Ein Bedauern

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Lustlos starrte Bellamy auf das Schachbrett vor ihm. Er war am Zug doch irgendwie konnte er dem Spiel heute nichts abgewinnen. Zu sehr ärgerte er sich immer noch darüber, dass die Biogasproduktion, mit den ihnen spärlich zur Verfügung stehenden Mitteln, viel zu viel Zeit in Anspruch nahm. Er hoffte inständig, dass sie das Problem mit der Lichtquelle für das Pflanzenwachstum jetzt endlich und dauerhaft im Griff hatten. Die Ark an sich ähnelte nun zwar eher eine Dunkelkammer aber im Gewächshaus herrschten jetzt wenigsten ideale Wachstumsbedingungen. Wenn sie jedoch weiterhin mit so herben Rückschläge konfrontiert werden würden, würden sie nochmal zwei Jahre brauchen bis sie endlich genug Sprit für die Rückkehr haben würden.

Er hatte es satt hier oben tatenlos herumsitzen zu müssen. Er wollte hier raus. Er wollte endlich zurück auf die Erde. Zurück zu seiner Schwester Octavia und er wollte endlich seinen Frieden mit dem Geist schließen, der ihn seit 2199 Tagen um den Verstand brachte.

Gedankenverloren bewegte er das zweigesichtige Metallreh zwischen seinen Fingern hin und her. Er hatte es immer bei sich. Im Moment jedoch diente es ihm als Ersatz für den fehlenden Springer des Schachspiels. Er hatte es zwischen Clarkes Gepäck entdeckt. Er wusste, dass Finn es für sie gemacht hatte aber es war ein persönlicher Gegenstand von ihr und alles was ihm von ihr noch geblieben war.

Es waren 2199 Tage und immer noch kam er nicht über ihren Tod hinweg. Immer noch zählte er die Tage und immer noch bereute er jede einzelne verstrichene Minute in der er ihr nicht gesagt hatte wie sehr er sie liebte. „Wird das bald nochmal was mit deinem Zug?" raunte ihn Raven entnervt an. „Willst du heute noch irgendwo hin oder warum hast du es so furchtbar eilig? Ist ja nicht so als hätten wir nicht jede Menge beschissene Zeit, in diesem beschissenen dunklen Schiff im beschissenen Universum!" entgegnete Bellamy ihr gereizt. Diese geladene Stimmung war traurig aber die sechs Jahre gemeinsam im All waren nicht spurlos an ihnen allen vorbei gegangen. Anfangs hatten sie noch zusammen an einem Strang gezogen, sich gegenseitig Mut gemacht und einander aufzubauen versucht, doch dass ließ mit den Jahren und den Rückschlägen nach. Immer mehr zogen sie sich alle zurück und beanspruchten jeder für sich mehr Privatsphäre. Nur wenn es um wichtige Entscheidungen ging, kehrte die Gruppendynamik zurück und sie konnten sich aufeinander verlassen aber ansonsten herrscht mittlerweile zwischen allen dieser gereizte Umgangston.

Bellamy blickte zu Raven die ihm mit verschränkten Armen gegenüber saß und ihn verbittert ansah. Er hätte sich Ohrfeigen können für seine Schroffheit. Er war es, der Clarke versprochen hatte sich nicht all zu sehr von seinen Gefühlen leiten zu lassen und mehr auf seinen Verstand zu hören. Er war es, der sich selber versprochen hatte die Gruppe zusammen zu halten und sie alle sicher auf die Erde zurück zu bringen, damit Clarkes Tod nicht um sonst gewesen war. Bellamy seufzte und entschuldigte sich anschließend bei Raven für seine patzige Antwort. Setzte gerade das Metallreh drei Felder vor und einen zur Seite als ein ungewohntes, dumpfes Schleifgeräusch seine Aufmerksamkeit auf sich zog.


The 100 // I see you // BellarkeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt