30.

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Saphiras P.O.V

Zitternd kämpfte ich mich durch den Schneesturm.
Wenige Zeit nachdem ich aufgegeben hatte diesen fremden Werwolf nach zu gehen , brach der Sturm aus.
Wind peitschte mir heftig um die Ohren.
Der Wald wurde immer lichter , desto höher ich den Berg hinauf lief.
Somit hatte ich noch weniger Schutz vor dem Wetter als davor.
Außerdem schmerzte mir mein Magen vor Hunger.
Verkrampft schritt ich wieder durch den tiefen Schnee.
Meine Muskeln schmerzten und meine Lunge brannte.
Nach kurzer Zeit hatte ich den Wald vollends hinter mir gelassen.
Irgendwann vernahm ich irgendein Geräusch hinter mir.
Ganz leicht übertönte es den pfeifenden Wind.
Es war immer wieder ein kurzes Knirschen.
Verwundert blieb ich stehen.
Auf einmal wiederholte sich das Knirschen, diesmal eher langsamer.
Herz pochend drehte ich mich um.
Entsetzt riss ich meine Augen auf.
Wenige Meter vor mir stand der fremde Wolf.
Nicht schon wieder!
Geradewegs starrte er mich, in einer geduckten Haltung, mit seinen glühend gelben Augen an.
Sein dunkelbraunes Fell war schneebedeckt.
Ängstlich wich ich mehr Schritte zurück.
Er war um einiges größer als ich aber dennoch etwas kleiner als Derek.
Ich wirbelte herum und rannte  meinen Weg weiter.
Hinter mir ertönte ein warnendes Heulen.
Was...?
Doch länger konnte ich nicht über den Warnruf nachdenken , denn auf einmal fing der Boden unter mir an zu knacken.
Wie angewurzelt blieb ich stehen.
Nicht. Bewegen.
Haha. Du bist ja witzig...
Doch das knacken hörte nicht auf , selbst als ich mich nicht mehr bewegte.
Es schien als würde es immer lauter werden.
Beängstigt schielte ich zu dem anderen Werwolf hin.
Er lief nervös auf und ab, viele Meter weg von mir.
Ich spähte zu meinen Pfoten hinunter.
Riesige Risse verteilten sich auf der vereisten Schneedecke.
Verzweifelt winselte ich.
Voller Schock sah ich mit an, wie sich einzelne Eisbrocken lösten und in schwarze Tiefe fielen.
Ich Befand mich also auf einer schneebedeckten Schlucht , die jeden Moment unter meinem Gewicht nachgeben könnte.
Noch nie war ich dem Tod so nahe , zumindest im vollen Bewusstsein.
Das Blut rauschte laut in meinen Ohren.
Ich fühlte mich wie eine Maus in der Mausefalle.
So wie die Falle jeden Moment zuschnappen könnte, war es mit dem Eis das in jedem Augenblick durchbrechen konnte.
Tränen sammelten sich in meinen Augen.
Ich will noch nicht sterben...!
Das atmen fiel mir schwer, mein Brustkorb zog sich immer wieder heftig zusammen.
Derek hat alles zerstört.
Mein ganzes Leben.
Alles.
Das Eis unter mir knackte immer lauter.
Ich spürte kaum noch den Schneesturm der um mich herum wütete.
Der fremde Wolf starrte hilflos zu Mir hinüber.
Er konnte mir nicht helfen.
Nicht mehr, denn mit einem Mal gab der Boden mit einem ohrenbetäubendem Schlag unter mir nach.
Mein Herz blieb stehen.
Ich stieß ein stummes Jaulen aus.
Rücklings fiel ich in die dunkle Tiefe.
Riesige Eisbrocken lösten sich und rauschten in die Schlucht , genauso wie ich.
Es schien als würde alles in Zeitlupe geschehen , alles ging so langsam und doch so schnell.
Mein Leben raste an mir vorbei wie ein Film im Schnelldurchlauf.
All die Erinnerungen kamen wieder hoch.
Mein unbeschwertes , glückliches Leben bevor Derek hineingeplatzt ist.
Den Frieden.
Und dann kam er und zerstörte alles.
Verletzte mich, seelisch und körperlich.
Doch in wenigen Augenblicken wäre alles vorbei , all die Qualen.
Jetzt wo der Tod mich fast eingeholt hatte , schien er mir mit einem Mal gar nicht mehr so grausam , er würde mich von allem erlösen.
Ich brauchte mir keine Sorgen mehr machen , nichts würde mir mehr anhaben können.
Abwartend schloss ich meine Augen.
Immer tiefer stürzte ich hinab.
Gleich ist alles zu Ende.
Sechzehn Jahre , fast siebzehn, durfte ich hier auf der Welt leben.
Ich hatte die besten Freunde ,  eine gesunde Familie.
Ich hatte alles was ich brauchte.
Plötzlich spürte ich einen starken Schmerz.
Mit unglaublicher Wucht , krachte ich auf den eisigen Boden.
Schnee umgab mich.
Kleine Eiszacken bohrten sich in meine Seite.
Warmes Blut tränkte mein weißes Fell.
Ich versuchte nicht der Kälte standzuhalten , als diese sich über meinen schwachen Körper stürzte wie ein Raubtier auf seine Beute.
Sie grub sich bis zu meinen Knochen hindurch.
Schmerzerfüllt streckte ich meine Glieder von mir.
Schwarze Ränder zeichneten sich an meinen Augen ab, bis sie schließlich vollends schwarz waren.
Nichts konnte ich mehr sehen.
Saphira nicht aufgeben bitte!
Milas panisches Winseln hallte weit hinten in meinem Gedächtnis.
Langsam überdeckte eine schwarze Wolke meine innere Wölfin.
Ich konnte schon fast in meinen Gedanken sehen , wie sie sich ängstlich in die hinterste Ecke verkroch.
Mila...
Nein! Bleib wach! Saphira!
Mila heulte Schmervoll.
Die Schwärze nahm Milas Platz ein, wo die Wölfin soeben noch gestanden hatte.
Ich konnte mich nicht mehr lange darauf konzentrieren, denn die Schwärze zog mich ebenfalls immer weiter in ihren Bann.
Ich konnte mich ihr nicht widersetzen.
Instinktiv folgte ich ihr in die unendliche Dunkelheit.

 My Gruesome MateDonde viven las historias. Descúbrelo ahora