Der Anfang

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Sebastian Moran saß, so wie in den letzten Tagen auch, auf seinem Stammplatz in einer schäbigen Kneipe irgendwo am Rande Londons. "Noch einen," forderte er den Barkeeper auf, der grummelnd seinem Wunsch nach kam. Moran zündete sich eine Zigarette an und stoß den eingezogen Rauch in den spärlich beleuchteten Raum. Ihm war der Mann im Anzug und gegeltem Haar, der gerade durch die Tür kam, nicht entgangen. Was will ein Mann, wie er in einer Bar wie dieser? 

Der Fremde bestellte sich einen schottischen Whiskey und setzte sich gegenüber von Moran hin.  "Colonel Sebastian Moran, habe ich recht?" Der Angesprochene blickte von seinem mittlerweile leeren Glas auf und sah den Mann direkt in seine braunen, fast schon schwarzen Augen. "Ex-Colonel," berichtigte er ihn und bestellte sich einen weiteren von dem billigsten Fusel. "Und wer sind Sie?" "Jemand der sieht, dass die Zeit für ihren Ruhestand noch lange nicht gekommen ist." "Ach, ist das so?" Der blondhaarige zog skeptisch eine Augenbraue hoch und nahm einen Schluck des Fusels vor ihm. "Wissen Sie, ich weiß, dass Sie der beste Scharfschütze in der britischen Armee waren. Und ich sehe in Ihre Augen und sehe, dass Sie ihr Leben als Zivilist leid sind. Sie sehnen sich nach einem Leben voller Gefahren und Adrenalin. Ich kann Ihnen das bieten, Moran. Wir können viel zusammen erreichen." Er trank von seinem Whisky und sah den Ex-Colonel erwartungsvoll an. "Nehmen wir einmal an ich wäre interessiert, was müsste ich dafür tun?" "Das was Sie am besten können," antwortete der schwarzhaarige und ging nicht unnötigerweise weiter darauf ein. "Kommen Sie morgen Abend zu dieser Adresse," er überreichte ihm einen Zettel mit Koordinaten, "und wir besprechen alles weitere." Der kleinere von beiden stand auf und strich seinen Anzug glatt. Er warf ein paar Geldscheine für ihrer beider Getränke auf den Tisch und wollte sich gerade zur Tür aufmachen, als Moran ihn aufhielt. "Warten Sie! Woher weiß ich, dass ich Ihnen trauen kann? Ich kenne nicht einmal Ihren Namen!" Der schwarzhaarige lachte und antwortete amüsiert: "Trauen? Ich bitte Sie, Moran, wo bleibt denn der Spaß wenn Sie es jetzt schon wüssten?" Die Antwort, nach seinem Namen, blieb der Fremde ihm an diesem Abend schuldig.

Aber irgendwas an seiner Art ließ Sebastian nicht kalt. Der unbekannte Mann strahlte Gefahr und gleichzeitig etwas beruhigendes aus. Er wollte Sebastian etwas geben, etwas das er nicht in einer schäbigen Bar finden könnte. Er wollte ihm ein aufregendes Leben ermöglichen. Eines voller Gefahren und Adrenalin. 

Der Ex-Colonel musste lächeln. Wenn er das Angebot annähme könnte er vielleicht endlich wieder das Gefühl, das durch seine Venen strömt wenn er seinem Opfer eine Kugel durch den Kopf jagt, spüren.

In einem Zug trank er sein Glas aus und warf noch einen letzten Blick auf das Papier mit der geschwungen Schrift, bevor er dieses einsteckte. Er würde sich mit den schwarzhaarigen treffen.

Ohne sich nochmal umzudrehen verließ er die Bar. Und zum ersten mal seit langem freude er sich auf den nächsten Tag. 

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Über Kritik, Anmerkungen, Wünsche,... usw. würde ich mich sehr freuen.

Der gefährlichste Mann Londons und seine rechte HandWhere stories live. Discover now