2. Kapitel

118 4 5
                                    

Eine schlechte Begegnung

Als ich aufwachte, weil der Wecker klingelte, war Oryx schon aus dem Haus. Ich duschte und ging dann in die Küche hinunter, wo Rose bereits beim Frühstück saß. „Heute kommt der neue Klassenlehrer, die Vertretung für Mrs. Winterhill. Soweit ich weiß, heißt er Charles Cooper", erzählte sie. Ich ließ die Kaffeetasse fallen, als sie den Namen erwähnte. Den Namen, den ich über zwölf Jahre versucht hatte zu verdrängen. Der Name meines Exfreundes, der mich gerne umbringen würde. „Mum? Ist alles okay?" Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare. Ruhe bewahren. „Ja... Ich denke schon. Nur ein... ein alter Bekannter hieß auch Charlie Cooper", versuchte ich meinen Auftritt wieder gerade zu biegen. Der Schuss ging nach hinten los. „So wie du das gesagt hast, klingt das eher so, als hättest du mal was mit ihm gehabt, anstatt, dass er nur ein Bekannter ist", hakte Rose nach. „Ja, okay. Du hast Recht. Vor zwölf Jahren, waren wir mal zusammen. Aber vielleicht ist es auch ein anderer Charlie Cooper. Das ist ein häufiger Name", sagte ich. Mir wurde das Thema langsam unangenehm. „Er hat dich sitzen gelassen, oder?", fragte Rose jetzt deutlich interessierter. „Rose, müssen wir darüber sprechen?" „Ja!" „Gut, dass du gleich in der Schule bist. Wenn du es wissen willst: dein Dad hat ihn sitzen gelassen", seufzte ich. Oryx hatte mich damals im Hinterhof des Pubs mutiert, in dem ich damals gearbeitet hatte. Ohne die Möglichkeit, dass ich mich von meinen Freunden verabschieden hätte können. „Moment mal! Ist mein wahrscheinlich zukünftiger Klassenlehrer bisexuell und war gleichzeitig mit Dad und dir zusammen? Und weil Dad mit ihm Schluss gemacht hat, hast du auch Schluss gemacht und dann seid ihr zusammen gekommen? Also Dad und du? Das ist krass!", rief Rose völlig aus dem Häuschen. Ich sammelte die Scherben der Tasse auf und klärte die Sache auf: „Dein Dad hat mich ungünstiger Weise so mutiert, dass ich mit Charlie nicht mehr Schluss machen oder mich verabschieden konnte. Als Vampir durfte ich ihn nicht mehr sehen. Demnach sehe ich es so, als hätte Will mit ihm Schluss gemacht." Rose warf einen Blick auf die Uhr. „Ich muss los." Sie gab mir einen Abschiedskuss und dann war sie aus dem Haus. Innerhalb einer Sekunde traf ich meine Entscheidung. Schnell wischte ich den Kaffee auf, schnappte mir eine Jacke (auch, wenn ich sie nicht brauchte, trug ich sie gerne), nahm meine Tasche und rannte nach draußen. Ich schlug die Tür zu und rannte in Richtung von Roses Schule. Als ich Rose sah, hörte ich auf zu rennen. Sie schaffte es gerade noch rechtzeitig zum Stundenbeginn in die Klasse. Da ich nicht wusste, was ich tun sollte, versteckte ich mich wie der letzte Depp hinter einem Busch vor dem Fenster. Ich hoffte inständig, dass mich wirklich niemand sah. Und dann betrat der Lehrer die Klasse. Mir wäre das Herz stehen geblieben, wenn es noch geschlagen hätte. Der Mann war der zwölf Jahre ältere Charlie. Wieso hatte er einen so normalen Job? Wenn er Rose etwas antat... „Hallo? Sue?" Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich Oryx' Nummer gewählt hatte. „Hi... Rose hat... einen neuen Lehrer... Und das ist Charlie. Ich... ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll", stammelte ich nervös. „Moment mal... du meinst... der Charlie?", kam es vom anderen Ende der Leitung. „Ja, der Charlie", erwiderte ich panisch, „Was ist wenn er ihr wegen uns etwas antut?" „Susan. Ganz ruhig. Du vergisst, dass Rose nicht wirklich unsere Tochter ist. Sie hat keine Ähnlichkeit mit uns beiden. So lange Charlie nicht weiß, dass sie zu uns gehört, sind wir alle sicher, okay? Es ist alles gut", beruhigte mich Oryx. Er hatte Recht. Rose war nicht wirklich unsere Tochter. Charlie würde es nicht wissen. Es sei denn er berührte sie versehentlich. Dann konnte er alle ihrer Berührungen in den letzten 24 Stunden sehen. Dann würde er es wissen. Ich musste ruhig bleiben. „Du hast Recht", sagte ich zu Oryx. „Ist alles wieder gut?", hakte er besorgt nach. „Ja. Wir sehen uns dann." „Bis später." Ich packte das Handy wieder in die Tasche, atmete noch einmal tief durch und kroch dann aus dem Gebüsch. Aus Ermangelung einer besseren Alternative stieg ich in die U-Bahn und fuhr zu Piccadilly. Auf dieser Straße reihten sich die besten Läden aneinander. Doch ich war kaum 20 Meter gegangen, als ich wie angewurzelt stehen blieb. Ein paar Meter entfernt stand Sophie. Sophie, meine beste Freundin aus dem Studium, die ich ebenfalls vor zwölf Jahren ohne ein Wort des Abschieds hatte verlassen müssen. Sie war natürlich genau wie Charlie älter geworden. Ich konnte nur hoffen, dass sie mich nicht erkannt hatte, doch ihr Blick bewies, dass genau das Gegenteil der Fall war. „Susan?", fragte sie. Ohne noch länger zu zögern, drehte ich mich um und ging so schnell wie möglich ohne größer aufzufallen davon. Doch Sophie war mir gefolgt. Ich bog so schnell es ging in eine Nebenstraße. Hier griff Sophie nach meinem Arm. „Susan? Was ist mit dir los? Du solltest vor zwölf Jahren gestorben sein, aber du lebst noch und... und du bist nicht älter geworden. Was ist hier los?", sagte sie leicht panisch. „Das kann ich dir nicht sagen", fuhr ich sie an und versuchte dabei, meine Zähne so wenig wie möglich zu zeigen, wie immer, wenn ich mit Menschen sprach, „Aber ich war nie tot. Und jetzt lass mich einfach wieder los. Dieses Treffen hat nie stattgefunden." „Es hat stattgefunden. Ich will sofort wissen, was hier passiert. Träume ich? Du wurdest von einem Zug überfahren", plapperte Sophie hektisch. „Moment mal, ein Zug hat mich überfahren?", wiederholte ich ungläubig. „Ja" So also wurde das mit neuen Agenten geregelt: Es wurde irgendwo eine Leiche hergeholt, die so aussah, wie die gewünschte Person und dann wurde ein Unfall gebaut. Auch wenn ich mich fragte, wie man den DNA-Test umgehen konnte. Aber bei Geheimdiensten arbeiteten nun einmal die schlausten Köpfe der Welt. Die hatten bestimmt so seit Jahren eine Lösung für dieses Problem. „Das kann nicht sein", widersprach ich energisch um den Schein zu wahren, „Ich bin nur umgezogen." „Niemand zieht mitten im Studium um, sodass er die Stadt verlässt. Aber selbst wenn, erklärt das noch nicht, warum du nicht einen Tag älter geworden bist. Warte... mach mal den Mund auf", sagte Sophie. Auf keinen Fall durfte ich das tun. Sie sollte nicht wissen was ich war. Vermutlich würde sie schreien, wegrennen oder ohnmächtig umkippen. „Mach den Mund auf", wiederholte sie. Dann seufzte sie und drückte meinen Unterkiefer nach unten. Dabei zuckte sie zusammen, als ihre warme Haut mit meiner eiskalten in Berührung kam. Ich konnte sie natürlich daran hindern, aber wenn sie meine Kraft zu spüren bekäme, würde das nur noch mehr Fragen und vermutlich auch Probleme aufwerfen. Ich öffnete den Mund und Sophie sprang erschrocken zurück. Doch anstatt das eine der von mir vorhergesehenen Reaktionen folgte, flüsterte sie nur: „Ich wusste es. Von dem Tag an, an dem du mir von den Werwölfen und Vampiren erzählt hast. Ich wollte einfach nicht glauben, dass du tot bist, nachdem, was du mir erzählt hast. Gibt es viele Vampire? Und... Willst du mich nicht umbringen?" „Nein", gab ich knapp zurück, „Ich lebe seit zwölf Jahren unter Menschen und habe mich nur wenige Monate von eurem Blut ernährt." „Warum machst du das? Moral? Das ist so aufregend!", flüsterte Sophie ehrfurchtsvoll. „Tut mir leid, Sophie, aber das darf ich dir nicht sagen. Ich muss jetzt gehen. Ich denke, du bist schlau genug, um zu wissen, dass du besser niemandem von mir erzählst", sagte ich leise und wandte mich ab. „Warte!" Ich blieb stehen, auch wenn ich nicht genau wusste, wieso. „Hier meine Adresse." Ich drehte mich um. Sophie drückte mir einen Zettel in die Hand. „Es ist immer gut Freunde zu haben. Sogar für dich", sagte sie noch ehe sie sich abwandte und mich alleine mit ihrer Adresse in der Hand stehen ließ.

-----

Wieder zu Hause kam es mir falsch vor, Sophies Adresse angenommen zu haben. Auch Oryx sollte besser nichts davon wissen. Er würde mir nur wieder erklären, wie gefährlich es war, Menschen aus unserem früheren Leben wiederzusehen. Ich holte ein Feuerzeug aus einer Küchenschublade. Es war unfassbar, wie heiß die Flamme war. Dazu kam noch, dass ich eigentlich panische Angst vor Feuer hatte, seit man mich damit gefoltert hatte. Aber es war die effektivste Methode um dieses Blatt zu vernichten. Ich hielt es über die Flamme, doch dann zog ich es wieder weg. Sophie hatte Recht. Es war immer gut Freunde zu haben. Vielleicht würde ich sie ja irgendwann doch mal brauchen.
Um vier Uhr kam Rose dann aus der Schule. „Hi, Mum. Mr. Cooper war total nett. In Geschichte haben wir nur ein allgemeines Oberthema: Mythologie. Jeder soll mit seinem Sitznachbarn ein Referat über ein mythologisches Thema seine Wahl halten. Ich sitze neben Clive. Der Junge ist der Hammer. Er ist so nett und hilfsbereit. Und er sieht verdammt gut aus. Er kommt am Freitag hierher. Unser Thema wird vermutlich Medusa. Du weißt schon, die mit den Schlangenhaaren", erzählte Rose begeistert. Ich musste lachen. „Dein Tag scheint ja richtig gut gewesen zu sein", erwiderte ich. Rose nickte. Demzufolge hatte sich Charlie meiner Tochter gegenüber offensichtlich nicht merkwürdig verhalten. Ich atmete schon erleichtert auf, als Rose noch hinterherschob: „Aber es war irgendwie merkwürdig, dass Mr. Cooper uns alle mit Handschlag, begrüßt hat." „Scheiße", war alles, was ich dazu herausbrachte. „Mum? Was ist denn jetzt schon wieder mit Mr. Cooper?", fragte Rose vorsichtig. „Okay. Pass auf, Rose. Ich möchte, dass du Mr. Cooper im Auge behältst, während du in der Schule bist. Und wenn er irgendeine Andeutung macht, dass er dir wehtun will, dann hau ihm eine rein und verschwinde. Du darfst deine ganze Kraft einsetzen. Er ist ein Halbvampir und er will mich wahrscheinlich immer noch umbringen", sagte ich eindringlich. „Machst du Witze? Warum sollte dich jemand umbringen wollen?", fragte Rose fassungslos. Ich sah ihr noch tiefer in die Augen. „Es gibt einiges, das du nicht über Dad und mich weißt", sagte ich. „Was weiß ich nicht, Mum?" „Rose, das reicht jetzt! Es gibt Dinge, die geheim bleiben sollten!" „Ich will es aber wissen!" Ich versuchte mich zu beherrschen. Rose sollte nicht wissen, welchen Beruf Oryx und ich hatten. „Rose, geh auf dein Zimmer! Sofort!", sagte ich mit vor Wut zitternder Stimme. Rose warf mir einen letzten bösen Blick zu, ehe sie in ihrem Zimmer verschwand.

___________________________

Hey, guys, I'm back!

Ich hatte eben mal wieder mein Handy in der Hand und dachte mir: was ist nochmal diese komische App mit dem "W"? Und dann hab ich the Black Agens wiederentdeckt, weil jemand einen netten Komentar geschrieben hat. Mir ist aufgefallen, dass ich ja noch den zweiten Teil weiter veröffentlichen wollte. Also ist hier Kapitel 2.
Zugegeben finde ich den Schreibstil gerade etwas merkwürdig, aber ich dachte mir; hey, den paar Fans, die ich habe, bin ich das schuldig. ich versuche nochmal ein bisschen weiterzuschreiben, mal gucken was bei rauskommt.

~BookEntertainment

PS: Ich wünsche mir immernoch Kommentare. :-)

The Black Agents 2Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang