Zwei

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Er hatte sie nicht begrüßt. Nicht mal angesehen. Linea war sich absolut sicher, dass er sie nicht mal registriert hatte. Sie war unwichtig. Enttäuscht ließ sie sich vor seinem Schreibtisch auf dem Stuhl zwischen ihren Eltern nieder. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte. Ob sie überhaupt etwas erwartete hatte. Trotzdem war sie enttäuscht. Aber war das so verwunderlich? In Anwesenheit von Erwachsenen, wurde sie doch sowieso nicht beachtet. „So, Guten Abend Mrs. and Mr. Parker." Mr. Harsen ließ sich auf seinem Platz hinter dem Schreibtisch nieder und schenkte ihren Eltern ein warmes Lächeln, bevor er auf seine Notizen vor sich sah. „Ich nehme an sie sind über die Leistungen ihrer Tochter ausreichend informiert." Ihre Eltern nickten. „Ja, das ist ja auch der Grund weshalb wir hier sind.", sprach ihr Vater, Lukas Parker. Er hatte harte Gesichtszüge, die Linea selten weich sah, aber es war einer der schönsten Anblicke, die sie kannte. Leider kam sie nur hin und wieder in den Genuss eines Lächelns von ihrem Vater. Mr. Harsen nickte. „Richtig. Ich habe heute die Arbeiten herausgegeben, haben sie sich angesehen?" Ihre Mutter schüttelte den Kopf. „Nein, wir hatten heute leider nicht die Zeit dazu." Ihr Lehrer stütze nun die Ellbogen auf dem Tisch ab und verschränkte die Finger ineinander. „Ah, ich verstehe." Er lächelte und es war das erste Mal, dass er seine Aufmerksamkeit an diesem Abend auf Linea richtete. Sie wünschte sich sofort, er hätte sie einfach nur wieder ignoriert. „Um ehrlich zu sein haben sie da auch nicht sonderlich viel verpasst. Es gab nicht wirklich etwas anzusehen." Sie schluckte und senkte den Kopf, verknotete nervös ihre Finger miteinander. Sein Lächeln war herablassend. Ihre Eltern gaben ihr einen bösen Blick, aber nickten dann. Linea wollte einfach nur im Erdboden versinken. Das war die unangenehmste Situation, in der sie je war. Ihr Lehrer machte sich einige Notizen, während er den Kopf wieder zu ihr und ihrer Familie richtete, trotzdem aber auf sein Blatt sah. 


„Wie sind ihre Erfahrungen mit Nachhilfe bis jetzt gewesen?", fragte er und sah dann wieder ihre Eltern an. Nicht sie. „Herausgeschmissenes Geld, wenn sie eine ehrliche Antwort wollen." Das Mädchen biss sich auf die Lippe, bis jetzt war nichts, was in diesem Raum gesprochen wurde, positiv gewesen, aber zu hören, dass sie eine Geldverschwendung war, nahm sie doch ziemlich mit. Mr. Harsen schien aber nicht darauf einzugehen. „Was denken sie, woran lag es, dass die Nachhilfe immer gescheitert ist?" Der Mann vor ihnen stützte Ellbogen nun am Tisch ab und legte seinen Kopf auf den Handrücken seiner Hände. Ihre Eltern überlegten und Linea war sich sicher, dass sie einfach nur die Unfähigkeit ihrer Tochter als Grund benennen wollten, aber wahrscheinlich merkten sogar sie, dass das sehr gemein wäre. „Nun, ich denke die Nachhilfelehrer waren, ob nun Schüler, die das privat machten, oder ob es ein Nachhilfeunternehmen waren, einfach nicht die Richtigen für Linea." Mr. Harsen nickte nun und lehnte sich zurück. 


„Interessant.", sagte er und sah eine weile auf seine Notizen und tippelte mit dem Stift zwischen seinen Fingern auf dem Schreibtisch herum und es passierte das, was sie absolut nicht wollte. 


„Linea." 


Mit aller Kraft unterdrückte sie ein Zucken und sah auf, ihre Augen trafen sich mit seinen und ihr wurde kalt. Alle Augen lagen nun auf ihr. „Ja, Mr. Harsen?", fragte sie unsicher. „Was denkst du, wären Eigenschaften die ein Nachhilfelehrer haben muss, damit du besser werden kannst?" Sie schluckte und überlegte. „Er... also... er sollte natürlich sehr viel von seinem Gebiet verstehen, aber auch..." Sie krallte die schwitzigen Hände in ihren Rock, versuchte das Zittern in ihrer Stimme zu minimieren und senkte den Blick. „Aber er sollte auch nachvollziehen können, dass es für mich eben nicht so einfach ist wie für ihn oder für andere..." Das Sprechen wurde nun einfacher. „Und er sollte auch genug allgemeines Wissen haben und Wissen darüber, wie man ... wie man zu Beispiel mit jemandem umgeht der... der schüchtern ist und auch eingeschüchtert von dem Fach..." Sie wurde immer noch von allen angesehen. „Also... pädagogisches Wissen haben... denke ich... so ... so wie..." Sie stockte kurz und sah auf, nur um in ein wissendes Gesicht zu blicken. „....wie ein Lehrer.", beendete sie ihre Antwort und ihre Augen weiteten sich, als sie realisierte, was sie gerade gesagt hatte. „Wie ein Lehrer? Soso." Nun lehnte er sich zurück und sie meinte für einen kurzen Augenblick, dass in seinen Augen etwas lauerndes lag, während er wahrscheinlich innerlich bis drei zählte. Also solange, bis Lineas Mutter etwas sagte. „Wäre es denn möglich, dass Sie ihr Nachhilfe geben könnten? Wir bezahlen sie, natürlich." Hatte er nur darauf gewartet, dass jemand das vorschlug? Er ließ den Blick ein wenig durch den Raum schweifen, schien zu überlegen. 

„Nun ja." Er verlagerte Sein Gewicht nun wieder nach vorne und legte den Stift beiseite. „Das ist denke ich keine schlechte Idee. Wie sie sicher informiert wurden, als ich angefangen habe an der Schule zu unterrichten, bin ich ja eigentlich keine voll ausgebildete Lehrkraft und wurde nur eingestellt, weil es einen großen Bedarf and Naturwissenschaftlichen Fächern gab und zu wenige Lehrkräfte. Höchstwahrscheinlich ist das kein Problem. Wobei ich trotzdem dafür bin, dass es nicht zu sehr an die große Glocke gehängt wird." Ihre Eltern nickten und Linea hatte keine Ahnung wie sie reagieren sollte. „Selbstverständlich.", sagte ihr Vater, während für das Mädchen absolut gar nichts verständlich war. Mr. Harsen sollte ihr Nachhilfe geben? Die Person, die sie durch seine bloße Anwesenheit einschüchterte? Linea hatte sich geirrt, es konnte noch schlimmer werden. Sie schluckte und hatte Mühe sich zu konzentrieren. Sie hörte Worte, die gesprochen wurden. Ihre Eltern, die Einzelheiten mit Mr. Harsen besprachen. Linea wusste, dass sie auch zuhören sollte, aber sie konnte nicht. War das real? Der Mann vor ihr war ihr Lehrer, aber er war nicht die Art von Lehrer, die sie brauchte. Er würde ihr nicht helfen. Er würde ihr absolut nicht helfen. Im Gegenteil, oder? Sie war Abschaum für ihn, oder? Sie hatte ganz plötzlich das Gefühl zu fallen, als sie mit ihren Eltern aufstand. In einer Klasse zu sitzen, während er im Raum war, war schon jedes Mal aufs Neue eine Überwindung. Aber nun Einzelnachhilfe bei ihm zu nehmen?

Er begleitete die Familie Parker zur Türe seines Büros, während er sprach. „Ich werde heute Abend sehen, welche Termine und Uhrzeiten für mich am besten passen und sie ihrer Tochter dann morgen mitteilen.", verabschiedete er sich von ihren Eltern, welche vor ihr den Raum verließen. Linea sah ihn ein letztes Mal an, im Unterricht traute sie sich das selten. Eigentlich nie. Sie hoffte irgendwie, er würde sehen, wie unwohl ihr bei all dem war und vielleicht etwas daran ändern. Doch es sah nicht wirklich danach aus, oder? Er lächelte sie charmant an, er hatte sie noch nie so angelächelt. Sein Lächeln für sie war stets ein Herablassendes. „Es wird sehr viel Arbeit mit dir werden, Linea.", fing er an und sie zuckte überrascht zurück. Hatte nicht damit gerechnet, dass er gerade mit ihr sprechen würde. „Aber ich denke, die Arbeit wird sich lohnen. Du hast immerhin Potenzial." Ihre Augen wurden groß. Tatsächlich? Als sie merkte, wie ihr eine unerklärliche Röte ins Gesicht schoss, drehte sie sich weg und verließ den Raum ohne etwas zu sagen. Ihr Atem ging schnell, das Mädchen hatte keine Ahnung, wie sie diese Worte verstehen sollte. Würde die Nachhilfe am Ende vielleicht doch etwas bringen? 


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Hey! 

Ich weiß echt nicht, was ich sagen soll. Ich habe echt versucht, früher etwas hochzuladen. Aber die letzten Monate waren ziemlich beschissen für mich. Ich kanns nicht in Worte fassen aber mir ging es glaube ich noch nie so schlecht wie in letzter Zeit. Es tut mir wirklich so Leid, dass ich es einfach nicht fertig gebracht habe etwas zu schreiben. Meine Gedanken sind manchmal ein sehr dunkler Ort und ich hatte mit mir selbst ein wenig zu kämpfen. Ich kann nicht sagen, dass es mir wieder richtig gut geht, aber es geht mir auf alle Fälle wieder besser. 

Mein Auslandssemester ist schon seit Anfang Februar vorbei und mein Semester in meiner Hochschule hat wieder bekommen. Bin jetzt ich wieder umgezogen und werde endlich mal wieder wo bleiben, das ist ein sehr guter Gedanke. 

Zur Geschichte kann ich irgendwie nicht viel sagen, ich weiß, es ist ein kurzes Kapitel. Ich mag es, wie Noah Linea dazu bringt die ganze Situation selbst auszulösen, in dem sie eine tatsächliche Lehrkraft als ihren Nachhilfelehrer beschreibt. Ab jetzt geht es denke ich wieder etwas schneller, da ich nicht mehr ganze Kapitel neu schreiben muss, sondern nur ein paar Übergänge machen muss und etwas an den Teilen feilen muss. Also wird sich jetzt vielleicht wieder einiges wiederholen, aber das hatte ich ja schon erwähnt. 

AllmächtigWo Geschichten leben. Entdecke jetzt