06| Abenteuerlust

2K 147 14
                                    

Es war Freitag und Hermine war konzentriert über den Kessel mit der fast fertigen Murtlap-Essenz gebeugt. Ihr Haar stand ihr kraus vom Kopf ab durch den vielen Dampf, der vom kleinen Kesselchen aufstieg und auch Schweißtropfen hatten sich auf ihrer Stirn und ihrem Dekolleté gesammelt.

Mit ruhiger Hand gab sie ein letztes Haar einer Sphinx in den Kessel. Das Gemisch brodelte und zischte, bevor es einen frischen Grünton annahm. Sofort zog sie den Kessel vom Feuer und schuate zu, wie immer weniger gelblicher Dampf hinaufstieg. 

Erleichtert und erschöpft seufzte sie auf. Endlich war sie fertig!

Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie noch ein paar Minuten hatte, bevor Harrys Nachhilfe mit Umbridge endete und so füllte sie hastig den Murtlap-Trank in ein paar Phiolen und ließ das restliche Zeugs mit einem schnellen Spruch auf ihr Zimmer verschwinden.

Um halbwegs vorzeigbar auszusehen, drehte sie ihr chaotisches Haar in einen engen Dutt zusammen und richtete ihre zerknitterte Kleidung. 

Im Gryffindorgemeinschaftsraum kam sie zeitgleich mit Harry an. An seiner Hand lief mal wieder Blut hinab und sein angestrengtes Gesicht zeugte von dem Schmerz, den er kurz zuvor noch erlitten hatte. 

Nichtsdestotrotz versuchte er zu lächeln, als er sie sah. "Hermine... Hey."

"Harry." Hermine zog ihn an seiner unverletzten Hand mit auf die Mädchentoilette und schloss die Tür hinter sich. 

"Was...Hermine?! Was soll das? Was willst du hier?", protestierte Harry verwirrt.

"Gib mir deine Hand, Harry.", verlangte Hermine mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete. Als er seine unverletzte Hand hergeben wollte, schüttelte sie energisch den Kopf. "Die andere Hand. Ich weiß, dass Umbridge dir das wieder angetan hat und ich will dir helfen."

Etwas widerwillig gab Harry nun seine linke Hand her. "Hermine, ich weiß nicht...-"

"Shhhhh", unterbrach Hermine ihn. Sie wollte nicht zu lange mit Harry eingesperrt auf dem Klo bleiben. Die anderen Gryffindors würden wer weiß was denken. "Das wird jetzt ein wenig brennen."

Sie wusch das schon teils getrockente Blut von seiner Hand und zog dann eine Phiole mit dem Trank aus ihrer Tasche.

Harry zuckte zurück. "Was ist das?"

"Murtlap-Essenz. Sie heilt deine Wunden." 

Harry zischte schmerzerfüllt, als die ersten Tropfen seine Wunde trafen. Hermine wurde beinahe Übel vor Wut, die sie auf Umbridge verspürte. Wäre Harry doch bloß nicht so stur gewesen und zu Dumbledore gegangen! 

"Warte mal...", keuchte Harry mit schmerzverzerrtem Gesicht. "Murtlap-Essenz... dafür braucht man... scheiße, Hermine! Hast du die Sachen von Snape gestohlen?"

"Jetzt raste bloß nicht aus.", murmelte sie beschwichtigend und hielt noch immer seine Hand ruhig. "Ich hab getan, was ich für nötig erachtet habe."

"Du bist bei Snape eingebrochen!" Harry starrte sie entgeistert an. "Bist du jetzt vollkommen übergeschnappt? Verdammt, Hermine!"

"Sei leise!", fauchte sie ihn an.

"Ach du scheiße, Mine!", schnaubte er. "Du wirst von der Schule fliegen! Das hättest du doch nicht tun sollen. Besonders nicht für so eine Kleinigkeit!"

"Harry, jetzt hör mir zu" Sie legte ihm die Hände auf die Schultern. "Beruhige dich. Deine Hand ist keine Kleinigkeit. Ich sehe doch, wie sehr dich das quält und Ich weiß, du hast mich nicht darum gebeten, aber ich habe es nun mal getan und es lässt sich jetzt auch nicht mehr rückgängig machen. Jetzt hör bitte auf mich so entsetzt anzustarren. Du hast schon viel schlimmere Sachen durchgezogen."

Harry versuchte merklich sich wieder zu fangen. "Alles klar... dann soll ich das alles einfach so akzeptieren?"

"Ja. Wie fühlt sich deine Hand an?", fragte Hermine besorgt.

"Es geht schon wieder.", meinte Harry stirnrunzelnd. "Danke, Mine. Aber wehe du tust so etwas nochmal, verstanden?"

"Okay." Hermine nickte und ein Lächeln spiegelte sich auf ihren Lippen. Sie trug noch etwas mehr von dem Heiltrank auf Harrys Hand auf, bevor sie sie dann mit einer Mull-Bande umwickelte. Bis zum nächsten Morgen sollte seine Hand wieder vollkommen in Ordnung sein.

Harry und sie schlossen das Bad wieder auf und gingen hinaus, nur um direkt in Lee reinzulaufen.
Er sah sie beide mit hochgezogenen Brauen an, bevor sein Blick zu der kleinen Mädchentoilette wanderte, aus der sie gerade kamen.

"Na... hattet ihr Spaß?", fragte er und ein Grinsen hing an seinen Lippen.

"Es ist nicht das wonach es aussieht.", versuchte Hermine es schnell zu erklären. Das Blut schoss ihr in rasender Geschwindigkeit ins Gesicht.

"Ach" Lee hob anzüglich eine Augenbraue.

"Ernsthaft, Lee. Glaub mir bitte.", flehte sie ja schon beinahe.

"Relax, Hermine. Ich erzähl's schon nicht Fred." Mit diesen Worten schlenderte Lee Jordan weiter.

"Was war das denn? Was meinte er mit Ich erzähl's schon nicht Fred?", wollte Harry verwirrt wissen.

Hermine seufzte. "Lee denkt, ich hätte mit Fred geschlafen.", brachte sie leise hervor. 

"Wa- warum? Hast du?"

"Ich erklär dir später alles.", brachte sie hervor, bevor sie Lee hinterhereilte. "Hey! Lee!"

Der ältere Schüler verlangsamte seinen Gang ein wenig, drehte sich aber nicht um. "Was gibt's, Kleine?"

"Erstens: nenn mich nicht Kleine!", schnaufte Hermine säuerlich. "Und zweitens: zwischen mir und Harry läuft nichts. Es gibt also gar nichts, was du erzählen könntest."

Lee zuckte mit den Schultern. "Dir scheint es wirklich wichtig zu sein, was er über dich denken könnte. Bist du in ihn verliebt?"

"Wa- was ist das für eine Frage?"

"Eine ganz normale. Also bist du's?"

"Ich werde mich jetzt nicht vor dir rechtfertigen, Lee. Dich geht das gar nichts an!"

"Fred ist mein bester Freund.", sagte Lee und blieb stehen. "Ich will nicht, dass du einfach nur mit seinen Gefühlen spielst. Davon hat er weiß Merlin schon genug."

Hermine runzelte die Stirn. Was meinte Lee damit? Hatte jemand Fred das Herz gebrochen?

"Wir sind nur Freunde.", brachte sie plötzlich ernüchtert hervor, während ihre Gedanken noch immer wie verrückt spielten. Mit wem hatte Fred eine so ernsthafte Beziehung geführt, dass sie sein Herz brechen konnte?

"Weiß er das?"

"J-ja ich denke schon." Hermine presste unbehaglich die Lippen zusammen.

"Nun gut." Lee klatschte freudig in die Hände. "Wenn das jetzt geklärt ist, würde ich dich gerne auf ein kleines Abenteuer entführen! Bist du bereit?"

Hermine durchfuhr ein ungewohntes Kribbeln. Adrenalin rauschte durch ihre Adern. "Brechen wir dabei Regeln?"

"Sonst wäre es doch kein Abenteuer, oder?" Lee grinste, wie ein kleines Kind an Weihnachten und überraschenderweise störte es Hermine keineswegs.



Was denkt ihr, dass Fred durchgemacht hat? Warum ist Lee wohl so beschützerisch und was hat er wohl vor mit Hermine?

It's all fun till somebody falls in love- FremioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt