10.Kapitel

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Ich lief eilig den Gang herunter und kam zur großen Treppe die hinunter in die große Eingangshalle führte. Als ich in ungefähr der Mitte der Treppe angekommen war kam auch schon Julia herein. Ein Lakai hielt ihr die Tür auf und verbeugte sich. Sie sah mich hinunter kommen. ,,Eure Hoh....Clara ich freue mich dich zu sehen." sie machte einen kleinen Knicks und lächelte. ,,Ich freu mich auch dich zu sehen. Wollen wir in meinem Salon gehen oder lieber in den Damensalon? Ich befürchte das Wetter ist nicht gerade für einen Spaziergang geeignet." ,,Nein, das Wetter ist wirklich nicht sehr angenehm. Wollen wir in deinem Salon gehen?" ,,Sehr gerne, ich denke meine Zofen sollten dort auch schon den Tee vorbereitet haben." Wir liefen die große Treppe wieder hinauf und Julia schaute sich Staunend um. Als wir oben waren gingen wir wieder den selben Gang zurück von dem ich gekommen war. Ich schaute durch die riesigen Fester hinaus und sah die große Auffahrt vom Schloss. Sie war mit hellem Kies ausgelegt und am Rand waren viele kleine Sträucher. In der Mitte kurz vor dem Eingang stand ein großer Brunnen. Auf den Fensterscheiben könnte man den Regen sehen. ,,Das Schloss ist wirklich sehr schön. Schon allein die Eingangshalle ist viel größer als bei uns." Wir liefen weiter, immer wenn uns Bedienstete entgegen kamen machten sie eine Révérence oder verbeugten sich. Ich lächelte sie nur an. Als wir bei meinem Salon ankamen wurde uns die Tür geöffnet und ich bedeutet Julia sich zu setzten. Ich bemerkte, dass es doch noch keinen Tee gab und klingelte nach Lotte danach setzte mich selbst. ,,Der Palast ist wirklich wunderschön, auch wenn ich noch nicht alles gesehen habe." ,,Ja, das stimmt, aber schau mal aus dem Fester." Ich deute auf den Teil des Gartens den man von hier sehen konnte. ,,Ja, das habe ich bereits gesehen es ist wirklich wunderschön hier." Die Tür ging auf und Manon kam herein. ,,Eure Hoheit, Madame Julia." Sie sah und an und machte eine Révérence. ,,Wo ist Lotte?" ,,Lotte ist auf dem Markt um Stoffe zu kaufen und andere Dinge zu erledigen, Eure Hoheit." ,,Ach, nun gut. Kannst du uns bitte Tee und Gebäck bringen?" ,,Aber natürlich, Eure Hoheit." Sie machte eine Révérence und ging. ,,Nun wie geht es dir?" fragte ich. ,,Eigentlich gut nur ich leide immer noch unter der kommenden Heirat mit dem Marquis de Montespan."sagte sie traurig. ,,Oh, natürlich, wie unsensibel von mir. Das tut mir alles wirklich leid." ,,Das macht doch nichts. Aber wie geht es denn dir?" ,,Sehr gut. Ich hatte gestern ein Treffen mit Monsieur Chalon und das verlief wirklich ausgezeichnet." Ich erzählte ihr von dem Treffen und währenddessen verdunkelte sich ihr Gesicht. ,,Was ist los Julia?" ,,Nun ja, ich weiß nicht wie gut du die Leute außerhalb des Palastes kennst, aber Monsieur Chalon hat einen nicht sehr guten Ruf. Ich möchte es gar nicht aussprechen aber er soll es wohl schon mit vielen Frauen getrieben haben. Und ich weiß nicht ob dir das gerecht wird. Ich möchte dich auch nicht verletzten, aber ich denke ich sollte dir das sagen. Hast du ihn schon in Betracht gezogen?" Mir wurde plötzlich übel und ich wollte gerade im Stuhl zusammen sacken als Manon gerade mit dem Tee herein kam. Ich setzte mich wieder auf und lächelte. Sie stellte das Tablett ab und schenkte Tee ein . ,,Danke Manon." ,,Sehr gerne, Eure Hoheit. Brauchen sie noch etwas?" Ich musste mich zusammen reißen nicht zusammen zu klappen ,,Nein Danke, du kannst gehen." Endlich ging sie und ich ließ mich im Stuhl zurück sinken. ,,Geht es dir gut? Du bist sehr Blass. Ich wollte dich nicht verletzten." Sagte Julia und sah aus als würde sie lieber gleich im Boden versinken. ,,Mir ist übel und ich habe Kopfschmerzen. Ich bin aber froh, dass du mir das gesagt hast. Ich hatte mir tatsächlich überlegt ihn zu heiraten, wenn ich wirklich niemand anderes finde." ,,Hier nimm etwas vom Tee." ,,Danke." Ich nahm dankbar die Tasse an und trank. ,,Das Problem ist, dass er dir wahrscheinlich nie einen Antrag gemacht hätte. Er wäre vorher mit ihren ins Bett gegangen und hätte dich danach fallen gelassen." ,,Unehelich?? Das ist doch verboten?" rief ich. ,,Ja, aber was denkst du woran die Männer interessiert sind?" Mir lief eine Träne die Wange herunter. ,,Hast du denn mit jemand anderes noch eine Verabredung?" versuchte sie mich auf zu heitern. ,,Ja, mit dem Marquis de Brimeau." ,,Der scheint sehr höflich und nett zu sein, bei ihm musst du dir keine Gedanken machen ." ,,Sehr gut" sagte ich schon etwas besser gelaunt. ,,Danke Julia, ohne dich hätte ich vielleicht einen großen Fehler begangen. Du bist eine echte Freundin." ,,Danke Clara. Aber was meinte deiner Mutter eigentlich auf dem Ball, wegen mir?" Ich seufzte. ,,Das ist das größte Problem. Sie ist strickt gegen unsere Freundschaft. Sie denkt du seist unter meiner Würde. Nur weil deine Eltern einer Grafschaft angehören und das anscheinend zu viele Ränge unter mir sind." ,,Oh, nein. Meine Mutter hat tatsächlich so etwas befürchtet." ,,Oh, na dann kennt deine Mutter meine Mutter aber gut. Aber solange wir uns noch weiter treffen können sollten wir das machen." ,,Selbstverständlich." Sagte sie lächelnd und ich fühlte mich schon wieder besser.

***
Ich saß in der Kutsche zum Marquis de Brimeau und dachte über das Gespräch mit Julia nach. Ich war immer noch traurig wegen Monsieur Chalon spürte aber mehr Wut als Trauer. Mein Misstrauen ihm gegenüber wegen den vielen Komplimenten hatte sich also bestätigt. Er war einfach arrogant und dachte er könne mit Frauen alles machen was er wollte. Wir fuhren gerade die Einfahrt zum Sitz der Brimau's hinauf. Der Marquis stand vor der großen Eingangstür. Als ich aus der Kutsche stieg lächelte er breit. Ich machte einen Knicks, er verbeugte sich tief und küsste meine Hand. ,,Eure Hoheit, wie schön sie hier zu haben." ,,Guten Tag, ich freu mich auch sie zu sehen."sagte ich höflich. ,,Ist ihre Mutter nicht da?" ,,Nein, bitte verzeiht aber sie hat starke Migräne. Sie hätte euch aber gerne Empfangen. Ich soll Grüße ausrichten." ,,Oh danke, dann richten Sie bitte Gute Besserung aus." ,,Natürlich, aber wollt ihr nicht mit hinein kommen?" ,,Sehr gerne." Ich hakte mich bei ihm unter und wir liefen in das große Haus. ,,Wirklich sehr schön hier. Das Treppengeländer ist wirklich kunstvoll bearbeitet." ,,Nun, ja es ist wahrscheinlich nichts im Gegensatz zu eurem Schloss. Aber das Treppengeländer mag ich auch sehr gerne." Wir gingen in einen Salon mit Blick auf den Garten. Überall standen Bücher und ich nahm mir Freiheit und schaute sie mir an. ,,Interessieren sie sich für Literatur?" fragte der Marquis. ,,Nein nicht wirklich. Meine Gouvernante ließ mich viel Poesie lesen. Aber ich interessiere mich für Geschichte und lese dazu viele Bücher." ,,Ja, Geschichte interessiert mich auch sehr aber Politik finde ich auch sehr interessant. Ich habe dazu auch schon viele Bücher gelesen als ich noch Zeit dazu hatte. Seit mein Vater gestorben ist muss ich mich um alles kümmern, da bleibt nicht viel Zeit zum Lesen. Aber setzt Euch doch bitte." Ich setzte mich und er schenkte Tee ein. ,,Vielen Dank. Wofür interessieren sie sich denn noch?" Fragte ich. ,,Nun ich spiele gerne Klavier oder ich spiele Schach." ,,Oh, ich spiele auch Klavier und singe." ,,Wirklich? Wollen wir nicht etwas spielen?" ,,Natürlich!" rief ich begeistert und hielt mir direkt die Hand vor den Mund. ,,Entschuldigen sie bitte, aber ich fände das einfach sehr schön." ,,Das macht doch nichts, wollen wir gehen." ,,Sehr gerne." Wir gingen in ein Musikzimmer wo ein großer Flügel stand. ,,Nehmen sie doch bitte Platz. Ich hole mir noch einen Sitz." ,,Aber sicher" ich setzte mich hin und legt meine Finger auf die Tasten. ,,Nun, was wollt ihr spielen?" ,,Ich weiß nicht. Fangen sie an und ich singe und spiel mit. Meine Gouvernante hat mir so viele Stücke in den Kopf gesetzt." ,,Na gut" er fing an zu spielen und ich stieg nach ein Paar Sekunden ein.

Ich sang zwar nicht aber es klang einfach fantastisch. Der Klang des Raumes war einfach perfekt. Wir spielten nicht nur ein Stück sondern noch drei oder vier Stücke mehr, so vertieft waren wir in die Musik versunken. Ich fühlte mich seit Tagen befreit von allem und es fühlte sich an als würde ich schweben. Als ich dann plötzlich sah, dass die Sonne schon unterging saß ich wieder im Musikzimmer und hörte ich auf zu spielen. ,,Marquis, ich entschuldige mich aber ich muss zurück meine Eltern erwarten mich zum Abendessen." ,,Oh, natürlich. Ich fand es aber wunderbar. Sie spielen einfach klasse." ,,Ja, sie wissen gar nicht wie viel Spaß ich hatte." ,,ich wäre auch gerne noch etwas länger geblieben." ,,Versprechen sie mir zurück zu kommen?" ,,Sehr gerne." Ich fühlte mich sofort geschmeichelt und wurde rot. Ich stand auf und der Marquis begleitete mich noch hinaus. Als ich in der Kutsche saß fühlte ich mich mich einfach nur glücklich. Es hatte so Spaß gemacht wieder mal mit jemanden ein Duett zu spielen. Es tat einfach gut nach den letzten Tagen mal abzuschalten. Außerdem bekam ich das Angebot nochmal mit ihm zu spielen nicht aus dem Kopf.
Als ich wieder im Palast war ging ich sofort zu meinem Zimmer um mich umzukleiden für das Abendessen. ,,Clara! Es ist schon spät wir müssen uns jetzt beeilen. Wo waren sie?" Rief Lotte. ,,Guten Abend Lotte. Ich war beim Marquis de Brimeau und wir haben zusammen musiziert und die Zeit aus den Augen verloren hatten." ,,Oh natürlich! Kommen sie." Sie half mir das Kleid auszuziehen und ich erzählte ihr von meiner Verabredung. ,,Ich fühle mich gerade einfach nur glücklich." versuchte ich ihr meinen Zustand zu beschreiben.
Als ich fertig war ging ich in den Speisesaal und setzte mich auf meinen Platz. ,,Clara, wie war deine Verabredung mit dem Marquis?" Fragte mein Vater. ,,Sehr gut. Wir haben zusammen musiziert. Es hat viel Spaß gemacht. Marquis Brimeau ist ein sehr netter und freundlicher Mann." ,,Das freut mich. Als Berater ist er auch sehr passend. Er weiß viel und ist immer höflich und kann seine Meinung auch ohne Gebrüll durchsetzten. Meine anderen Berater könnten sich da mal ein Vorbild dran nehme." Ich schmunzelte und aß weiter.

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