Kapitel 5.

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Nachdem ich mich beruhigt hatte, überfiel mich wieder die Müdigkeit, gemischt mit einer dumpfen Leere in meinem inneren. Am Rande meiner Sicht schien die Welt wieder dunkel zu werden und mit Mühe und Not zog ich mich in die nächste Spalte der Wand. Seit dem ich geflohen war entzog sich mir meine ganze Energie, es war so als hätte ich ein Leck aus dem sie ausströmte, gehört hatte ich so etwas schon öfters, doch bevor mir der Name dieses Phänomens wieder einfiel überwältigte mich der Schlaf. Fest im Arm das Drachen Ei.

Bilder, Gefühle durchströmten mich, Trauer, Einsamkeit, Wärme. Etwas raubte mir den Atem und ich fing an zu wandeln. Lief durch Stätte Dörfer und schlussendlich durch den Himmel, weit vor mir flog etwas undefinierbares. Ich hörte Flügel schlagen und eine Stichflamme umhüllte mich plötzlich, doch sie verbrannte mich nicht, nein eher schien sich mich zu umarmen und schlussendlich von innen heraus zu erfüllen. In meinem inneren pulsierte es und langsam umschlang die Hitze meine Seele, ich wollte schreien doch meine Kehle war zugeschnürt. Während ich auf die Knie sank, wurde der Druck auf meiner Brust größer, mein Atem ging stoßweise und die Welt zersprang als ich die Augen Aufriss.

Von einem Hustenkrampf geschüttelt wachte ich wieder auf, Schweiß lief mir den Nacken hinunter und meine Haut schien zu Brennen. Mit verschwommenen Blick sah ich mich um, alles schien zu pulsieren. Die Nacht war wieder angebrochen, was hieß dass ich den ganzen Tag verschlafen hatte und in einem kurzen Gedanken fiel mir mein Vater ein der sich spätesten morgen früh sorgen machen würde wenn ich nicht bald ein Lebenszeichen von mir gab. So schnell wie möglich rappelte ich mich auf, doch das funktionierte nicht so wie gedacht, das Gewicht, von dem ich dachte es wäre noch eine Nachwirkung des seltsamen Traumes, lag immer noch auf meiner Brust und machte es fast unmöglich aufzustehen. Vorsichtig hob ich den Blick und geschockt weiteten sich meine Augen. Es war das Drachenei das auf meiner Brust lastete, doch es hatte sich fast um das vierfache vergrößert. Vorsichtig rollte ich es von mir herunter und begutachtete die dicken Bronzefarbenen Adern die nun seine Schale zierten. Wie sollte ich dies weiter transportieren, ich könnte es ja kaum heben. Nervös schaute ich mich um ich hatte doch keine Ahnung von Dracheneiern, doch eines war sicher, wenn ich es schaffte es überhaupt hier weg zu bekommen würde ich mit dem Ding auffallen wie ein Bauer unterm Adel!

Die nächsten Stunden saß ich einfach nur da und beobachtete das pulsieren der Bronceadern, es sonderte ein sanftes wärmendes Licht ab was einen förmlich zu hypnotiesieren schien. Zwischendurch vertrat ich mir vor dem höhlenspalt die Beine mit dem Versuch eine Lösung zu finden und den geist frei zu bekommen, doch mir fiel kein vernünftiger Weg die Sache zu lösen ein. Das einzig plausible schien mir ,kurzfristig, das Ei alleine zu lassen um einen Karren oder so etwas zu besorgen, doch als ich es mir nochmal ansah überkam mich ein Gefühl von Reue. Wie könnte ich überhaupt daran denken es alleine zu lassen! Also saß ich im schneidersitz wieder da ohne Idee, ohne kraft. Wieder überkam mich Müdigkeit, so langsam machte ich mir sorgen, das war eindeutig nicht mehr normal, so viel schlaf brauchte niemand. Kurz bevor ich mich hinlegen wollte,bemühte ich mich wieder raus, frische Luft würde mir bestimmt gut tun. Ich hatte mir einen wenig befahrenen Ort ausgesucht, in den letzten Stunden waren nur drei Leute hier durchgekommen die sich wohl oder übel verirrt hatten, ich hätte gerne geholfen meine Angst und Paranoia saß allerdings noch zu tief, als das ich mich zu erkennen gegeben hätte.

Verträumt starrte ich in den Himmel und ließ alles Revue passieren, ich machte mir sorgen wegen Lethe zudem hätte sie mir ruhig sagen können das das Ei ihrer Familie bald schlüpfen würde. Nach einer Weile hielt ich es draußen nicht mehr aus, ich musste zurück zu dem Ei, es hatte sich tief in mir eingenistet, dieses Gefühl das mich zu ihm hinzog.

Unter dem angenehmen Licht des Drachenei's dauerte es nicht lange, da lag ich auch schon wieder, so nah wie möglich angeschmiegt und schlief, traumlos.

Mitten in der Nacht schreckte ich hoch, laut krachte es von überall auf mich herab. Ich sprang auf, wobei ich mir den Kopf an der Höhlendecke anstieß, es war mir egal schließlich liefen wir Gefahr gefasst zu werden. Ein dünnes Blutgerinnsel lief mir über die verschwitzte Stirn während ich mich nervös umschaute, es brachte allerdings nicht viel, es war stockfinster hier. Meine Augen weiteten sich vor entsetzten, es war finster hier! Mein Herz stand für einen Augenblick still, wo war das Ei! Vorsichtig ging ich auf die Knie und tastete den Boden ab Millimeter für Millimeter, doch überall lagen und ragten nur spitze Felssplitter heraus. Ich wollte gerade aufgeben und ins freie Stürmen um den Dieben nach zu jagen, als ich ein mickriges kleines wimmern aus einer der Ecken hörte. Langsam drehte ich meinen Kopf in seine Richtung und tappte auf allen Vieren zu dem Gewimmer. Zwei große Sturmgraue grün gesprenkelte Augen starrten mich an.

Vorsichtig näherte ich nich noch ein Stückchen um das Neugeborene genauer in Augenschein zu nehmen,es beobachtete jede einzelne meiner Bewegungen genau. Er oder sie, so genau könnte ich es nicht sagen, Strecke mir langsam seinen Hals entgegen, die Neugier dieses kleinen Wesens war erstaunlich. Versucht freundlich lächelte ich es an und es schien förmlich die Stirn zu runzeln. Es verstand wohl nicht was ich da tat. Auch ich war neugierig geworden und fast schon mutig Strecke ich ihm meine Hand entgegen, den jedem war bekannt was für scharfe Zähne sich hinter diesem noch putzigen Wesen verbargen. Allerdings zog es erst den Kopf ein als sich meine Hand näherte, voraufging ich meine Finger einzog. Bevor ich mich wieder zurück ziehen könnte, geschah etwas seltsames, seine Nasenflügel erbebten kurz und es zog kräftig Luft ein, dabei veränderte sich sein müder Blick in einen voller Freude. Leicht wackelig tabste es auf mich zu und schmiegte sich an mein Bein. Mit einem Grinsen im Gesicht hob ich es vorsichtig auf meinen Schoß und lehnte mich an eine Wand während ich ihm im Mondlicht seine noch weichen schuppen kraulte. Es war ein ruhiger, endloser Moment in welchen nur das Brummen des Drachensprösslings zu hören. Es dauerte nicht lange bis seine tiefen Atemzüge verrieten das es eingeschlafen war, auch mir selber wurde wieder bewusst wie wenig Energie ich momentan besaß und wickelte es und mich in meine Decken ein, da es sehr kühl wurde mit der Zeit. Langsam schlief ich mit dem Rhythmus seines Atems ein.

Das Licht der DrachenWhere stories live. Discover now