Kapitel 4

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Darkness.

Darkness is a place, where you can hide.

A place, where you can be save.

But darkness can be cruel, too.

In the dark are many evil creatures.

They can be your worst nightmares.

Darkness can be your friend, but also your biggest enemy.

You can fight or give up.

You can decide if you run away and fear the darkness or if you stay and learn to love it.

Die Dunkelheit ist mir gleichzeitig Freund und Feind. Mein Freund, weil ich keine Schmerzen mehr spüre, wenn sie kommt. Weil dann alles ruhig ist. Ruhig und friedlich. Mein Feind ist sie, weil die Dunkelheit nur kommt, wenn ich Schmerzen habe. Und wenn die Dunkelheit kommt, dann kann ich mich auch nicht mehr wehren, dann bin ich schutzlos. Und Schutzlosigkeit ist grausamer als alles andere. Nichts ist so schlimm, wie die Gewissheit, dass man sich nicht wehren. Dass in dieser Zeit der Dunkelheit alles mit dir angestellt werden kann.

Nach der Attacke meines Vaters bleibe ich noch eine Weile liegen. Eine, naja... lange und schmerzhaft Weile.

Alles tut mir weh. Meine Rippen, meine Beine, meine Arme, mein Gesicht, selbst mein Rücken. Alles schmerzt und pocht, zieht und brennt. Das Atmen ist mühsam und meine Brust schmerzt bei jedem neuen Atemzug.

"Versagerin.... verfluchte Versagerin. Du bist nichts. Du bist nicht mal die Luft wert, die du atmest. Du verschwendest sie, genauso wie das Essen, das wir in dich hineinstopfen, verschwendet ist.", tönt es immer und immer wieder in meinem Kopf. Wie ein Mantra sage ich die Worte leise vor mich her, bis sie in mein Gehirn eingebrannt sind. Bis ich sie nie wieder vergessen werden kann. Ich bin eine Versagerin, ich kann nichts... Ich bin nutzlos. So verdammt nutzlos.

Schließlich rapple ich mich auf und schleiche vorsichtig die Stufen nach oben. Ich will jetzt auf gar keinen Fall Aufmerksamkeit erregen. Bitte mach, dass sie mich nicht hören. Bitte, bitte, bitte.

In meinem Zimmer setze ich mich auf den Boden, direkt vor den großen Spiegel. Ich sehe mich an.

Ich bin blass und mein Gesicht ist schmal, die Haare sind dicht und dunkelbraun und scheinen so viel kraftvoller, als ich mich fühle und gehen mir bis zur Taille. Ich zögere, doch dann hole ich kurz Luft - was von einem schmerzhaften Stechen begleitet wird - und streife mir meinen Pulli und mein T-Shirt vorsichtig über den Kopf.

Mein Oberkörper ist von blauen Flecken übersät, genauso wie meine Arme. Man kann die Rippen sehen und ich streiche leicht darüber, bevor ich den Arm langsam wieder sinken lasse. Aber meine Arme weisen noch andere Makel auf... Narben. Und nicht nur alte Narben, sondern auch frische Schnitte. Viele klein, aber ein paar auch größer und tiefer. Sie sind die Zeichen meines Kampfes, ein Teil des Geheimnisses, das niemals jemand herausfinden darf.

Und das Schlimmste an der ganzen Sache: Früher habe ich sie sogar schön gefunden. Mittlerweile sind es so viele, dass ich mich selbst nicht mehr richtig im Spiegel anschauen kann.

Außerdem ich habe diese Narben nicht nur auf den Armen, sondern auch auf den Schultern, den Hüften, auf den Unterseiten meiner Brüste und auf meinen Oberschenkeln. Ich bin ein Scherbenkind, ein zerbrochenes Mädchen. Zersplittert, wie ein heruntergefallenes Glas. Und niemand hat die Scherben aufgesammelt und noch nie hat jemand versucht, mich wieder ganz zu machen. Und ich habe es verdient. Mehr als alles andere, habe ich es verdient.

Ich rapple mich erneut auf und tappe zu meinem Bett, wo, versteckt unter Schulsachen, eine kleine schwarze Schachtel liegt. Ich öffne sie und schaue - wie so oft schon - hinein.

Rette mich, wenn du kannstWhere stories live. Discover now