In der Dunkelheit allein- Wenn die Hoffnung zuletzt stirbt

Kapitel 2

Als ich vor einigen Wochen, ich weiß nicht vor wie vielen.. Okay, dann so, das ist echt peinlich.. Im Winter, gegen Ende Januar, fuhr ich mal wieder raus zu den Nordlichtern, ging meiner Leidenschaft nach. Seit ich klein war, vielleicht drei Jahre alt, wollte ich jeden Winter "Aurora borealis", wie man das Farbenspiel unter Fachleuten nennt, beobachten. Allerdings konnte ich das zunächst nur auf Bildern und Videos meiner Mama. Hautnah erlebte ich die Lichter erst mit zehn, als wir nach Norwegen umgezogen sind. Ein Grund, weshalb ich den Sommer vermisse ist, dass ich echten Sommer in Griechenland hatte. In meinem Geburtsort. In meiner wahren Heimat. Sprich, eigentlich bin ich nur Halbnorwegin, weshalb ich von vorne rein nichts mit dem Land, außer Aurora borealis verbinde. Den Begriff brachte mir meine Mama bei, als sie herausfand, dass ich ihre Leidenschaft teilte. Einer der vielen Eigenschaften, die ich von ihr übernahm. Ich erinnere mich noch an die kleine Ena in der Mitte des Wohnzimmers der gemütlichen Vierzimmerwohnung in Athen, die gespannt am Herumblättern in Fotoalben war. Ich konnte noch nicht lesen und mich faszinierten die Bilder und Mamas zahlreiche Geschichten von ihrer Jugend in Norwegen. "Mama, was ist das?", "Wieso leuchtet das so?", "Ich will dahin", waren nur einige meiner Fragen zu den Lichtern. Sieben Jahre lang haben wir zusammen alles über das Wunder der Natur studiert. Wieso ich überhaupt hier lebe? In Norwegen, deutlich kälter als Griechenland und dann auch noch in so einem abgelegenen Dorf Tromsø, deutlich ruhiger und idyllischer als die Metropole Athen? Nun ja, das war nicht mein Wunsch. Ich wäre damals vor zehn Jahren lieber in Griechenland geblieben, mit meiner Mutter. Aber das war nicht möglich und im Alter von zehn hatte ich erst recht kein Mitbestimmungsrecht. Ich verstand nicht mal den plötzlichen Umzug. Ungerne denke ich an die Worte und Augenblicke zurück.