Gefährliche Obsession (Epilog)

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Den Auftritt von der Uni aus hatten wir wegen mir abgesagt, denn ich befürchtete, dass Michael wieder auftauchen würde. Er war noch immer, nach all den Jahren nicht gefunden worden. Doch auch im Hinblick auf Daniels Hand war es sinnvoller gewesen, anderen Kommilitonen den Vortritt zu lassen. Es gab ein Bild von uns im Publikum, wir beide hätten gerne oben gestanden, doch es war ein schönes Konzert gewesen und lag nun lange zurück.

Mit der Zeit fasste ich mehr Vertrauen zu Daniel und auch zu mir, denn ich hatte auch jegliche Selbstsicherheit verloren. Wir unternahmen mehr und mehr, verdrängten die Erinnerungen und nach einer Weile wurde es halbwegs normal. Es gab Fotos von uns beim Picknick im Park, bei einer Schneeballschlacht und einem Grilltag am Strand.

Je weiter die Zeit fortgeschritten war, desto unzertrennlicher wurden wir. Das neueste Bild an der Wand war ein von Daniel geknipstes Bild, auf dem ich an ihn gekuschelt schlief.

Ich mochte es sehr, denn es zeigte mein Vertrauen in ihn.

Inzwischen waren wir vier Jahre zusammen. Vor etwa einem Jahr hatten wir uns dann eine gemeinsame Wohnung gesucht. Ein großer Schritt für uns beide, doch bisher lief es besser als je zuvor. Die Wohnung war ein Loft, an dem Daniel erneut hatte arbeiten müssen, bevor es richtig wohnlich geworden war. Doch so, und durch die Hilfe an der Wohnung nebenan, hatten wir den Mietpreis niedrig halten können.

Nachdem ich im Bad fertig war, ging ich in die Küche, steckte Toast in den Toaster und setzte Wasser für Eier auf. Durch das Zusammenleben mit Daniel hatte ich mir einige Handgriffe abschauen können, so dass ich tatsächlich in der Lage war, die einfachsten Gerichte zu kochen.

Für mich ein voller Erfolg.

Ich hörte Daniel im Bad hantieren und schweifte in Gedanken kurz zu seinem süßen Po ab, den er bei seinem Job im Fitnessclub regelmäßig trainierte. Er war gerade dabei, sich einen Kundenstamm als Personal Trainer aufzubauen, was mich sehr stolz auf ihn machte.

Sein Ziel war es, sich selbstständig zu machen und anderen dabei zu helfen, in Form zu kommen oder zu bleiben. Nebenher half er noch immer an der Schule seiner Schwester. Doch was mir am meisten imponierte, war, dass er trotz all der Steine, die ihm in den Weg gelegt worden waren, immer weiter übte, um die Finger seiner Hand unter Kontrolle zu bringen. Er machte es meistens heimlich, doch ich wusste genau, dass er mindestens viermal die Woche am Klavier saß und Tonleitern und leichte Kinderlieder übte.

Einmal war ich früher von der Uni zurück gekommen und hatte an der Tür gelauscht, während er versuchte, 'Bruder Jakob' eine individuelle Note zu verpassen. Ich hatte wie ein Schlosshund geheult und mich erst nach einer halben Stunde rein getraut.

Es war lange her, dass ich ihn hatte üben hören, doch ich hoffte, dass er immer noch dabei war.

Plötzlich legten sich Hände um meine Taille und ich zuckte zusammen.

"Und wieder beim Träumen erwischt!" Daniels Stimme hatte einen heiteren Klang, doch ich wusste, dass er sich Gedanken um mich machte, wenn ich so still war. Immer vermutete er, dass ich "dunkle" Gedanken hatte und meinte, mich vor ihnen retten zu müssen. Daher lachte ich nun und drehte mich zu ihm um.

"Ich habe nicht geträumt, sondern mich nur auf das Kochen konzentriert." Amüsiert zog er mich näher und küsste meine Nasenspitze.

"Konzentriert? Du machst doch bloß Eier? Versuchst du etwa, dem Wasser mithilfe von Telepathie klar zu machen, dass es kochen muss, damit was aus den Eiern wird, das wir zum Frühstück essen können?" Ich lachte, diesmal richtig.

"Du bist doof." Er grinste von einem Ohr zum anderen und löste sich dann von mir, um den Tisch zu decken. Wie gut es tat, ausschlafen und den Tag mit ihm starten zu können! In der Woche fanden wir selten Gelegenheit dazu, da unsere Tagesabläufe nicht identisch waren.

Gefährliche ObsessionWhere stories live. Discover now