5. Des Illusionst's Spiel

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Im Jahre 1734, Zimmer des Prinzen der weißen Rose

Prinz

"War das der Verdienst deiner Wachhunde oder hast du das zu Wege gebracht?", wandte sich jemand kühl und ruhig an mich.
Ich machte mir nicht einmal die Mühe ihn anzusehen, als ich erwiderte:
"Was meinst du?"
Meine Stimme klang kalt, barsch und abweisend.
Doch ich wartete die Antwort gar nicht ab, sondern stieß die Eichenholztür so energisch auf, dass sie mit einem lauten Knall Bekanntschaft mit der Wand machte.
"Also wirklich!", schnalzte Mutter verärgert mit der Zunge.
Ich ignorierte sie.
"Das ist wohl eher meiner Langeweile zuzuschreiben.", wandte sich das Mädchen an meinen Bruder und überging meinen Auftritt.
Ich trat ein, nach mir mein Bruder und zuletzt Mutter.
Mit eindringlichem Blick ging er näher zu dem Mädchen, während sich Mandy schleunigst aus dem Staub machte - vermutlich in Richtung Küche - und ich das Szenario zusammen mit der Königin neugierig betrachtete.
Würde sie es sich mit ihm genauso verscherzen?
Sie musste den Kopf leicht nach hinten legen, um ihn ihrerseits zu mustern und das schien ihr zu missfallen.
Von dem langen, braunen Haar, das auf Schulterhöhe zusammengebunden wurde, über die markanten Gesichtszüge, die stahlgrauen Augen bis hin zu dem schlanken und dennoch kräftigen Körper und die schlichte weiße Kleidung, die er bei seinem Dienst als Krankenpfleger immer trug. Wobei ich mir immer noch keinen Reim darauf machen konnte, es passte einfach nicht zu ihm. Ihm fehlte dafür völlig die Empathie, die Geduld und die Freundlichkeit.
Die Züge des Mädchens zeigte ein Hauch von Neugier, gemischt mit Arroganz und Geringschätzigkeit.
Doch plötzlich ging ein Wandel durch sie:
Ihre Pupillen wurden groß und ein Glanz erschien auf den sonst so erloschenen grünen Augen. Dann senkte sie das Haupt und deutete einen leichten Knicks an. Nicht ganz ohne Spott, aber auch nicht ganz ohne Anerkennung.
"Es ist mir eine Ehre.", sagte sie und schien das wahrhaftig ernst zu meinen.
Mir klappte der Mund auf, doch ich schloss ihn hastig wieder und wusste, dass ich inzwischen weiß vor Zorn war.
Das konnte doch nicht ihr gottverdammter Ernst sein! Ihm, ausgerechnet ihm, zollte sie den angemessenen Respekt! Wieso?! Konnte sie ihm nicht einfach den Kopf abreißen?
Mein Bruder nickte leicht.
"Wie ist dein Name?", fragte er das Mädchen, unbeeindruckt von der Respektsbekundung.
"Namen sind von geringer Bedeutung. Sie können erlogen, vergessen oder weitergegeben werden, wie ein schönes oder hässliches Schmuckstück. Deshalb habe ich es mir abgewöhnt, einen zu tragen, Exzellenz."
Sie grinste, doch mir platze bei dieser  Anrede der Kragen.
"Exzellenz?!", keuchte ich ungläubig und wollte mit einer hitzigen Moralpredigt und Schimpftirade fortfahren, doch Mutter's Hand auf meiner Schulter hinderte mich daran.
Doch leicht mich zurückzuhalten, fiel es mir nicht, besonders, da das Mädchen offenbar beschlossen hatte, mich völlig zu ignorieren.
Falls er in irgendeiner Weise überrascht war, ob nun wegen ihrer Antwort oder meinem Ausbruch, verbarg mein Bruder es gut.
"Namenlos also? Die Namenlose."
Seine Mundwinkel hoben sich leicht, doch der Blick aus den stahlgrauen Augen blieb berechnend und kalt.
"Wie wäre es dann mit Mayina?", fragte er.
Das Mädchen legte den Kopf in den Nacken und lachte schallend.
Als Reaktion darauf zuckten die Mundwinkel meines Bruders und Mutter sagte, wobei ich sie lächeln hörte:
"Manchmal ist dein Sinn für Humor wirklich erstaunlich, mein Sohn."
Nur ich verstand mal wieder nichts. Was war jetzt mit dem Namen? Wo war der Witz, den ich verpasst zu haben schien?
Das schallende Lachen war in ein Kichern übergegangen, während sie sich die Tränen aus den Augenwinkeln wischte.
"Und du heißt dann Kalonga Maluwa?", fragte sie, immer noch kichernd zurück.
Mein Bruder runzelte die Stirn, das Lächeln war verschwunden.
"Wohl kaum. Ich werde bei meinem Namen bleiben."
"Der da wäre?"
Er warf mir einen Blick zu und sagte dann:
"Kasuka."
Nun war es an mir, zu lachen.
Seit wann sollte er denn Bitteschön so heißen?
"Entschuldige, Christian, aber wann dürfte ich erfahren, dass du deinen Namen geändert hast?", fragte ich prustend.
Mutter's Hand verkrampfte sich und ich hörte sie verärgert mit der Zunge schnalzen.
"Könntet ihr dieses Gespräch nicht woanders führen?"
Ich hatte das ungute Gefühl, dass sie mich dabei ansah.
Beide verneinten, jedoch mit unterschiedlichen Begründungen.
"Kannst du das Gesicht, was zum Vorschein kommt, wenn man die Maske abreißt, etwa nicht ertragen?", spöttelte das Mädchen ohne Namen.
"Ich muss auf der Stelle herausfinden, ob sie das ist, was sie zu sein scheint.", erwiderte mein Bruder kühl.
"Aber so hört doch! Der Beschluss-
"Den du hier zuerst gebrochen hast.", fuhr ihr das Mädchen über den Mund und schien zum ersten Mal erbost.
"Wie konntest du nur? Das ist das dümmste, was ich je-
"Das hatten wir doch schon!", rief Mutter verärgert aus.
"Hättest du das alles nicht getan, müssten wir jetzt hier nicht so eine Schose abziehen!", fauchte das Mädchen wütend.
"Aber dann hätten wir uns nie-
"Und ob! Völlig egal wann, aber irgendwann wären wir uns so oder so begegnet. Und sag mir nicht, dass man einfach so Königin wird! Steh' zu deinen Fehlern! Ich werde ganz sicher nicht noch ein halbes Jahrhundert warten, damit du für tot giltst! Nicht, wenn ich euch schon so nah vor mir habe! Außerdem kann mir niemand von euch erzählen, dass das hier ein gutes Leben darstellt. Gefällt euch etwa die Macht? Ich hatte gedacht, dass ihr bereits wüsstet, wie nutzlos Macht im Laufe der Jahre wird. Vielleicht ist es besser, dass wir uns erst wiedersehen, wenn ihr dem Schloss den Rücken gekehrt habt."
Was? Welcher Beschluss? Sie redet von einem halben Jahrhundert, als wäre es nichts.
Die Wut in ihrer Stimme machte Resignation Platz und sie wandte sich ab, der Glanz war verschwunden.
Christian überraschte mich, in dem er nach ihrem Arm griff.
In den grauen Augen lag ein interessiertes Funkeln, was seinen Zügen sonst fernblieb.
"Wie meinst du das? Macht ist-
Das Mädchen blinzelte nicht einmal, als es meinem Bruder in einer kurzen, ruckartigen Bewegung den Arm brach.
Christian sog zischend die Luft ein, während die Namenlose keine Zeit verlor und rasch durch die Tür ins Freie schlüpfen wollte.
"Wachen! Haltet-
Die Namenlose hielt inne, während mir Mutter im selben Moment die Hand vor den Mund hielt und mich so daran hinderte, den Befehl zu Ende auszusprechen.
"Mein Prinz?", hörte ich Edgar durch die geschlossene Tür und merkte, wie er versuchte die Tür zu öffnen, doch das Mädchen stellte rasch einen Fuß davor.
"Mein Sohn hat offenbar Gefallen daran gefunden mir zu demonstrieren, dass ihr bei jeder Gelegenheit springt wie die Hunde. Nun, da das gelungen ist, sage ich euch nun, dass ihr wieder gehen könnt."
Ich warf meiner Mutter einen giftigen Blick zu, hielt aber meinen Mund, als sie die Hand wegnahm. Am Rande nahm ich Edgars unwirschen Kommentar wahr, der wohl kaum für unsere Ohren bestimmt war, sagte aber nichts mehr, bis er sich entfernte.
Wenn die Königin sprach, hatte auch ich als ihr Sohn still zu sein, auch wenn ich es hasste. Besonders vor den Wachen musste dieser Rangunterschied immer präsent bleiben.
"Tue es nicht, das gäbe nur unnötige Verletzte.", bat Mutter mich, nun um einiges sanfter.
Mit einem Wink deutete sie auf meinen Bruder, dessen Gesicht ich zum ersten Mal eine andere Regung als Teilnahmslosigkeit und eine gewisse Geringschätzung ablesen konnte.
Nämlich Schmerz, Fassungslosigkeit, Verständnislosigkeit und Wut.
Immer noch wütend fauchte ich Mutter an:
"Wieso das denn?! Sie ist immer noch eine Gefangene! Und eine solche erlaubt sich nicht ungestraft die Verletzung eines Mitgliedes der Königsfamilie!"
"Sie ist keine Gefangene.", erwiderte sie.
Ich schnaubte abfällig.
"Ich habe sie gefangen genommen, so weit ich mich erinnere. Und offensichtlich zu Recht, so wie sie auf Christian losgegangen ist."
Mit schnalzender Zunge schnippte sie mir an den Hinterkopf.
"Dieses Mädchen ist nicht auf deinen Bruder losgegangen. Sie hat sich nur nicht festhalten lassen wollen."
Erbost wirbelte ich herum.
"Au! Mutter! Ich bin kein kleines Kind mehr!"
Ich rieb mir den schmerzenden Hinterkopf.
"Und mal so am Rande; willst du jetzt jeden Halunken laufen lassen, der sich nicht festnehmen lassen will? Was ist das für eine-
"Christian, du bleibst hier!", schnitt mir Mutter das Wort ab.
Angesprochener - der schon halb durch die Tür gegangen war - wandte sich nicht einmal um.
"Ich gehe meinen Arm schienen."
Schon fiel die schwere Tür ins Schloss.
Ich warf einen raschen Blick auf Mutter's vor Wut kalkweißes Gesicht, doch im nächsten Moment glätteten sich ihre Züge und sie schritt zügig zur Tür.
"Du bleibst hier.", war ihre unmissverständliche Anweisung an mich, bevor sie die Tür hinter sich schloss und vermutlich meinem Bruder folgte.
Einen Moment horchte ich auf Schritte, hörte sie erstaunlich weit entfernt und wagte einen vorsichtigen Blick durch den Türspalt, wo sich meine Verwunderung steigerte. Niemand war mehr auf dem Flur, nicht mal mehr die Wachen.
Überraschend schnell hatte ich meine Entscheidung gefällt. Ich hatte Mutter zwar schon ziemlich gereizt und war genug beschämt worden, doch ich würde sie verfolgen.
Es war sowieso schon merkwürdig genug, wie schnell Christian, das Mädchen ohne Name und Mutter verschwunden waren, doch die Frage war auch, was Mutter so zur Weißglut treiben konnte, von den anderen Fragen einmal abgesehen. Und wo waren die Wachen hingegangen? Wenn sie Mutter begleitet hätten, hätte ich ihr schweres Poltern und das metallene Klirren garantiert gehört.
Misstrauisch und so schnell mich meine Füße trugen lief ich in Richtung der Wachtposten am Gebäudeeingang.
Dabei stolperte ich beinah über meine eigenen Füße, bei dem Versuch mehrere Stufen der engen Wendeltreppe auf einmal zu überspringen. Leicht außer Atem kam ich schließlich unten an und wurde von einem verwirrt dreinblickenden Edgar begrüßt.
"Mein Prinz, kann ich etwas für Euch tun?"
Der vorherige Groll gegen mein "Machtspielchen", war weder zu hören, noch zu sehen.
"Hast du Mutter gesehen?"
"Verzeihung?"
"Ist die Königin vor Kurzem hier vorbeigekommen, Edgar?", wiederholte ich meine Frage leicht genervt.
"Ich habe Eure Majestät nicht gesehen, mein Prinz."
"Wie lange stehst du denn schon hier?"
"Seit Euer ehrenwerter Bruder mich hierher verwiesen hat."
Automatisch spannte ich mich an, korrigierte ihn aber nicht. Was ich von meinem Bruder hielt, war meine Sache.
"Ist er hier entlang gegangen?"
Edgar schüttelte den Kopf, dass seine Rüstung klirrte. Ja, ich hätte ihn definitiv hören müssen, wenn er oben gewesen wäre, als Mutter hinausgegangen war.
"Euer ehrenwerter Bruder sagte, er würde einen anderen Weg gehen."
"Wohin?", fragte ich knapp.
Der Wachtmann führte eine Verbeugung aus.
"Meine Exzellenz, mir steht eine solche Frage an jemand so hoch angesehenen wie Eurem Bruder nicht zu. Verzeiht, dass ich Euch nicht helfen kann."
Ich wandte mich bereits halb ab. Wenn er mich schon so ansprach, dann wusste er wahrlich nichts.
"Sag mir wenigstens, ob er hier herunter gegangen oder im oberen Stockwerk geblieben ist."
"Euer Bruder ist mir weder gefolgt noch ist er vorangegangen."
Ohne ein weiteres Wort bestieg ich erneut die Wendeltreppe und runzelte die Stirn, während ich nachdachte. Oben befanden sich lediglich die Privatgemächer der Familie, ein Sammelsurium an Waffen, Gemälden und etliche Bücher zur Geschichte des Adelsgeschlechts der weißen Rose. Was konnte Christian also dort wollen? Vielleicht hatte ja der alte Bibliothekar eine nützliche Auskunft. Den ganzen weiten Weg über begegnete ich niemandem, nicht einmal Dienstboten. Doch wenn ich in einige der leerstehenden Schlafzimmer schaute, bestätigte sich meine Ahnung:
Dort putzten eifrig Dienstboten, machten Betten und hatten natürlich keinen der beiden gesehen.
Also immer den menschenleeren Wegen entlang.
Auf dieser Spur lang glücklicherweise auch das vom alten Mann verehrte Lager an Krimskrams, längst vergangener Geschichte und staubigen Reliquien, für die niemand mehr Verwendung hatte.
Ohne anzuklopfen stieß ich die schweren Doppeltüren auf und stickige Luft kam mir entgegen.
"Walters?", rief ich.
"Hast du Mutter gesehen? Oder Christian?"
"Junger Herr? Verzeihung, könnten Sie Ihre Worte wiederholen?"
Ein hagerer Mann tauchte urplötzlich neben mir auf und ich fuhr zusammen. Ich hatte die Hand schon halb erhoben, da hielt ich inne und betrachtete lieber scheinbar interessiert ein paar kunstvoll verzierte Dolche.
"Verdammt, Walter, wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du mich nicht so erschrecken sollst?!"
Nun wandte ich mich doch an ihn und sah gerade noch, wie er eine Verbeugung andeutete.
"Gewiss, junger Herr, dennoch ist es unziemlich, vor dem Dienstpersonal solche schmutzigen Wörter in den Mund zu nehmen. Der arme Bartholomäus wird noch aus allen Wolken fallen, wenn er Euch so reden hört.", krächzte der alte Mann, jedoch mit einem verschmitzten Glitzern in den stahlgrauen Augen.
"Ach, der Pfaffe soll doch selbst in der Hölle schmoren.", winkte ich ab.
"Sag mir lieber, ob du Mutter oder Christian gesehen hast."
Obwohl die Knochen des alten Walter's protestierten, verbeugte er sich erneut.
"Verzeihung, ich fürchte, es ist schon einige Wochen her, dass mir Eure herzliche Mutter einen Besuch abgestattet hat. Und Euer Bruder..."
Er ließ den Satz verklingen, er wusste, dass es nicht klug gewesen wäre, so anklagend von einem Mitglied der Königsfamilie zu reden.
"Schon gut, ich hatte diese Antwort bereits erwartet."
Ich wandte mich ab.
"Lüfte mal wieder hier, ja? Ich ersticke gleich an meinem eigenen Atemzug."
Ich schloss die Tür hinter mir und folgte weiter der merkwürdigen Spur, egal ob der alte Bibliothekar mich nun noch gehört hatte oder nicht. Er hatte es sich so oder so zur Gewohnheit gemacht, die Sisyphusaufgabe zu übernehmen, zu lüften und entstauben, auch wenn fast niemand je seine Arbeit ansehen würde. Höchstens Mutter hielt sich ab und an dort auf und dann auch gleich mehrere Stunden, doch auszuräumen schien sie nicht.
Der Weg ohne eine Menschenseele führte mich letztendlich zu einem der vielen geräumigen Bäder, ebenfalls unbesetzt. Alles war mit Staub, Dreck und toten Insekten übersät und vollgestellt mit längst heruntergebrannten Kerzen.
"Was für eine Sauerrei. Vielleicht sollte ich dieses widerspenstige Dienstmädchen mit der Reinigung beauftragen?", murmelte ich halblaut vor mich hin.
"Nur, wie kommen Insekten hier her?"
Die Frage klärte sich schnell; ich befand mich in einem der wenigen Turmzimmer und das große Erkerfenster war zerbrochen. Doch auch die Glaskanten waren verstaubt, also war das offenbar schon länger so.
"Eine Ungeheuerlichkeit! Das hier noch niemand eingedrungen ist, ist ein Wunder! Das muss sofort behoben werden!"
Da wurde mir etwas bewusst; ich regte mich über diesen grausigen Zustand auf, während ich die Möchtegern-Spur verloren hatte. Neugierig warf ich einen Blick aus dem zersplitterten Fenster, doch abgesehen vom trüben Wasser des Burggrabens und ein paar Mägden war niemand zu sehen. Verärgert über mich selbst zog ich den Kopf zurück und stapfte aus dem Bad. Natürlich war das Mädchen hier aus dem Fenster gesprungen, am besten noch mit Christian und Mutter auf den Fersen und natürlich waren sie genau dort entlang gegangen, wo es mir niemand bestätigen konnte!
Ich trug dem erstbesten Dienstmädchen auf, zu verbreiten, dass der Prinz der weißen Rose einen meisterhaften Glaser suchte und ein solcher sich bei den Wachen vor dem Tor anzumelden hatte.
"Herrgott, habe ich überhaupt ein Gehirn? Ich habe noch nicht im Krankenzimmer nachgesehen!", rief ich wütend aus.
"Tja, das sagt wohl bereits mehr aus, als gut ist. Schließlich habe ich bis jetzt nicht einmal daran gedacht, dass er die Wahrheit gesagt haben könnte. Eigentlich glaube ich immer noch nicht daran, denn ich kenne den Blick, den er gehabt hat, bevor er sich aus dem Staub gemacht hat.", murmelte ich.
Der Jagdhund in ihm hat ein neues, interessantes Spielzeug gefunden. Also folgt er wahrscheinlich eher dem Mädchen und das wird wohl kaum zu dem Krankenzimmer gehen. Nichtsdestotrotz war es einen Versuch wert. Auf dem Weg begegnete ich Edgar, dem die Neugier nur so ins Gesicht geschrieben stand, jedoch schon lange genug seinen Dienst verrichtete, um nicht nachzubohren.
Das Krankenzimmer lag neben den Quartieren der Wachtleute, dort entstanden nämlich des Öfteren Schlägereien. Der Bauplan für dieses neue Gebäude war umstritten gewesen, trotz der schlüssigen Lage, denn in seinem Hof sollte einer der drei Brunnen eingeschlossen sein. Viele hatten dagegen protestiert, doch letztendlich hatten die Schwestern mit der Sauberkeit - die in einem solchen Gebäude vonnöten sei - das Ausschlaggebende Argument getroffen.
"Oh ich bitte Euch, so helft mir doch! Bei des großen Herr's Gnade!"
Eine schwarz gekleidete Frau kniete vor den Wachtleuten. Sie waren mir schon fast ein wenig zu freundlich und schienen ihre Arbeit nicht so ernst zu nehmen, wie jene am Tor. Ich hatte sie dort abstellt, damit nicht jeder, der es hier in den Hof geschafft hatte, sämtliche Krankheiten einschleppte. Außerdem hatten die Patienten ihre Pflege zu bezahlen und das war nur bei Wachen zu gewährleisten, die diese auf Geld zu prüfen hatten.
"Was wollt ihr?", fragte ein blonder Hüne die Frau gelangweilt.
Entweder kam so etwas öfter vor oder diese Frau bat tagtäglich um Einlass.
"Ich sagte doch bereits; ich würde gern Schwester Maria sehen. Nur sie kann mir helfen.", erwiderte die Frau weinerlich.
Der andere Wachtmann - ein fetter, mit roten Pusteln übersäter Kerl - hob abschätzig den Teil seines Gesichts, an dem eine Augenbraue sein müsste, und spuckte lachend aus.
"Besitzt sie etwa eine Paste, die sie den anderen vorenthält? Oder sorgt nur sie dafür, dass ihr euch einmal richtig gut fühlen könnt?", spie er aus.
Sie machte sich noch kleiner, doch bevor der Mann einen draufsetzen konnte, trat ich an diese heran und legte eine Hand an meinen Gürtel.
"Das trifft sich gut, ich wollte mit der Frau sprechen. Holt sie her."
Zeitgleich salutierten beide Wachtposten, wobei die Frau zusammenfuhr.
"Mein Prinz! Selbstverständlich, wir werden diese Schwester sofort herbeordern."
Der blonde Hüne machte sich auf den Weg, während der Fette etwas unbeholfen von einem Fuß auf den anderen trat.
"Verlangt ihr, dass ich diese Frau fortschicke?"
Ich winkte ab.
"Eine Bitte einer Dienerin Gottes sollte man nicht leichtfertig zurückweisen. Nicht wahr, Verehrteste?"
Die Nonne wagte es nicht aufzusehen und schwieg hoffnungsvoll.
Der beleibte Mann verbeugte sich hastig.
"Aber natürlich, Ihr habt ja so recht!"
Spätestens jetzt wurde offensichtlich, wie wenig von Nonnen hielt, und ich ließ es darauf beruhen. Solange er sich nicht an einer vergriff, sollte er zumindest von mir keine Probleme erwarten.
In dem Moment kam der andere Wachtmann zurück, mit der brünetten Schönheit im Schlepptau. Maria knickste vornehm und ihre Augen glitten unleserlich über die kniende Frau hinweg.
"Womit kann ich Euch dienen, mein Prinz?"
"Hast du meinen Bruder gesehen? Er wollte seinen Arm schienen."
Die Krankenschwester stöhnte.
"Was hat dieser Kerl denn nun schon wieder angerichtet? Man könnte meinen, er wäre Dauerpatient und nicht Heiler."
Die Wachtposten sogen scharf die Luft ein, doch die Brünette wusste, was sie sich leisten konnte und wie weit meine Missbilligung bezüglich meines Bruders ging.
"Also war er nicht hier."
"Bedaure, nein, mein Prinz."
Ich grinste schief.
"Irgendwie habe ich schon von Anfang an geahnt, dass er auch dieses Mal lügt, dass sich die Balken biegen."
Ich beschloss, als nächstes zur königlichen Küche zu gehen. Der Dreck dort war an der Tagesordnung, den würde ich dann aber in Kauf nehmen, wenn ich dafür den neusten Tratsch erfuhr, der vielleicht die Drei beinhaltete; die verachtete Gefangene, die keine Gefangene mehr war, der ältere Bruder des Prinzen und die Königin höchst selbst. Nicht gerade wahrscheinlich, aber ich würde mich sicherlich nicht mit einer einfachen Niederlage zufrieden geben.
"Mein Prinz?"
"Was gibt es, Maria?", fragte ich und drehte mich halb zu ihr um, schon auf dem Weg dorthin.
"Wollt Ihr Eure Begleitung denn nicht wieder mitnehmen?"
Ich zuckte mit den Schultern.
"Mach mit ihr, was du willst. Mir hat sie fast die Ohren mit ihrem Gejammer abgekaut, aber es bleibt deinem Urteilsvermögen überlassen, ob du sie wirklich behandeln willst."
Maria knickste erneut.
"Euer Vertrauen in meine minderen Fähigkeiten ehrt mich."
Ich hob die Hand zum Abschied und machte ich mich auf den Weg, das Gebäude lag am anderen Ende des Hofes und besaß aufgrund der allgegenwärtigen Brandgefahr einen direkten Zugriff zu dem zweiten Brunnen auf dem Gelände.
Schon von weitem konnte ich den Rauch riechen und sehen und schon jetzt verrichteten Küchenjungen ihre Arbeit, ohne auch nur aufzusehen. Beim ersten Mal war mir dieses Verhalten verachtend vorgekommen und ich hatte mir gleich drei von den Burschen vorgeknöpft, doch anhand ihrem Verhalten und Mutter's Erklärung hatte ich begriffen, dass die Jungen bloß ihre Arbeit taten und eine Strafe zu erwarten hatten, wenn sie sich durch Höflichkeiten aufhielten. Ganz ihrer Meinung war ich nicht, doch im Moment legte ich keinen großen Wert auf Respektsbekundungen. Viel interessanter war die Frage, wohin und wie die Drei so schnell verschwinden konnten. Energisch riss ich die leichte Tür aus Kiefernholz auf - und wurde von dem Getöse beinahe taub, obwohl ich inzwischen darauf gefasst sein müsste.
Die beleibte Köchin brüllte mit ihrem hölzernen Kochlöffel erhoben einem Knaben hinterher, der gerade an mir vorbeistürmen wollte, das schmutzige Hemd verdächtig ausgebeult. Rasch packte ich ihn an der Schulter und hielt ihn auf.
"Na, wo wollen wir denn so überstürzt hin?", fragte ich leise.
Der Küchenjunge sah nicht einmal hoch, hatte mich vermutlich noch nicht einmal gehört und versuchte sich aus meinem festen Griff zu befreien. Außer ihm hatte mich noch niemand bemerkt. Die Hühner gackerten weiter, die Burschen versuchten sich immer noch durch Angebereien zu übertreffen, während sie den Tieren den Hals umdrehten, Wasser hereinschleppten oder Karotten schälten. Nun allerdings hatte die Köchin mich bemerkt und schlug mit ihrem Löffel gegen den Topf, dass er nur so schepperte, bis alle still waren - von den Hühnern einmal abgesehen.
"Immer noch solch ein unnützes Faible für dramatische Auftritte, Prinz? Kommt nur rein, erwartet nur kein privates Pläuschchen, dafür habe ich keine Zeit - seid so gut und bringt den kleinen Dieb mit, er verdient eine Lektion in Respekt."
"Und du bist wohl immer noch so eine Frohnatur wie eh und je, was?", fragte ich ironisch zurück.
"Wenn ihr eine Frohnatur sucht, dann nehmt sie wieder mit. Sobald man sie ein bisschen bearbeitet hat, kann sie ganz unterhaltsam sein.", sagte die Köchin mit einem schiefen Lächeln und deutete auf niemand anderen als Mandy.
"Allerdings ist sie als Köchin eine Katastrophe. Ihr bestraft eher Euch, uns alle und Eure Familie als diese unfähige Magd, wenn Ihr sie hierher schickt, Prinz.", fügte sie verdrossen hinzu, während die Dienstmagd dunkelrot anlief.
"M-M-Mein Prinz, i-i-ich werde mein Bestes geben, um Euch zufriedenzustellen!", beteuerte diese.
"Blöd nur, dass das nicht ausreicht, du Dummerchen, wenn der Prinz diese Woche etwas Essbares vorgesetzt bekommen soll.", schalt die beleibte Frau ihre zeitweilige Angestellte mit einem Klaps des Kochlöffels.
"Hast du die Königin, meinen Bruder oder meine Gefangene gesehen?", fragte ich nun ohne Umschweife, ich wurde des Geplänkels leid.
Dabei stieß ich den Jungen die Treppe hinab, sodass er stolperte, das Gleichgewicht verlor und direkt vor Mandy's Füße fiel, die ihn erschrocken anstarrte, es jedoch nicht wagte, ihm vor meinen Augen aufzuhelfen.
"Weihnacht', Erntedankfest und mein Geburtstag müssten schon zusammenfallen, um dieses Pärchen hier anzutreffen.", erwiderte sie ungerührt.
Ich seufzte. Vermutlich hatte sie Recht.
"Und wie sieht es mit einem der Drei aus?"
Das Tuch um ihren Kopf lockerte sich kein Stück, als sie verneinte.
"Euren Bruder habe ich erst einmal gesehen und das war nicht hier. Die Königin würde nie hereinkommen und meine Autorität untergraben, was ich sehr an Eurer ehrenwerten Mutter schätze und eine Fremde kommt mir hier nicht einfach so herein. Nein Prinz, bedaure Euch enttäuschen zu müssen."
Schon bei den letzten Worten hatte ich mich umgedreht und war schon halb aus der Tür, als die Köchin nachharkte:
"Und Ihr wollt dieses unbeholfene Ding wirklich hier lassen?"
Meine Mundwinkel zuckten leicht.
Wollten mir denn alle heute lästige Menschen auf den Hals hetzen?
"Natürlich. Du musst ja auch schließlich einmal herausgefordert werden. Und diese Magd braucht klare Regeln. Ich besitze immer noch Mittel und Wege mir anderswie Essen zu beschaffen, falls sie auf die Idee kommt, mich zu vergiften."
"A-Aber mein ehrenwerter Prinz, ich würde so etwas nie-
Die einrastende Tür schnitt Mandy das Wort ab, während ich schon längst mit meinen Gedanken woanders war.
Wo sonst sollte ich nach ihnen suchen? Wenn selbst die Küche keine haarsträubenden Geschichten erfand, denen ich nachgehen konnte, wonach sollte ich dann suchen? Wenn alle Drei so schnell waren, konnten sie ja wohl kaum unauffällig gewesen sein, dieses Dreiergespann sowieso nicht. Doch alle vorzufindenden Mägde, Burschen, Knappen und Ritter hatten sie entweder gar nicht gesehen oder waren fortgeschickt worden. Edgar war da mit seiner Etagenangabe der Präziseste gewesen, denn die Bediensteten waren gut ausgebildet und fragten nicht nach dem Weg der Königsfamilie. Durchaus eine löbliche Eigenschaft, doch in diesem Moment hätte ich einiges gegeben, damit sie diese Angewohnheit einmal brachen.
Kurzentschlossen stieg ich wieder die Burg hinauf zu meinen Räumlichkeiten und suchte meine Sachen zusammen:
Ich hängte das große Schwert an den Gürtel, verstaute einen Dolch im dicken Futter der Reiterstiefel und zog diese über. Als letztes schwang ich mir Bogen und Köcher über den Rücken, verzichtete aber auf den albernen Hut mit Feder, den mir Mutter zu berittenen Ausflügen geschenkt hatte.
So ausgerüstet machte ich mich auf den Weg zu den Pferdeställen. Der Stallmeister kam mir schon auf halbem Weg entgegen.
"Prinz der weißen Rose, welche eine Ehre! Gelüstet Euch nach einer Jagd?"
"So ist es."
"Dann lasst mich alles für Euch herrichten. Soll ich Abraxas für Euch satteln?"
"Ich bitte darum. Bring doch auch gleich diesen Köcher an. Aber ich warne dich; ich weiß genau, wie viele da drin sind."
Der Stallmeister verbeugte sich artig und nahm ehrfürchtig das lederne Behältnis entgegen.
"Es ist mir eine Ehre."
Schon war er verschwunden, nur zwei Stalljungen blieben zurück, die gerade eine gescheckte Stute auf ein eingezäuntes Stück Weide führten, sonst war niemand dort.
"Wieso wird dieses Pferd allein auf die Wiese geführt?", fragte ich interessiert.
Zögernd blieben die Burschen stehen und verbeugten sich.
"Pamela soll gleich von Abraxas gedeckt werden."
Der andere biss sich auf die Lippen, um ein Grinsen zu unterdrücken.
"Ich fürchte, die Dame wird noch ein Weilchen auf ihr Rendezvous warten müssen, er kommt nämlich mit mir auf die Jagd."
Den Jungen verging das Lächeln.
"Tatsächlich? Dann bitte ich Euch untertänigst, ihn heil wieder nach Hause zu bringen."
Der andere schlug Knaben in den Nacken.
"Hüte deine Zunge, der Prinz ist doch wichtiger!"
"Was denkst du von mir? Als ob ich ihn nun auf einmal zuschanden reiten würde, wo er zum ersten Mal Vater werden soll."
Der Gescholtene verbeugte sich noch tiefer.
"Ich bitte Euch, verzeiht mir diese ungeheure Dummheit!"
Ich verdrehte die Augen, beließ es aber dabei, denn die Reue war echt und in diesem Moment erinnerte er mich zu sehr an die Vergangenheit, mit der ich mich jetzt nicht befassen wollte.
Also ließ ich die beiden dort stehen und folgte der ungefähren Richtung, in die der Stallmeister verschwunden war.
Zu meinem Glück kam mir der kräftige Mann schon auf dem halben Weg entgegen, sodass ich gar keine Zeit hatte, mich in den verwinkelten Wegen zu verlaufen. Der stolze Hengst warf den Nacken zurück, kaum dass er mich sah, legte die Ohren an und blähte die Nüstern. Er hatte mir nicht verziehen, dass ich ihn als Packpferd missbraucht hatte.
"Jetzt krieg dich mal wieder ein, mein Roter.", befahl ich streng und klopfte ihm besänftigend auf den Hals.
Das Pferd richtete seine Ohren etwas auf, wirkte aber keineswegs zufrieden gestimmt.
"Verzeiht, ein Pferd kennt Euren Rang nicht, schließlich ist es immer noch ein Tier. Vielleicht gebt Ihr ihm Rüben, damit Ihr Euch wieder voll und ganz auf den hervorragenden Fuchs verlassen könnt.", riet er und reichte mir ein Bündel Mohrrüben.
Widerstrebend sah ich ein, dass der Hengst besänftigt werden musste, doch der gierige Gaul war erst mit der letzten Rübe wahrlich zufrieden. Ich hatte keine Lust mehr, mich weiter um solche Nichtigkeiten zu kümmern und stieg auf.
Na toll, jetzt konnte sogar ein Pferd meine Laune auf den Tiefpunkt bringen.
"Du trägst die Verantwortung für die Besserung meiner Laune.", flüsterte ich mürrisch in sein Ohr, doch das Tier drehte nur ebenjenes weg.
Der Stallmeister hatte mein Herabbeugen offensichtlich falsch gedeutet, denn er sagte:
"Ich wusste doch gleich von Anfang an, dass Sie die großen Vierbeiner verstehen. Kommt Ihr zurecht, oder wünscht Ihr noch etwas?"
Ich winkte ab.
"Nein, nein, alles bestens. Ich bin voraussichtlich heute Abend zurück."
Nur um den Stallmeister ein wenig aus der Ruhe zu bringen, zählte ich noch einmal penibel die Pfeile, bevor ich dem Fuchs die Sporen gab und auf das andere Ende des Geländes zuritt, denn es gab nur einen Eingang, nicht mal eine Ausnahme für Bedienstete war geschaffen worden.
Einerseits furchtbar nervig - besonders zu Fuß - andererseits für Verteidigungszwecke wohl am optimalsten, denn das Wachpersonal bewachte nicht nur das Tor, sondern auch die restliche Mauer.
Die Wachtposten salutierten ehrfürchtig, sagten aber nichts, sodass ich ungehindert ziehen konnte. Merkwürdigerweise zog es mich in Richtung der weißen Rose, jenem wundersamen Phänomen, aus dem dieser Adelstitel entstand. Dort hatte ich das namenlose Mädchen zum ersten Mal gesehen und mir war auch klar, dass sie wusste, dass ich dort nach ihr suchen würde. Trotzdem, ich wollte zumindest nachsehen, ob sie nicht vielleicht der Rose geschadet hatte.
Ich atmete einmal tief durch und wie sooft zeigten die Geräusche der Hufe, des Windes und der Geruch von Erde eine beruhigende Wirkung auf mich, sodass die Wut in mir, die ganze Zeit im Unklaren gelassen zu werden, etwas abklang und ich zumindest meine autoritäre Ausstrahlung aufrechterhalten konnte, wenn ich auch nicht wirklich ruhig wurde.
Plötzlich stutzte ich.
Hatte ich Stimmen gehört? Ich hielt an und lauschte. Tatsächlich!
"...Langeweile, egal wie sich die Dinge ändern, es passiert doch zu wenig. Also, was tust du dagegen?"
Vor Überraschung wäre ich fast vom Pferd gefallen.
Es war Christian, der da sprach!
"Ich? Nun, inzwischen sind Spiele für mich am unterhaltsamsten. Besonders jene, in denen ich die Trümpfe von vornherein in der Hand habe. Manch einer würde dies für öde halten, doch das Wichtigste ist, die Kontrolle über das Spiel zu haben. Lass dem Spiel solange die Zügel, bis du die Kraft hast, sie in die Hand zu nehmen."
Das namenlose Mädchen war auch da, doch wohin war Mutter verschwunden?
"Ein interessante Denkweise.", sagte mein Bruder merkwürdig lauernd.
"Schön, wenn ich deinen Horizont erweitern konnte."
Sie war längst nicht mehr so ehrfürchtig, aber blieb höflich und gerade so an der Grenze zur Teilnahmslosigkeit. Woher wohl dieser Sinneswandel kam? Am liebsten hätte ich mich genähert, denn ich konnte niemanden sehen, doch ich fürchtete, sie dann auf mich aufmerksam zu machen.
"Wie wäre es denn mit einem anregenden Spiel?"
Das Mädchen lachte, doch es hatte nichts Freudiges, nein, sie war zynisch.
"Sehr schön, ich wollte schon immer mal gegen einen Illusionisten kämpfen."

Die alte Sprache und sieWhere stories live. Discover now