Teil6

563 39 15
                                    


Entgegen aller Erwartung erwiderte ich den Kuss nicht. Okay, vielleicht hatte ich kurz gezögert und darüber nachgedacht, doch danach hatte ich mich direkt zurück gezogen und ihn vernichtend angeschaut. „Du bist so ein Idiot, Ed.", hatte ich ihm in sein erschrockenes Gesicht gesagt, meine Tasche geschnappt und suchte nun nach Emmylou. Als ich sie gefunden hatte, achtete ich nicht auf ihre Einwände und zog sie einfach mit mir. Kurz bevor wir das Café verließen, sah ich noch einmal kurz zu Ed, der traurig auf uns starrte und aussah, als würde er sich gerade selbst verfluchen, dann blitzten tausende Lichter auf.

„Komm mit!", schrie mir Ed, wie auch immer er so schnell hier her gekommen war, über den Fragen-Hagel der Paparazzi hinweg und griff nach meiner Hand. Ich nahm sie, nachdem ich mich aus meiner Schockstarre befreit hatte. Die Kameras riefen gerade hunderte von Erinnerungen hervor, die ich eigentlich hatte vergessen wollen. Emmylou, die angefangen hatte zu weinen, nahm ich auf den Arm, während wir zu irgendeinem Auto sprinteten. Das kannte ich noch, Ed's Fahrer, die immer zum richtigen Zeitpunkt auftauchten, als hätten sie die ganze Zeit draußen gewartet (was sie höchstwahrscheinlich auch getan haben). Irgendwer drückte mich und Em in den Wagen, der uns vor den Reportern abschirmte. Ed saß plötzlich neben mir auf der Rückbank.

„Wie zur Hölle haben die das rausgefunden?", zischte ich, während ich den Kopf meiner Tochter streichelte, die immer noch leicht wimmerte. „Ich weiß es nicht, aber irgendwie kriegen die immer alles mit. Alles okay?" Ich verlor mich kurz in seinem, ernsthaft besorgten, Blick, mit dem er mich und Em betrachtete. „Nein. Kannst du uns bitte irgendwo absetzen? Ich will nach Hause." „Das geht nicht. Wir müssen zum Hotel fahren, sie folgen uns. Oder willst du etwas, dass die Presse heraus findet, wo du wohnst?", sagte Ed schulterzuckend und deutete mit seinem Daumen nach hinten. Er sah nicht so aus, als würde er das bereuen. „Wie lange?", fragte ich verbissen und starrte auf Em, um ihn nicht ansehen zu müssen. „Ich würde sagen, morgen früh müsste alles wieder ruhig sein." Oh nein, bitte nicht. Leider wusste ich, dass es keine andere Möglichkeit gab. Ich konnte mich an das eine mal erinnern, als Ed und ich in einer Sauna in Schweden waren und unsere Handtücher vergessen hatten. Wir mussten vier Stunden ausharren, bis wir von Bodyguards vor den Reportern beschützt wurden. Man konnte sich ja vorstellen, wie wir diese Stunden genutzt hatten. Willkürlich musste ich lächeln. Ja, das war schon alles ziemlich schön.

Eine Stunde später saßen wir in Eds Hotel Zimmer und machten uns über das Essen her, was er bestellt hatte. Plötzlich klingelte mein Handy. Ich stand auf und nahm das Gespräch in einer Ecke des Zimmers an, mit dem Blick aufs Bett, auf dem Ed mit Emmylou in ein Malbuch schaute. Ich musste willkürlich lächeln, es war seltsam, fast so, als wäre nie etwas gewesen.

„Jojo? Wo zum Teufel bist du?" Scheiße, es war Finn. „Ich...ähm...lange Geschichte.", stotterte ich. „Ich habe auch einen Internetzugang. Du verarscht mich doch?" Er klang echt aufgebracht. „Was meinst du?", ich war ehrlich verwirrt. „Ed flüchtet mit Frau und Kind aus Cafe in Düsseldorf. Ist die Ehe doch noch zu retten? WAS ZUM TEUFEL TREIBST DU DA?" Ed sah besorgt zu mir hoch. Finn schrie sich fast die Lunge raus. Er war verletzt, das verstand ich. „Finn, ich...Es tut mir wirklich leid. Ich hatte das auch nicht geplant, wir wollten nur reden und dann waren die Reporter da und...", ich sprach viel zu schnell. Und Finn wusste offensichtlich nicht, was er sagen sollte. „Sag einfach Bescheid, wenn du da wieder raus bist. Ich hoffe, wir können dann reden. Auf Geheimnisse habe ich persönlich nämlich gar keine Lust." Dann legte er auf. Schöne Scheiße.

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Mar 19, 2017 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

Hide and Seek || Ed SheeranWhere stories live. Discover now