Loreyn

Prolog

Vielleicht bin ich nicht so, wie mich alle gerne haben wollen. Vielleicht bin ich nicht genau das, was sich alle unter einer perfekten Schülerin oder Tochter vorstellen.

Ich bin verrückt,

durchgeknallt,

lebensmüde.

Verwöhnt, wie sie es nennen. Absolut unerzogen, wie sie es nennen.

Aufregend, wie ich es nenne.

Ich mache dann meinen Mund auf, wenn es mir passt und lasse mir nicht die Sprache verbieten. Jeder hat ein Recht auf die Wahrheit.
Ich tue das, was ich will und ich tue es, wann und wie ich es will. Ich bin kein Kind mehr, ich kann meine eigenen Grenzen setzen.
Ich halte mich nicht an Regeln oder Gesetze. Erst Recht nicht von irgendwelchen Erwachsenen, die sich als Autoritätspersonen ausgeben.

Ich klebe meine Kaugummis unter Tische und drücke meine Zigaretten auf der Motorhaube des Porsches unserer Direktorin aus. Ich schmeiße unerlaubte Partys in unserem Haus. Ich breche Versprechen und lüge. Ich stehle die Kreditkarte meines Vaters und beleidige seine Verlobte. Ich feiere nächtelang durch und nicht mal ein Hausarrest hindert mich daran. Ich betrüge meinen Freund und hintergehe meine Freundinnen.

Und was das Beste an Allem ist?

Es interessiert mich nicht.

Es interessiert mich nicht, weil
jeder von uns, jeder Einzelne, nur für einen Moment, einen Augenschlag auf diesem gottverdammten Planeten lebt. Und damit meine ich nicht existieren, ich meine leben. Wie will sich noch jemand in fünzigtausend Jahren an dich erinnern, wenn du nur existiert hast?

Ich lebe.

Und es ist klar, dass ich damit ein Fehler im System bin. Dem bin ich mir völlig bewusst.
Wenn man so ist, wie man sein will, ist man ein Fehler im System. Ein Punk. Ein Störfaktor. Ich bin beim Ausmalen der Strich, der über die Linie geht.

Mein Name ist Loreyn.

Und ich wäre

verrückt,

durchgeknallt,

lebensmüde,

wenn ich mich in diesem Leben normal verhalten würde.