Kapitel 14: Auf der Suche

1K 89 7
                                    

Die grellen Sonnenstrahlen schmerzten in James Augen. Er stand vor dem Eingang vom Krankenhaus und sah ziemlich verwirrt aus. „Kann ich ihnen helfen, Sir?“ fragte eine weibliche Stimme neben ihm und James schaute zu ihr. Es war eine Krankenschwester, die ihn freundlich anlächelte. Besorgnis war in ihr Gesicht geschrieben, doch James lächelte nur. „Nein danke. Ich warte nur gerade auf jemanden.“ Log er und ging ein paar Schritte von ihr weg. James wusste nicht, warum Mordokai hier war, warum er so töricht war ihn leben zu lassen. Doch er war sich sicher, dass dieser Bastard irgendwas im Schilde führte. Er kniff die Augen zusammen und hielt sich die Schläfe. Stechende Kopfschmerzen bohrten sich in sein Gehirn und schienen ihn den Verstand zu rauben. „Clara“, hallte es in seinen Gedanken und James überkam eine Übelkeit. Reflexartig erbrach er saure Magensäure auf den Boden und fiel auf die Knie. Die Krankenschwester eilte zu ihm, doch als sie bei ihm war, stand James schon wieder auf und winkte sie weg. Seine Augen waren rot unterlaufen und er sah blass aus. Langsamen Schrittes lief er die Hauptstrasse entlang, ohne ein bestimmtes Ziel. Seine Füsse trugen ihn, als kannten sie den Weg und er gehorchte nur bereitwillig. Seine Gedanken kreisten und immer wieder fiel der Name seiner Frau. Die vorbeilaufenden Passanten musterten James, der laut Selbstgespräche führte, aber niemand traute sich ihn anzusprechen. „Du elender… was willst du nur von mir? Hast du dein Ziel nicht erfüllt? Ist es so schwer mich umzubringen, nach all der Zeit?“ Seine Füsse trugen ihn weiter, immer voran und kurz vor dem Ziel, sah er den Bestimmungsort. Der Hauptbahnhof. James blieb stehen, sah den regen Menschentreiben zu. Leute die in das Gebäude eilten um ihren Zug noch zu erwischen. Glückliche Paare, die wieder zusammen sind, nach einer längeren Abwesenheit. Die Reinigungskräfte, die Zigarettenstummel vom Boden auflesen und Tauben, die sich über die letzten Brotkrumen hermachten, bevor ihr Kontrahent es wegschnappte.

Links vom Eingang sassen ein paar Jugendliche die rauchten und ihr Bier tranken. Welche Zeit war es? Waren Sommerferien? Es war warm und angenehm, aber der Wind wehte kühle Luft. Sein Magen verkrampfte sich und James taumelte kurz. Wie lange war er fort gewesen? Er hatte Hunger und sein Körper fühlte sich schwach und verbraucht an. Er suchte in seiner Jackentasche nach seiner Geldbörse und zog sie, nach dem er sie gefunden hatte, heraus. Ernüchterung machte sich breit. „Zwölf Dollar“, murmelte er und lies die Geldbörse wieder in seiner Jacke verschwinden. Geistesabwesend packte James einen älteren Herr am Arm, der gerade an ihm vorbei laufen wollte. „Wie spät ist es?“ fragte er den erschrockenen Mann. Dieser schaute geschwind auf die Uhr und antwortete:“ Kurz vor Zwei.“ James lies den Mann los und dieser eilte in den Bahnhof und schaute noch verwundert zu James, ehe er durch die schwere Bahnhoftür verschwand. Langsam ging er auf den Bahnhof zu und öffnete die Tür, sein Blick fiel auf einen Dinner, der in der Nähe der Gleise war. Schweren Schrittes ging er darauf zu und setzte sich an den Tresen, er rieb sich die Schläfe und versuchte diese Kopfschmerzen los zu werden. Die freundliche Bedienung mit dem üppigen Busen begrüsste ihn lächelnd. „Darf ich ihnen was zu trinken bringen? Wir haben heute Mittag noch gebackene Bohnen mit Speck und Omelett im Angebot.“ James schaute die Bedienung an. Sie war nicht älter als Zwanzig und wirkte ziemlich verlogen, so wie sie lächelte. James holte seine Geldbörse hervor, legte die zwölf Dollar auf den Tresen und nickte nur. Die Kellnerin, sie hiess Luzy, nahm das Geld und lächelte wieder so falsch, wie sie nur konnte.

Luzy war, wenn man das so sagen konnte, eine Frau ohne Träume. Sie lebte alleine, hielt sich mit dem Job über Wasser und wusste nicht, was sie mal machen wollte. Ihren Job verdankte sie lediglich ihren grossen Vorbau und dank diesem, was ihrem Chef mehr gefiel als der schöne Ausblick, war die Verkaufssteigerung von über fünfzig Prozent, seitdem er sie eingestellt hatte. Doch trotz ihrer niedrigen Ansprüche an das Leben und die Gleichgültigkeit die sie für ihre Kunden hatte, regte sich Mitleid für den Mann an der Theke, der aussah, als ob er schon das schwerste Hinter sich hatte und versuchte, irgendwie weiter zu machen.  Es dauerte eine Zeitlang bis James sein essen bekam. Langsam fing er an die Bohnen in Tomatensauce und Speckstreifen in sich zu stopfen. Einige Male vergass er das Kauen und schluckte nur Gierig, immer wieder erwischte er Luzy dabei, wie sie ihn beobachtet und auch die paar Gäste, die dort waren, schauten, teils angewidert, zu James. Als er fertig war, nahm er sich eine Servierte, wischte sich das Fett und die Tomatensauce aus seinen Bart und ging zu den Toiletten. Als er in den Spiegel schaute, sah er einen Mann, der wirkte wie ein Obdachloser, nur ohne Dreck im Gesicht. Sein Gesicht hatte anscheinend schon lange keine Rasur mehr gesehen und so zierte dieser ungepflegte Bart ein Gesicht, welches verbraucht und alt aussah.

Wieder hallte der Name seiner Frau in seinem Kopf, die Kopfschmerzen kamen zurück, genau wie die Übelkeit.  James erbrach sich ins Waschbecken, wusch sich das Erbrochene aus den Mundwinkeln und Bart und fragte sich was er hier nur machte. Eine Durchsage aus den Lautsprechern am Bahnhof traf ihn wie ein Blitz. „Der Express nach Eltville über Sankt Mary fährt in dreissig Minuten von Gleis Zehn ab.“ „Clara“, dachte James und irgendwas zog ihn wie von Geisterhand zu diesem Zug. „Sankt Mary“ hämmerte es in seinen Gehirnwindungen und geistesabwesend verliess James das Dinner und lief zum Bahnsteig. Er reagierte nicht, wie Luzy ihm hinterher rief, um ihn das Wechselgeld zu geben, macht aber auch keine Anstalten es hinterher zu bringen. Er lief wie unter Hypnose zum Bahnsteig, vorbei an Passanten und bahnte sich seinen Weg. James stieg in den ersten Wagon ein und setzte sich.

Draussen vor dem Zug sass Mordokai und lächelte. „Guter James. Bring mich zu deiner Frau. Das ging schneller als ich erwartet hatte.“ Sprach der ältere Mann. Er faltete seine Zeitung und stieg in das Abteil, in dem James sich eben niedergelassen hatte. Es war an der Zeit, diesem Spiel ein Ende zu bereiten. Doch Unbehagen breitete sich in Mordokai aus, ein Gefühl dass er nicht deuten konnte. Irgendetwas war dort, etwas, was er nicht vorhersehen konnte. Als der Zug sich in Bewegung setzte, blickte jemand auf, holte ein Telefon aus seiner Tasche. „Ich glaube er ist auf den Weg.“ Sagte der Mann und legte wieder auf.

Die Mordokai Trilogie: Das DorfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt