier.

Dachte ich. Doch mit der Hand, die sich ganz plötzlich auf meine Schulter legte, hätte ich niemals gerechnet. Ich stiess einen erstickten Schrei aus, sprang erschrocken auf und drehte mich panisch zu der Gestalt hinter mir um.

,,Scheisse hast du mich erschreckt!", sagte ich, legte eine Hand auf meine Brust, konnte dabei meinen schnellen Pulsschlag spüren und atmete tief durch. Der Schock sass noch immer in meinen Knochen und ich glaub das schien auch meinem Etschrecker klar zu sein, den er blickte mich entschuldigend an. ,,Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich wollte nur einmal nach dir sehen. Warst ziemlich lang hier oben."

,,Mir geht es gut", entgegnete ich, doch wusste dabei das Tej mir diese Ausrede ganz bestimmt nicht abkaufen würde. Ganz offensichtlich ging es mir nicht gut, überhaupt nicht gut. Meine Augen sowie meine Nase waren sicher gerötet, meine Wimperntusche wahrscheinlich verlaufen. Mein aussehen war bestimmt scheisse, genauso wie mein momentaner Gefühlsstand.

,,Du willst nicht darüber reden?", mutmaßte Tej und setzte sich dabei auf den weissen Liegestuhl, wo ich nur einge Minuten zuvor noch gesessen hatte. ,,Jup", bestätigte ich seine Aussage und liess mich neben ihn fallen. Da unsere weisse Sitzgelegenheiten nicht sonderlich gross war, sassen wir beide dicht beieinander und aus einem undefinierbaren Grund, verschnellerte sich mein Herzschlag noch einmal.

,,Erzähl mir was von dir Tony", forderte Tej nach einer Weile der Stille, in der ich versuchte mein unnormalen Herzschlag unter Kontrolle zu bringen. ,,Was willst du wissen, Parker?", fragte ich und versuchte dabei so gelassen wie möglich zu klingen, obwohl ich eher atemlos klang. Innerlich hoffte ich, dass er es nicht bemerkte, doch ich wusste es besser. Er hatte es bestimmt bemerkt und ich musste es ihm hochanrechnen, dass er sich das nicht anmerken liess.

Tej lächelte. ,,Woher kennst du Brian?" Ich lachte. ,,Du könntest mich alles fragen und du kommst ausgerechnet damit? Aber gut. Brian war mit meiner älteren Schwester Lisa befreundet. Die beiden waren schon immer verrückt nach Autos und gingen dem einen oder anderen illegalen Straßenrennen gerne nach. Irgendwann freundet ich mich auch mit Brian an und wir drei wurden innerhalb kürzester Zeit die dicksten Freunde. Da ich viel Zeit mit ihnen verbrachte, kam auch ich mit den Kontakt von Autos, wobei ich gestehen muss, dass ich noch nie ein Rennen gefahren bin."

,,Noch nie?", hackte Tej erstaunt nach. ,,Noch nie", bestätigte ich grinsend. ,,Na das müssen wir schleunigst ändern", sagte er und grinste wissend.

,,Und wie ging das ganze mit euch aus?", fragte er Tej schliesslich, als kurz wieder Stille eingekehrt war. ,,Brian und ich wurden nach der Schulzeit Polizisten, meine Schwester hingegen Anwältin", erzählte ich, dabei schlich sich ein trauriges lächeln auf meinen Gesicht. Lisa war ein netter Mensch mit einer Vorliebe zu Autos. Wer hätte gedacht, dass ihre Liebe zum Verhängnis werden könnte?

Tej zögerte kurz. Es schien so, als wollte er etwas bestimmtes fragen, doch dabei Angst haben könnte, dass es mich vielleicht verletzte.
,,Und wie passt Stasiak da in das ganze Bild?", fragte er schliesslich und ich nickte langsam. Natürlich wollte er wissen, weshalb ich diesen Mann nicht ausstehen konnte und wieso ich mich so dagegen gesträubt hatte ihn anzurufen.

,,Offizier Stasiak und Lisa haben sich durch Brian kennen und lieben gelernt. Die beiden Verlobten sich und Lisa konnte nicht glücklicher sein. Und dann erwischte sie ihren Geliebten im Bett mit einer anderen. Und das beste an der ganzen Sache,  die Frau in ihrem gemeinsamen Bett war ihre Arbeitskollegin und gleichzeitige beste Freundin Maya. Lisa war wütend. Und wenn Lisa wütend war, machte sie immer das was ihr am meisten Spass machte. Sie fuhr in Höchstgeschwindigkeit mit ihrem Auto herum und verlor schliesslich die Kontrolle von dem Wagen, raste vollgas in einen Baum. Sie war auf der Stelle tot und Stasiak vögelte weiter die beste Freundin seiner Verlobten."

Die Nachricht das meine Schwester tot war, bekamen Brian und ich höchstpersönlich von Stasiak selber überbracht. Ich konnte mich noch genau daran erinnern, wie er zu uns gekommen war und ohne jegliche Spur von Reue oder Trauer mitteilte, dass Lisa ihn im Mitten in seiner Nummer erwischt hatte und wütend abgehauen war.

,,Deshalb bist du auch kein Bulle mehr?", kombinierte Tej geschickt und ich nickte bestätigend. ,,Lisa's Tod hatte mich schwer mitgenommen. Und Brian hatte mich probiert aufzumuntern, aber so richtig hat es nicht geklappt. Also habe ich mir Ablenkung gesucht."
,,Deine Werkstatt." Ich nickte abermals.

Es war schwer für mich diese ganze Sache zu verdauen, schliesslich war Lisa das einzige was mir noch von meiner Familie übrig geblieben war, bis auf meine Grossmutter, die aber in Mexiko lebte. Mit ihrem Tod, fühlte es sich so an, als hätte mir man meine ganze Erinnerungen weg genommen.

,,Und woher kennst du Roman?", fragte Tej, als schon wieder Stille zwischen uns herrschte, in der jeder von uns seinen eigenen Gedanken nachging. Ja, woher kannte ich den bloss Roman Pearce? Ich grinste.
,,Roman war auf meiner Schule und der beste Freund von Brian. Ich selber konnte ihn nicht wirklich ausstehen, schon von unserer ersten Begegnung hinweg und er war damals etwa 18 und ich etwa 16. Er hat mich damals, als wir uns kennenlernten, mit seinem Auto in die Schule gefahren", erzählte ich und musste wegen dieser Erinnerung leicht lachen.

,,Was ist da passiert?", fragte Tej interessiert und ich schüttelte grinsend den Kopf. ,,Er hat diese Anstarren - beim - Fahren - Scheisse bei mir abgezogen", grinste ich. ,,Hat es funktioniert?", hackte Tej belustig nach und mein grinsen wurde um ein Stück breiter.

,,Deshalb hasse ich ihn ja."

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Sehr nett von Tej nach Tony zu sehen. Findet ihr nicht? 😏💕 Wie fandet ihr das Kapitel? :D❤

2 Fast 2 Furious [2]Where stories live. Discover now