17. Kapitel

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Zitat:

Wir denken selten an das, was wir haben, aber immer an das, was uns fehlt.

~ Arthur Schopenhauer

- Jess' POV -

Bei mir Zuhause angekommen bat ich Mum und Scott fürs Erste auf der Couch Platz zu nehmen. Schnell setzten sie sich und sahen mich mit großen Augen an. Fast so als würden sie von mir erwarten, dass ich etwas bestimmtes machte. Oder eher etwas bestimmtes sagte. Doch ich ignorierte ihre vielsagenden Blicke und meinte ohne näher darauf einzugehen: „Ich hab euch doch schon mal von Charlie erzählt. Könnt ihr euch erinnern?"

„Das ist doch der gute Bekannte von Caleb, oder?", fragte Scott stirnrunzelnd und sah mir dabei zu wie ich ebenfalls Platz nahm.

„Ja genau. Die beiden unternehmen heute etwas zusammen. Deswegen ist Caleb nicht da", erzählte ich ihnen. „Kann ich euch etwas zu trinken bringen?" Als sie bejahten und ich beide versorgt hatte, nahm ich wieder Platz. Und wieder sahen sie mich wie bereits zu Beginn mit riesigen Augen an. Was sollte das denn werden? Und umso länger sie mich auf diese Weise ansahen, umso unwohler fühlte ich mich in meiner eigenen Haut.

Tief holte ich Luft und sagte: „Mum, Scott. Raus mit der Sprache."

Scott setzte an, um etwas zu erwidern, was wohl in die Richtung, was ich denn meine gehen würde - doch so weit ließ ich es nicht mal kommen.

„Jetzt tut nicht so, als würdet ihr nicht wissen wovon ich rede. Was sollen diese vorwurfsvollen Blicke?"

Mum stieß einen langen Seufzer aus und wand sich an Scott: „Sag du es ihr."

„Aber du bist ihre Mutter. Du solltest do-."

„Scott", meinte Mum warnend und deutete auf mich. „Du bist genauso Familie."

„Okay, du hast recht", begann er. „Wie du vielleicht bereits weißt, hat uns Matt von dem was zwischen dir und ihm vorgefallen ist berichtet. Wir können uns also beide sehr gut vorstellen, was er für dich fühlt. Und deine Mutter und ich vermuten, dass du auch so wie er denkst. Versteh uns bitte nicht falsch. Wir wissen, dass Caleb ein toller junger Mann ist. Wir halten viel von ihm und wissen auch, dass er dich gut behandelt. Doch Jess, das Herz will, was es will und bitte geh doch mal in dein Inneres und sieh nach, was DU willst. Und denkt nicht daran, was dir dein Kopf sagt, sondern an das, was du fühlst."

So hatte ich Scott nicht oft erlebt. Seit wann war er denn so ein gefühlsduseliger Mensch?

„Ich weiß nicht von was ihr redet", sagte ich abweisend und wand meinen Kopf ab. Mum rutschte näher an mich und legte ihre Hand auf meinem Knie ab. Beruhigend meinte sie dann: „Schatz, du musst uns nicht sagen was in dir vorgeht. Du musst uns auch nicht sagen, ob das was wir vermuten die Wahrheit ist oder nicht. Aber lüge dich nicht selbst an. Scott und ich wollten dich nur daran erinnern, dass du dir selbst treu bleiben sollst."

Mum, du auch? Ich wusste nicht mehr was ich sagen sollte. Ich wusste doch selbst nicht, was ich wollte. Natürlich stimmte das, was ich Matt gestanden hatte. Ich liebte ihn noch immer - doch Caleb hatte auch eine wichtige Rolle in meinem Leben eingenommen.

„Das versuche ich doch", murmelte ich. Schnell stand ich auf und versuchte Platz zwischen uns zu schaffen. Mit einem Mal fühlte ich mich eingeengt und bekam wenig Luft.

„Dann wollen wir dich nicht länger stören", wand Scott ein und stand auf. Auch Mum machte es ihm gleich und erhob sich.

„Ihr könnt ruhig noch bleiben", sagte ich schnell und fühlte mich schuldig, weil die Stimmung auf einmal so getrübt war. „Ich wollte euch nicht verscheuchen", fügte ich mit noch leiserer Stimme hinzu.

„Aber das hast du doch nicht", meinte Mum. „Wir wollen uns nur noch etwas Detroit ansehen. Du weißt doch, dass wir nicht oft von Zuhause wegkommen und deswegen würden wir uns gerne die Gegend etwas besser ansehen."

„Okay, na dann viel Spaß", erwiderte ich und verabschiedet mich von Mum und Scott.

Ich nahm es Mum und Scott nicht übel, dass sie sich die Stadt noch gern etwas besser ansehen würden, denn Detroit war in meinen Augen eine sehr schöne Stadt

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Ich nahm es Mum und Scott nicht übel, dass sie sich die Stadt noch gern etwas besser ansehen würden, denn Detroit war in meinen Augen eine sehr schöne Stadt. Michigan war voll mit solchen riesengroßen Städten und ich war schon immer ein „Stadtmensch" gewesen. Klar, ich liebte es auch Wanderungen und Ausflüge in die Natur zu unternehmen, doch die Aussicht, die sich mir Tag für Tag, wenn ich aus meinem Fenster sah, bot, würde das nicht ersetzen können. Ich wohnte zwar nicht in einer der zahlreichen Wohnungen der riesengroßen Wolkenkratzer - doch weil sich mein Büro in einem Bürogebäude befand, konnte ich den Anblick Tag für Tag genießen.

Bereits morgen musste ich wieder arbeiten, was mich laut aufseufzen ließ. Was sollte ich an meinem letzten freien Nachmittag machen? Caleb war mit Charlie unterwegs und ich konnte keinen ruhigen Gedanken fassen - weil ich immer an ihn denken musste. Wie sollte ich mich also ablenken?

Sollte ich joggen gehen? Wen wollte ich damit etwas vormachen? Schnell schnappte ich mir eine Schüssel Eis und ließ mich erneut im Wohnzimmer nieder, bevor ich den Fernseher aufdrehte.

Mit einem Mal - ich war schon fast eingeschlafen - zuckte ich zusammen und setzte mich ruckartig auf, weil mein Handy klingelte. Ohne nachzusehen hob ich ab.

„Jess?" Nicht schon wieder! Ich musste aufhören ohne nachzusehen Anrufe entgegenzunehmen. „Jess, bitte. Ich weiß, dass du da bist. Wir müssen reden." Ich überlegte für einen Moment, ob ich auflegen sollte, brachte es aber doch nicht übers Herz.

„Über was? Über was müssen wir reden?", fragte ich verwirrt.

„Über uns. Und dieses Mal richtig und ohne, dass jemand von uns die Flucht ergreift. Morgen beziehe ich mein Haus in Detroit", erwiderte er.

„Aber ich muss arbeiten, Matt. Ich weiß nicht ob das ganze eine gute Idee ist. Du weiß, wie es das letzte Mal geendet hat."

„Bitte Jess."

Und ohne noch länger zu überlegen, sagte ich: „Okay. Morgen um 16:00Uhr treffen wir uns vor der Mall, in der wir uns zuletzt gesehen haben."

Eine weise Person hat mir mal gesagt, dass es zwei Arten von Schmerz gibt. Der, der dich verletzt und der, der dich verändert.

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A/N: Zwei Dinge.

Erstens: Danke für die vielen lieben Kommentare beim letzten Kapitel. Hab mich sehr gefreut!

Zweitens: Geht noch jemand zum Shawn Mendes Konzert in der Wiener Stadthalle am Donnerstag? Ich bin so so aufgeregt.

Melli

Melli

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Old Friend - or more?Donde viven las historias. Descúbrelo ahora