Kapitel 11

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"Warte, ihr kennt euch?", frage ich entgeistert und schaue verdutzt zwischen Damilo und meiner Mutter hin und her.

"Ich dachte nicht, dass wir uns noch einmal sehen würden.", ignoriert er mich und richtet das Wort an meine Mutter. Ich spüre, wie sich sein Körper neben mir anspannt.

"Skada, woher kennt ihr euch?", die Stimme meiner Mutter klingt alarmiert und sie zieht ihren Kopf leicht zwischen die Schultern, während ihr Blick starr auf meinen Begleiter gerichtet ist. 

"Die Frage ist wohl eher, woher ihr euch kennt?" Ich dränge mich an meiner Mutter vorbei ins Innere, Damilo folgt mir ohne meine Mutter aus den Augen zu lassen. Im Wohnzimmer lasse ich mich auf das graue Sofa fallen und beobachte, wie sich weder meine Mutter noch Damilo sonderlich wohl fühlen. Meine Mutter wirkt verängstigt und Damilo sieht aus, als müsste er sich mit aller Macht zusammenreißen um nicht irgendetwas Falsches zu tun.

"Damilo.", flüstere ich und sorge somit dafür, dass er mir für einen kurzen Moment seine Aufmerksamkeit schenkt. Dieser Moment reicht aus, um neben mich auf das Sofa zu klopfen, um ihm somit zu verdeutlichen, dass er sich neben mich setzen soll. Mit einem gequälten Seufzen gibt er schließlich nach und setzt sich neben mich.

Meine Mutter lässt sich kurz darauf langsam uns gegenüber nieder.

"Also?", frage ich, als ich denke, dass die beiden etwas entspannter sind.

"Du weißt doch, mein Rudel und ich sind noch nicht so lange hier. Als mein Vater damals das Rudel übernommen hat, sind wir nach Kanada und haben dort ein paar Jahre gelebt. Irgendwann habe ich dann das Rudel übernommen und bin später wieder hierher zurück gekommen. Noch in Kanada habe ich jedoch deine Mutter getroffen. Ich wusste allerdings nicht, dass es deine Mutter war.", fängt er mit missmutiger Miene an zu erklären.

"Wann warst du bitte in Kanada?", frage ich meine Mutter verblüfft. Das hätte ich schließlich mitbekommen, wenn meine Mutter auf eine Reise nach Kanada aufgebrochen wäre.

"Vor zwei Jahren.", erwidert sie nur trocken und knetet auf ihren Händen herum.

"Du warst nicht in Kanada.", widerspreche ich ungläubig.

"Du dachtest, ich wäre auf einer Fortbildung, aber in Wirklichkeit war ich in Kanada, in Vancouver um genau zu sein."

"Weiß Dad das?" meine Mum nickt und ich frage mich langsam ob meine Leben vielleicht schon vor Damilos Auftauchen auf den Kopf gestellt wurde. "Warum hast du mich angelogen?"

"Weil es einfacher war."

"Was hast du denn bitte da gemacht?" Was mich am meisten kränkt ist, dass ich schon immer gesagt habe, dass ich unbedingt mal nach Kanada möchte und sie hat mich nicht mitgenommen."

"Ich habe deinen Onkel gesucht.", antwortet sie eintönig. Warum muss man denn jedes einzelne Wort aus ihr heraus quetschen?

"Ich habe einen Onkel?", seit wann habe ich eigentlich überhaupt Verwandtschaft. Meine Eltern haben immer gesagt es würde nur uns drei geben.

"Ja, meinen Bruder. Leonard.", als sie den Namen nannte, schwang Trauer in ihrer Stimme mit.

"Warum hast du ihn gesucht und was ist mit ihm passiert? Und warum habt ihr mir nie gesagt, dass ich einen Onkel habe und wie kam es dann, dass du Damilo getroffen hast?"

"Weil mein Bruder und ich sehr zerstritten waren. Wegen seiner Freundin, für die er alles aufgegeben hat. Sogar mich. Ich hatte ihn vermisst und wollte wieder Kontakt aufbauen. Durch ganz Vancouver habe ich mich gefragt, bis ich endlich einen Hinweis fand. Mir wurde eine Adresse abseits von allem anderen genannt. Als ich sie aufsuchte, musste ich durch einen dichten Wald fahren und das mit einem Mietwagen.", bei diesem Gedanken muss sie kurz lachen bevor sie weiter spricht. "Naja jedenfalls ist in diesem Wald vieles Merkwürdiges geschehen." Sie wendet ihren Blick zu Damilo und fragt ihn: "Wie viel weiß sie?"

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