Schockmomente

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"Ich bin Franziska. Darf ich dir etwas zu trinken anbieten,..", fragte sie Kathi, die schnell antwortete: "Kathi. Ich heiße Kathi. Und ich hätte gerne ein Glas Wasser." "Natürlich." Sie lächelten sich an."Geh schon mal ins Wohnzimmer und kümmere dich um deine Freundin, damit sie sich nicht zu sehr erschrickt, wenn sie wieder aufwacht. Ich bring dir dann dein Wasser." "Vielen Dank!",sagte Katharina und ging in das benachbarte Zimmer. Dort lag Phoebe,noch immer ohne Bewusstsein. Der Mann, Christopher, stand daneben und sah auf das liegende Mädchen herunter. Dankbar räumte er einen Stuhl für Katharina frei und trug ihn an das Sofa. Sie setzte sich an den Kopf ihrer Freundin und strich sanft über ihre Haare. "Wach auf, Phoebe. Sag mir, was passiert ist", flüsterte sie leise.Diese rührte sich kurz, blieb aber ohne. Bewusstsein. "Gib ihr noch ein paar Minuten, Kathi!", sagte Franziska leise Zu ihr."Sie steht unter Schock, das ist ganz normal." Sie setzte sich auf einen Sessel und betrachtete die beiden Mädchen aufmerksam.Christopher, der nach wie vor unsicher ob der Situation war, sah,dass Franziska alles im Griff hatte und ergriff die Flucht in sein Arbeitszimmer. Franziska dagegen fragte: "Bei ihr wurde eingebrochen, sagst du? Was ist mit ihrer Mutter? Vater?" "Ihr Vater ist meines Wissens nach tot. Schon vor ihrer Geburt. Ihre Mutter ist allein erziehend. Wo Sie jetzt ist, weiß ich nicht.Vielleicht kann Phoebe da mehr erzählen. Und ja, bei ihr wurde eingebrochen, was ich von der Wohnung sehen konnte, war alles verwüstet und durcheinander geworfen. Ich war gerade in der Gegend und wollte Phoebe eigentlich abholen. Ein Freund von uns wollte auch kommen. Aber das können wir wohl erst mal vergessen..", fügte sie bitter an.
Verständnisvoll nickte die andere und sie schwiegen für eine kurze Weile, dann fragte Franziska erneut: "Ist die Polizei schon benachrichtigt?" Erschrocken riss Kathi die Augen auf. "Ach, du Schreck. Daran habe ich gar nicht mehr gedacht, nein. Dürfte ich eben das Telefon benutzen, bitte?""Nein, nein, Schon gut. Bleib ruhig sitzen. Ich mach das schon.Sie stand auf und nahm das Telefon in die Hand und wählte. Kathi nahm in der Zwischenzeit einen Schluck Wasser und verschluckte sich fast, als sie plötzlich eine Hand auf ihrem Rücken spürte. Schnell stellte Sie das Glas wieder ab. "Phoebe, du bist aufgewacht.Endlich. Wie geht es dir?" "Ka.. Kathi? Bist du das? Wo bin ich? Mama.. die Wohnung. Was ist passiert?" Sie versuchte, sich aufzusetzen, doch Sie sackte sofort zurück, weil ihr schwindlig wurde. "Ganz ruhig. Ja, ich bin es. Und du bist bei Nachbarn von euch, Franziska und Christopher. Du bist vorhin auf der Treppe ohnmächtig geworden. Und hast uns damit einen wahnsinnigen Schrecken eingejagt." Ihr Gesicht wurde sorgenvoll. "Ich weiß nicht,was mit deiner Mutter ist. Um ehrlich Zu sein, ich hatte gehofft,dass du mir das sagen könntest. Und was die Wohnung angeht. Franziska hat gerade die Polizei gerufen." "Ich habe meinen Namen gehört?" Sie kam aus der Küche, das Telefon noch in der Hand. "Du bist also aufgewacht. Hier, trink und iss etwas, dann geht es dir besser." Sie nahm ein Glas Wasser und ein paar Salzstangen und gab sie Phoebe. An Kathi gewandt sagte sie: Sie werden in ein paar Minuten da sein." Kathi nickte, während Phoebe sich wieder erholte. Schließlich setzte Sie sich auf. "Geht's wieder?", fragte Franziska mitfühlend. Phoebe nickte. In dem Moment klingelte es an der Tür. "Das wird die Polizei sein. In welchen Stock wohnst du noch gleich?" "2!",antwortete Phoebe leise. Sie machte erneut Anstalten, aufzustehen,wurde aber sofort von Kathi und Franziska zurück aufs Sofa gedrückt."Bleib sitzen. Ich kümmere mich drum. Alles wird gut!",sagte die ältere. Sie ging an die Tür. "Sie sind Franziska Stahl?", drang aus dem Eingangsbereich eine tiefe Stimme.Franziska musste genickt haben, denn er fuhr fort: "Dann haben Sie wegen des Einbruchs dort unten angerufen?" "Ja, Herr Schnürk. Ich selbst habe ihn aber nicht entdeckt, dass war die Tochter der Besitzerin. Sie ist im Wohnzimmer und erholt sich gerade noch von einer Schockreaktion. Ihr geht es soweit gut, aber ich würde davon abraten, sie zu befragen oder ähnliches." Es folgte eine kurze Pause. "Und das können Sie beurteilen, Frau Stahl?""Ich denke schon, dass ich das kann." Ihre Stimme war plötzlich schärfer geworden. "Nach dem abgeschlossenen Arztstudium wäre das zu hoffen, nicht wahr?", fragte sie eisig."Ich schlage vor, wir gehen erst mal runter in die Wohnung. Sie braucht noch etwas Ruhe." "Tut mir wirklich Leid, Frau Stahl. Aber das dürfen wir leider nicht. Wissen Sie, wo die Mutter des Mädchens ist?" "Nein, das weiß ich nicht. Und sie auch nicht. Fragen ist zwecklos." Ein weiterer Augenblick der Stille folgte. "Noch ein weiterer Grund, warum wir warten sollten. Dürfen wir jedenfalls reinkommen und so lange warten, bis Sie es für richtig erachten, das Kind zu befragen?" Es kam keine Antwort, doch man hörte die Tür zuschlagen und kurz darauf traten zwei Uniformierte in das Wohnzimmer. Phoebe saß inzwischen auf der Kante des Sofas, Kathi neben ihr, die ihr beruhigend über den Rücken strich und ihr die Salzstangen hinhielt. Phoebe selbst hatte schon wieder etwas mehr Farbe im Gesicht und aß ihre Salzstangen mit großen Appetit. Sie sah auf, als die immer größere Gruppe ins Zimmer trat und stand auf. Dabei schüttelte sie Kathis Hand ab, die sie wieder zurück aufs Sofa ziehen wollte. Franziska trat schnell und energisch vor sie, drückte sie wieder runter."Bleib sitzen, Kind. Nein, Phoebe, ich meine es ernst. Ich will nicht, dass du umkippst. Mal wieder." Mir geht es gut!",protestierte sie. Ich will nur wissen, was los ist. Was passiert ist.Meine Mutter. Ich..." "Ruhig, Kind. Alles wird gut",versuchte Franziska, sie zu beruhigen. "Wie kannst du das sagen?Thanatos, er..." Sie verstummte, biss sich auf die Lippen. In diesem Augenblick nahmen die beiden Uniformierten den Faden auf."Thanatos? Warum denkst du, dass er damit zu tun hat? Es gibt keinerlei Anzeichen dafür. Ein Wohnungseinbruch passt nicht in sein Profil. Außerdem denke ich nicht, dass deine Mutter auch nur im Ansatz in die entsprechende Altersgruppe passt. Wie also kommst du auf ihn?" Phoebe sah ihn mit großen, erschrockenen Augen an."Ich, äh.. ich irre mich wahrscheinlich. Ich mein, dauernd hört man darüber in den Nachrichten...", stammelte sie. Es war deutlich, dass ihr die beiden Polizisten nicht glaubten, doch sie sagten erst mal nichts mehr. In dem Moment klingelte die Türklingel erneut. "Erwarten Sie jemanden, Frau Stahl?", fragte der eine. Sie schüttelte den Kopf, rief aber: "Christopher? Wollten deine Jungs heute kommen?" Kurzes Schweigen folgte, dann stand er in der Tür zum Wohnzimmer. "Nein, eigentlich nicht",sagte er schließlich, blieb unschlüssig in der Tür stehen. "Guten Tag, die Herren!", grüßte er in Richtung der Polizisten. "Aber ich müsste noch mal los, Franzi. Könnte später werden, warte also bitte nicht auf mich." Er ging in den Flur und zog sich eine Jacke an. Die Uniformierten schienen sich kurz wortlos, mit einem Nicken, abzusprechen, denn einer der beiden, Schnürk, seinem Namensschild nach, erhob sich und folgte ihm. Christopher schien das so hinzunehmen, denn außer kurzem Gemurmel schloss sich die Wohnungstür, und anstelle der beiden Männer traten eine junge Frau,vielleicht 25 Jahre alt, und ein Mann von etwa 40 Jahren in den Raum.Beide trugen unauffällige, dunkle Kleidung, die allerdings auch etwas teurer aussah. Der Mann blieb in der Tür stehen und ließ den Blick über die Szene schweifen: Zwei Mädchen, eines davon noch etwas blass um die Nase, die andere blickte mit großen Augen zurück.Sie versuchte, stark und unberührt auszusehen, vermittelte aber den Eindruck eines junges Rehs, das seinen Jäger erschrocken beobachtete, unfähig, sich zu rühren. Daneben eine junge Frau, ihr Blick schwankte zwischen den beiden Mädchen und den Neuankömmlingen.Inzwischen war die junge Frau ins Zimmer getreten und hatte ihre Dienstmarke gezückt. "Kommissarin John. Das ist mein Kollege Thomas. Die Kollegen von der Streife haben uns hier herbeordert wegen des Einbruchs der Wohnung im 2. Stockwerk. Verstehe ich es richtig,dass die Mieterin, Tyche Hibinger verschwunden ist?"Nacheinander sah sie erst die beiden Mädchen an, dann Franziska. Sie wirkte am ansprechbarsten. "So sieht es aus, ja. Aber wenn Phoebe einverstanden ist, würde ich vorschlagen, dass Sie ihr Ihre Fragen stellen. Sie ist die Tochter und scheint den Einbruch entdeckt zu haben. Allerdings muss ich als Ärztin darauf bestehen, dabei zu bleiben und gegebenenfalls die..", sie zögerte. "Die Befragung zu unterbrechen." Die Kommissarin sah sie ausdruckslos an, dann wanderte ihr Blick zu den beiden jungen Mädchen, blieb bei Phoebe kurz hängen und kehrte schließlich wieder zu Franziska zurück. Frau John nickte. "Natürlich. Aber ich möchte trotzdem, dass die Mädchen getrennt befragt werden. Oder ist das aus medizinischer Sicht nicht möglich?", versetzte sie. Ihr Ton ließ keinen Zweifel daran, dass sie das Auftreten der anderen für vermessen hielt. Franziska sah die Kommissaren nur unterkühlt an.Schließlich sagte sie: "Natürlich kann ich Ihnen nicht sagen,was sie tun oder lassen sollen. Ich kann Ihnen höchstens sagen, was sie sollten. Phoebe hatte einen Schock und ist, ohnmächtig, die Stufen heruntergestürzt. Kathi geht es soweit gut. Trotzdem sollten Sie beachten, dass beide Mädchen minderjährig sind, die eine weiß nicht mal etwas über den Verbleib ihrer einzigen nächsten Angehörigen. Aber natürlich, befragen Sie sie ruhig."Während ihrer Rede war sie aufgestanden, tigerte unruhig hin und her. Schließlich blieb sie vor Kommissarin John stehen und sah ihr direkt in die Augen. "Tatsächlich habe ich nur eine Bitte.Lassen Sie mich bei zumindest Phoebes Befragung dabei sein. Als behandelnde Ärztin." Sie verstummte, wartete ab. Blieb so lange reglos, bis sie die Reaktion ihres Gegenüber sah. Die Kommissarin nickte schließlich. "Meinetwegen. Wenn es für Phoebe in Ordnung ist, können Sie gerne dabei sein, solange Sie die Befragung nicht ohne Grund stören. Für Katharina können Sie wohl nichts tun." Mit diesen Worte drehte sie sich zu ihrem Partner, der nach wie vor in der Tür stand. Er kam jetzt vollends ins Zimmer,nickte einmal in die Runde und sagte dann zu Katharina: "Kommst du bitte mit mir in die Küche?" Die Angesprochene nickte, stand auf und ging vor. Zurück blieben Franziska, Kommissarin John und Phoebe. Franziska hatte sich auf Kathis Platz neben das Mädchen gesetzt, die Kommissarin saß vor ihnen auf einem Stuhl, Notizblock und Stift gezückt und schreib bereit. Gezwungen freundlich sah sie zu Phoebe, Franziska ignorierte sie komplett, machte ihr klar, dass diese zwar geduldet, wenn auch unerwünscht war. Phoebe sah in die Augen der Kommissarin, kalt und unnahbar blickte sie zurück. Ihr Mund zeigte ein Lächeln, doch es glich mehr einer Maske als einer Gefühlsregung. "Dann erzähl mal, Kind. Was ist passiert?"Ihre Stimme hätte sanft sein können, doch die leisen Worte berührten Phoebe nicht. "Ich weiß es nicht!", antwortete sie, ebenso leise, doch war es bei ihr ihrer Verängstigung geschuldet. "Als ich heute morgen, ich glaube, halb sieben, die Wohnung verließ, war alles noch so, wie es sein sollte. Mama war schon weg, sie hatte Frühdienst, die Tür war abgeschlossen. Ich bin laufen gegangen und hab schließlich meine Freundin Alana beim Bäcker getroffen. Danach bin ich noch ein paar Stunden gelaufen und dann nach Hause. Als ich hoch kam, sah ich... Sah ich..." Ihr versagte die Stimme. Ein Schluchzen bahnte sich seinen Weg hoch in ihre Kehle und brach schlussendlich aus ihr heraus. Tränen liefen ihr über die Wangen, woraufhin Franziska sie in die Arme nahm und tröstend über den Rücken strich. Kommissarin John sah sich die beiden nur stumm an und wartete, bis Phoebe sich wieder gefangen hatte. Schließlich richtete sie sich wieder auf und sagte:"Inzwischen hätte Mama schon wieder zu Hause sein müssen. Aber das ist sie nicht. Wo ist sie?" Sie war verzweifelt. "Ich hatte gehofft, du könntest mir das sagen", entgegnete die Frau."Aber gut, das ist wohl zu viel erhofft. Wir werden gleich runtergehen und uns die Wohnung noch mal in Ruhe angucken.""Wir?", fragte Phoebe. Ihre Augen öffneten sich verschreckt. "Ich.. ich will da nicht runter. Nicht jetzt."Abschätzig betrachtete Kommissarin John das Mädchen. "Du wirst nicht ewig hier bleiben und dich verkriechen können, Phoebe Hibinger. Irgendwann wirst auch du wieder aus deiner Versenkung herauskommen müssen. Denn das Leben geht weiter, ob nun mit oder ohne dir interessiert die wenigsten Leute. Das solltest du dir klar machen." "Wie konnte ein Mensch wie Sie eigentlich Polizistin werden? Kalt, unfreundlich, unpersönlich, wie Sie es sind. Unmöglich. Das Kind ist gerade mal 16 und hat schon mehr erfahren müssen, als ein Mensch in einer doppelten Lebenszeit erlebt haben könnte." Franziska war aufgesprungen und funkelte ihr Gegenüber wütend an. "Und wissen Sie nicht, dass auf dieses Kind, dieses Mädchen, noch so viel mehr schweres zukommt? Dass sie dabei jede Unterstützung braucht, die sie haben kann? Dass sich ohne diese Hilfe ihre Prophezeiung nicht erfüllt? Jeronica, ich kenne dich. Und ich weiß, dass du mich kennst. Genau so, wie ich weiß,dass du die Prophezeiung kennst, wie ich es tue. Mach dir und den Deinen keine Schande!"

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⏰ Last updated: Mar 21, 2017 ⏰

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Die Prophezeiung des ThanatosWhere stories live. Discover now