12

3.1K 206 30
                                    

Tim PoV

Es war nicht so, dass ich die halbe Nacht gefahren war und dem entsprechend müde war, aber Rafael hatte den Vorschlag, dass wir wach bleiben sollten, um unseren Schlafrhythmus zu richten, oder (in meinem Fall) nicht zu zerstören. Es war nicht einfach die Augen offen zu halten, aber es ging gerade noch so, als wir auf der Wiese vor dem Campingbus saßen und Tobi mit Stegi und Rafael stritt, was morgen - oder eher in sechs Stunden - am Wichtigsten war. Ich stimmte innerlich immer wieder Stegi zu, da ich einkaufen als sehr überlebensnotwendig empfand, mischte mich aber nicht ein, da ich erstens zu müde war und zweitens war ich mir sicher, dass er sich auch alleine streiten konnte. Gähnend verschwand ich in den Bus, legte mich auf das ausgeklappte Bett, das aus den Rücksitzen bestand und kuschelte mich etwas in die dünne Decke von Tobi. Es würde ihn schon nicht stören.

Eine Weile lag ich wach, einfach, weil es viel zu warm war, das Wasser zu laut, der Wind zu stark, das Bett zu unbequem und alles einfach viel zu doof zum Schlafen war. Noch dazu kam, dass Tobi und Stegi leise flüsterten - oder es zumindest versuchten. Am Anfang konnte ich nicht heraushören, über was sie redeten, aber als sie lauter redeten (ich kannte die beiden schon lange genug, um zu wissen, dass sie nie leise sein konnten) war auch mir klar, wieso sich Stegis Wortwahl verschärfte. Tobi hatte ihn auf seine Schwachstelle angesprochen - unsere Freundschaft. Wobei es nicht wirklich unsere Freundschaft war, die ihn so schwach machte, sondern einfach diese Situation im Auto, als ich gefahren bin und mein blonder Freund auf meinem Schoß eingeschlafen war. Ich hatte schon länger den Verdacht gehabt, dass Stegi in einer verspäteten Findungsphase war und sich einfach ausprobieren wollte. Es war mir schlichtweg egal, was er war, und wie er war. Solange ich ihn glücklich sehen konnte, war das okay.

„Du magst Tim!", zischte Tobi und wenn ich es nicht besser wüsste, dann hätte ich schwören können, dass dieser direkt neben mir war.

„Hä? Natürlich mag ich ihn, du Dummkopf. Er ist mein bester Freund." Sicher war ich mir nicht, aber als Tobi aufzischte und leise fluchte, musste ich schmunzeln. Stegi hatte seinem Gegenüber sicher auf den Hinterkopf geschlagen, so wie er es bei mir immer machte, wenn ich ein Dummkopf war.

„Nein, du bist gay, Stegi."

Noch bevor der Braunhaarige irgendetwas anderes erwidern konnte, öffnete sich die Schiebetür des Vans und die Decke wurde mir aus den Armen gezogen. Wieder wurde die Tür geöffnet und sicherlich schmiss der Blonde die Decke seines Freundes nach draußen, zum Glück Hatte ich noch eine unter mir liegen, sonst wäre es komplett mit dem Schlafen aus gewesen. „Schlaf im Dreck. Da wo Penner hingehören."

Und ein weiteres Mal schloss sich die Tür, ehe sich ein zierlicher und sehr nackter Körper in meine Arme zwängte. Hatte er sich komplett ausgezogen?

„Ich hoffe, dass du nicht wach geworden bist, Timmi. Tobi ist ein Arschloch."

Zustimmend brummte ich, ehe ich meine Umarmung um meinen besten Freund festigte und mein Gesicht in den blonden, leicht verschwitzten Haaren vergrub.

Den Alkoholgeruch nahm ich nicht mehr wahr, es war einfach nur sein fruchtiges Shampoo und der leicht salzig riechende Schweißgeruch des Kleineren, der mich zum Einschlafen brachte. Die aufgehende Sonne war egal, der starke Wind, die zwei leise streitenden Stimmen oder das unbequeme Bett. Alles war nicht von Bedeutung. Nur Stegi, sein Duft und sein Körper in meinen Armen.

Der Nächste, der die Schuld daran trug, dass ich wach wurde, war Rafael, der die Schiebetür öffnete und den kalten Wind, der leicht nach Salz schmeckte, hinein ließ. Ich erzitterte, handelte dann aber schnell und legte die dünne Decke über meinen dünnen Freund. Mit fragendem Blick setzte ich mich auf, doch ehe ich Rafael zu Gesicht bekommen hatte, war die Tür schon wieder geschlossen und ich mit meinem schlafenden besten Freund alleine. Es war komisch, aber dennoch angenehm gewesen, dass Stegi in meinem Arm gelegen hatte und das Wissen, dass es von ihm ausging, machte meinen Morgen noch ein wenig angenehmer.

Draußen angekommen, war es auf einmal viel lauter als im Bus, was klar war, aber ich hatte nie gedacht, dass es auf einem Campingplatz so laut war. Ein Hund bellte, Kinder schrien - was mich nicht wunderte, weil wir direkt neben einem Spielplatz standen - aber die Aussicht konnte mir niemand nehmen. Ich blickte über einige Olivenbäume hinweg direkt auf das Meer. Welches es war, wusste ich gerade nicht, aber es sah wunderschön aus. Auch die Sonne stand perfekt, man sah sie gerade so komplett und ein leichtes Kribbeln in meinem Bauch breitete sich aus, es war fast so, als wäre ich in den Sonnenaufgang und diese Aussicht verliebt.

„Da ist er ja, unser kleiner Lover."

Tobi kam auf mich zu. Seine Haare waren nass und er hatte ein Handtuch über seine Schulter gelegt. War er duschen oder schon im Meer?

„Lover?" Ich lachte trocken auf, lenkte das Gespräch aber sofort auf ein anderes Thema, ich wollte gar nicht wissen, welches weibliche Wesen ich aus Versehen zu lange angesehen hatte, weil sie in meinem Sichtfeld gestanden hatte.

„Habt ihr euch schon entschieden, was wir heute machen?"

„Ja, entweder zum Strand, oder in die Stadt - einkaufen."

„Also doch nicht entschieden, hm?"

„Eher weniger."

„Sag mal, ich hab dich und Stegi gestern reden gehört. Warum sprichst du ihn auf so was an? Du kannst doch nicht einfach-" Ich wurde unterbrochen, als der blonde Junge die Tür öffnete, sich streckte und aus dem Bus stieg, ehe er stolperte und mir direkt vor die Füße fiel.

„Was machst du da unten?" Ich schmunzelte, ehe ich ihm auf die Beine half und ihm durch die Haare wuschelte.

„Da unten ist ein Haken, Stegi."

Ich wusste, dass es gleich wieder Streit und Sticheleien geben, wenn ich jetzt nicht sofort eingreifen würde, aber irgendwie war ich doch zu langsam.

„Danke! Gut. Super, dass du mir das jetzt sagst! Wirklich danke!"

„Ja, tut mir leid, dass ich überhaupt etwas gesagt habe, Stegobert!"

„Nenn mich nicht Stegobert!"

Ich hasste es, wenn sich die zwei Babys, wie Rafael und ich Tobi und Stegi heimlich nannten, stritten. Es war nur unnötiges Geschrei und brachte mir mehr Kopfschmerzen als ich ohnehin schon immer hatte, wenn ich nach der Uni in den TS kam.

„Ruhe jetzt!", schrie ich „Stegi und ich gehen jetzt duschen und du gehst zu Rafael Frühstück machen!" Kurz warf ich einen Blick über meine Schulter, da sich Stegi schon wieder halb in den Bus verzogen hatte, und sah ihn warnend an. „Stegi. Sofort." Mit diesen Worten verschwand der Blonde, suchte wahrscheinlich seine Handtücher.

„Und du-", ich richtet meine Augen auf Tobias, der seinen Blick schüchtern von mir wendete.

„Du hörst auf damit. Ich will nie wieder etwas über Stegis Sexualität oder Nicht-Sexualität hören, klar!?" Angesprochener nickte nur, ehe mein bester Freund hinter mir auftauchte, mir mein Handtuch und frische Wäsche zuwarf und dann arschwackelnd vor mir her lief. Ich wollte gar nicht neben ihm laufen, diese Ansicht gefiel mir sehr viel besser.

-------
Ich weiß nicht, ob ich das langweilig oder langweilig finden soll, aber ich bin so busy, weil ich meinen Abschluss nach den Ferien habe und Rip.
Sorry, Freunde.
Aber Ins-System-Passen geht leider vor.
Müllt doch solange unsere privaten Accounts zu, in der Zeit, in der wir hier nichts richtiges hinbekommen.
All the love -T.

Die Nacht von Hetero auf Homo // Stexpert Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt