10. Man muss Amsterdam auf dem Fahrrad erleben

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Nachdem wir ein wirklich leckeres Mittagessen verspeist hatten, begaben wir uns auf den Weg zum Willkommensgruß der Stadt Amsterdam. Ich konnte mir darunter überhaupt nichts vorstellen und Tyler verriet mir absolut nichts darüber.

„Jetzt sag schon, wo genau führst du mich als nächstes hin?", löcherte ich ihn schon wieder und piekte ihn dabei in die Seite. Er streckte mir zur Antwort nur die Zunge raus und schwieg. „Weißt du, dass du echt fies bist? Ich bin so neugierig und du lässt mich einfach im Dunkeln", spielte ich beleidigt. Doch auch das brachte ihn nicht zum Erweichen, er hielt stur seinen Mund. Stattdessen steuerte er direkt auf eine Fahrradleihstation zu.

„Man muss einmal Amsterdam auf dem Fahrrad erlebt haben, sonst darf man es nicht mehr verlassen", erklärte er grinsend, während er zwei Fahrräder auslieh. Überall gab es diese Stationen, die alle miteinander verbunden waren, sodass man nicht an derselben Stelle sein Fahrrad wieder abgeben musste, wie da wo man es geholt hatte. Tyler schwang sich auf den Sattel und radelte los, ich folgte ihm. Es war ein großartiges Gefühl, wie der Wind durch meine Haare streifte, während ich kräftig in die Pedale trat. Und dann auch noch Tyler direkt vor mir, der durchaus einen angenehmen Anblick bot. Immer wieder konnte ich kurzzeitig sein Parfum riechen, welches an Duftkraft noch nicht verloren hatte. Ich lächelte glücklich und sah mir die Häuser an, an denen wir vorbeifuhren. Dabei versuchte ich mir deren Bewohner vorzustellen und wie sie lebten. Wohnte in diesem roten, schmalen Haus vielleicht eine Familie? Der Vater arbeitete noch, während die Kinder gerade aus der Schule kamen? Die Mutter war noch auf dem Wochenmarkt, um die Sachen für das Abendessen einzukaufen? Oder in dem blauen dort drüben. Wohnte da vielleicht ein altes Ehepaar? Beide schon in Rente und der einzige Sohn schon ausgezogen, in eine ferne Stadt zum Studieren? Genossen sie das Leben, jetzt da sie keine Verpflichtungen mehr hatten?

„Hey, pass doch auf, wo du hinfährst!", motzte mich ein Herr mittleren Alters auf Englisch an, der gerade noch zur Seite springen konnte, bevor ich ihn mit dem Rad erwischt hätte.

„Sorry", rief ich noch schnell zurück, bevor wir auch schon um die nächste Ecke bogen. Jetzt befanden wir uns an einem der berühmte Kanäle von Amsterdam, den so genannten Grachten. Wir fuhren auf dem Weg direkt neben dem Wasser und da hier kaum Verkehr war, konnten wir sogar nebeneinander fahren.

„So eine tolle Stadt", schwärmte ich, als ich Tyler eingeholt hatte. Ich verliebte mich wirklich von Minute zu Minute mehr in dieses ganz besondere Flair. Ich konnte mir schon jetzt vorstellen, hier eines Tages zu wohnen. Tyler nickte zustimmen und hielt mir seine Hand hin, die ich ohne zu zögern ergriff. So fuhren wir noch ein kleines Stück Hand in Hand nebeneinander her, bevor wir schon um die nächste Ecke bogen. Und ich musste ihm wirklich zustimmen, dass man Amsterdam auf dem Fahrrad erleben musste. Man betrachtete alles irgendwie nochmal ganz anders, als wenn man mit der Straßenbahn oder dem Bus fuhr. Selbst zu Fuß konnte man dieses besondere Gefühl nicht einfangen. Das spürte man erst, wenn einem der Wind durch die Haare fuhr, die verschiedenen Gerüche fast sekündlich wechselten und die Menschen nur so an einem vorbeiflogen. All die Sprachfetzen, die von überall an einen herangetragen wurden, es faszinierte mich. Kurze Zeit später waren wir scheinbar am Ziel, doch noch konnte ich nichts Besonderes entdecken. Zumindest dachte ich, dass wir angekommen waren, da Tyler von seinem Rad abstieg.

„Wir müssen gleich noch ein Stückchen laufen. Aber hier können wir die Fahrräder abgeben", erklärte er mir. Auch ich stieg von meinem Rad und schob es zu dem Mann, der es direkt entgegennahm. Ich bedankte mich und schlenderte gemeinsam mit Tyler weiter die Straße hinunter. Schon von weitem konnte ich ein imposantes Gebäude sehen, welches ein bisschen einem Schloss glich. Vom Anblick her hätte ich das viel eher als den königlichen Palast eingeschätzt.

Back to LA (Tyler Ward Fanfiction)Where stories live. Discover now