Unbekannt / Kapitel 16

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Zufrieden betrachtete er sein Werk, bevor er mit äußerster Sorgfalt und Gründlichkeit begann alles wieder so her zu richten, wie er es vorgefunden hatte. Zum Schluss verschloss er den Schrank wieder, legte den Schlüssel zurück an seinen Platz und verschwand mit einer Mappe unter dem Arm wieder aus dem Zimmer.

Kaum war er weit genug entfernt und konnte sichergehen, dass er den Auftrag ordnungsgemäß erfüllt hatte, schon zierte ein breites Grinsen das Gesicht unter der Maske. Er holte sein Handy aus der Hosentasche und schoß ein Bild von dem wertvollen Stück, für das er mehrere monatelang hatte arbeiten müssen. Seine leicht zitternden Finger suchten in der Kontaktliste nach einem Namen, nach jenem Namen.

Es dauerte nicht lange bis er ihn gefunden hatte. Der Chat war schnell geöffnet und wenige Sekunden nach dem er das Bild mit der Unterschrift "Erledigt" gesendet hatte färbten sich die Häkchen blau. Die Anzeige neben dem Namen verriet ihm, das der Andere schrieb. Doch dann waren die Buchstaben auf dem grünen Hintergrund nicht mehr zu sehen, nur noch ein Name stand am oberen Rand des Displays. Nervös bis er sich auf die Lippe und fragte sich was dies zu bedeuten hatte. Normalerweise erhielt er immer in Sekundenschnelle eine Antwort, die den Treffpunkt verriet. Aber er hatte nicht lange Zeit um Nachzudenken, denn das lautes Klingen seines Telefons ertönte und der Bildschirm offenbarte, dass man ihn anrief. Schwitzige Finger wischten über das Handy, um den Anruf anzunehmen und während er ängstlich schluckte hob er das teure Smartphone an sein Ohr.

Es ertönte eine leise, hallige Stimme. Sofort war ihm klar, dass diese keines falls echt, sondern eher mechanisch war. Er hatte also noch immer nicht genug Vertrauen erwegt, um zumindest die echte Stimme seines Arbeitgebers hören zu dürfen.

"Sie werden sich morgen früh um 8:37 Uhr am Treffpunkt, beim alten Wohnwagen, mit einem Kontaktmann treffen. Ihm werden sie die Mappe übergeben und dann erhalten sie auch ihre Bezahlung. Und noch etwas: Wagen sie es ja nicht die Mappe zu öffnen. Wenn sie das auch nur in Erwägung ziehen sollten, dann werde ich das heraus finden und glauben sie mir meine Leute sind sorgsam ausgewählt und unter besten Voraussetzungen ausgebildet. Und wir wollen doch nicht, dass ich sie in Einzelteilen zurück an ihre Familie schicken muss oder?"

Und schon verriet ein lautes Tuten, dass der Andere den Anruf beendet hatte. Er notierte sich in seinem Kalender kurz Treffpunkt und Uhrzeit und steckte das Handy dann wieder weg. In seiner Hand lag immer noch die Mappe mit den wertvollen Informationen. Obwohl er gewarnt worden war spielte er mit dem Gedanken, wenigsten einen kurzen Blick hinein zu werfen, um sicher zu gehen, dass er keine äußerst wichtigen Informationen verpasste. Vielleicht konnte er ja durch einen kurzen Blick mehr in Erfahrung bringen. Denn er konnte nicht ausschließen, dass es sich bei den Sachen, die in so einer Mappe und unter solchen Sicherheitsvorkehrungen verwahrt wurden, nicht doch um Informationen handelte, die für ihn von Interesse waren. Und wenn er sie jetzt nur ganz kurz öffnete, dann würde er es sicherlich nicht mitbekommen.
Zögernd wanderte seine Hand zum schwarzen Gummiband, das die Mappe geschlossen hielt. Seine bleichen Finger zitterten, als er es langsam zur Seite schob. Es schnipste zurück in seine alte Position und hing jetzt locker an der Unterseite der Mappe. Sein Herz schlug bis zum Hals und seine Atemfrequenz hatte sich hörbar erhöht. Schweißtropfen suchten sich ihren Weg über sein Gesicht. Sein Körper bebte und die Aufregung zwang ihn, sich zu setzten, um nicht umzukippen. Dann schloss er für einen kurzen Moment die Augen und nahm all seinen Mut zusammen. Seine Finger tasteten nach dem Rand der rauen Pappe und schließlich zog er die beiden Pappdeckel auseinander.

Heilanstalt Bergmann (Abgebrochen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt