One last Shot

430 22 0
                                    

~ Das Hoffnungslose kündet schnell sich an! ~
Johann Wolfgang von Goethe - deutscher Dichter 

~*~

Emily schob mit letzter Kraft die Tür zu ihrem Gefängnis auf und ein stechender Schmerz fuhr durch ihren Bauch. Sie musste innere Blutungen haben, da war sie sich sicher - und wenn sie nicht bald hier raus kam, dann würde sie sterben.

War das Lewis' Plan? Sie mit der Hoffnung auf Flucht verbluten zu lassen?

Entschlossen zählte sie die verbleibenden Patronen im Magazin und lud die Waffe durch. Fünf Schuss hatte sie noch und einfach würde sie es ihm nicht machen. An die Wand gelehnt schleppte sich Emily voran und betete, dass Hilfe auf dem Weg war.

Hotch schlich vorsichtig durch die Gänge, immer damit rechnend, dass Lewis hinter der nächsten Ecke auf ihn wartete. Sein ganzer Körper war angespannt und seine Sinne nahmen jede noch so kleine Unregelmäßigkeit war. Als sie zu einer offenen Tür kamen deutete Hotch JJ und Reid ihm Deckung zu geben und dann, mit einem Satz, stand er in dem kleinen Raum.

Als erstes fiel dem Team die Leiche von Jesse auf, Reid steckte seine Waffe weg und beugte sich zu dem Toten hinunter. „Er ist noch warm", bemerkte er beim Berühren dessen Arms. „Lange kann er noch nicht tot sein."

Das Team sah sich weiter in dem Raum um, und sie bemerkten den alten Rollstuhl. Doch von Emily fehlte jede Spur.

„Anscheinend konnte sie flüchten", sagte JJ hoffnungsvoll an Hotch gewandt und deutete auf eine weitere offene Tür. Im nächsten Raum fanden sie die Überwachungskonsole von Lewis, über welche sie vor kurzem noch mit Emily sprachen und zusehen mussten, wie Jesse sie schlug. Hotch lief ein kalter Schauer über den Rücken als er daran dachte, was sie wohl die letzten Tage ausgestanden haben muss.

„Hier ist nichts. Wir müssen weiter!", befahl Hotch den anderen und sie kehrten auf den Gang zurück.

~*~

Sie war bereits im richtigen Gang. Ein Gefühl der Euphorie durchströmte ihn als er realisierte, dass sein großes Finale gleich von Statten gehen würde. Auch wenn es nicht ganz so lief wie ursprünglich geplant, kam doch alles noch so, wie er es vorgesehen hatte. Agent Prentiss würde gleich auf ihr Team treffen, und dann würde er ihn brechen.

Er nahm die Tasche und packte das Präzisionsgewehr aus, welches er extra für den heutigen Tag ausgewählt hatte und brachte sich in Position. Sie waren auf dem Weg zu ihm, er konnte sie hören.

~*~

Emily lehnte sich erschöpft an die Wand und ihr Atem ging schwerer. Langsam aber sicher merkte sie, wie ihre Kräfte sie verließen, doch sie konnte und wollte einfach nicht aufgeben. Nicht jetzt. Sie wollte Aaron noch so viel sagen und am Wichtigsten war, dass sie seinen Antrag unbedingt annehmen wollte. Es klang unglaublich kitschig und sie war nie der große Freund von Hochzeiten gewesen aber in diesem Fall wollte sie es einfach wagen. Sie wollte seine Frau sein, auch wenn es gegen ihre Natur war. Also war klar, dass Aufgeben absolut keine Option für Emily darstellte.

Doch plötzlich hielt sie inne. Sie hörte Schritte, Schritte die immer näher kamen. Sie stütze sich von der Wand ab und hielt die Waffe in Richtung des Geräusches. Hochkonzentriert spannte sie jeden Muskel in ihrem Körper an und wartete. Bereit jeden Moment den Abzug zu betätigen - doch als sie sah wer um die Ecke kam wurde ihr warm ums Herz.

„Emily!", sagte Hotch mit erstickter Stimme und ließ die Waffe sinken.

„Aaron...", lächelte sie schwach.

Da war sie. Sie stand direkt vor ihm. Sie sah schrecklich aus, aber sie lebte und er hatte sie gefunden. Er ging zügig auf sie zu und auch JJ und Reid folgtem ihm auf dem Fuße. Jetzt würde er sie nach Hause bringen und alles würde gut we....

Ein Schuss

Ein einzelner Schuss durchschlug die Stille, und Alles passierte in einem Sekundenbruchteil. Aaron sah wie Emilys Kopf nach hinten ruckte und ihr Körper in sich zusammen sackte. Die Kugel schlug hinter ihm in die Wand ein und Spritzer ihres Bluten trafen sein Gesicht. Sein Blick ging automatisch in die Richtung, aus der der Schuss kam, und er sah die kleine Öffnung am Ende des Ganges.

„Lewis", sagte er leise und wie in Trance rannte er los.

„HOTCH!", rief Reid ihm hinterher, doch hielt ihn nicht auf. JJ stand wie paralysiert da und starrte auf Emily reglosen Körper. Einer der übrigen Agenten forderte sofort medizinische Hilfe an und Reid beugte sich zu Emily hinunter. Er konnte ihr Gesicht nicht richtig sehen, da ihre dunklen Haare wie ein Schleier über ihren Augen lagen. Reid hatte Angst ihr die Haare aus dem Gesicht zu streichen, da er befürchtete das ihre leblosen Augen ihn anstarren könnten. Vorsichtig tastete er sie ab, um zu schauen, wo Lewis sie getroffen hatte und als er an ihrem Kopf ankam färbten seine Hände sich rot. Er ließ sich nach hinten fallen. Das konnte sie nicht überlebt haben. Die Chance einen direkten Schuss in den Kopf zu überleben standen 1 zu.... es fiel ihm nicht ein. Das passierte ihm nie. Er hatte einen Blackout und hatte keine Ahnung was nun um ihn herum geschah.

~*~

Hotch rannte immer noch. Garcia hatte ihm zu Beginn des Einsatzes einen Grundriss der Hallen geschickt, und er wusste ungefähr wo er sich befand - und wo er hin musste. Sein Puls raste und pochte in seinen Ohren. Er würde ihn kriegen und ihn zur Strecke bringen. Er riss die vor ihm liegende Tür auf und war in wenigen Schritten die kleine Treppe hinauf gestiegen. >Irgendwo hier musste er sein< Angestachelt von der Wut, Emily verloren zu haben suchte er unbeirrte weiter bis er zu der letzten Tür kam.

„Jetzt hab ich dich!," Hotch trat die Tür ein und fand Lewis, mit einem überheblichen Grinsen, auf einem einfachen Klappstuhl sitzen.

„Ah guten Abend Agent Hotchner. Ich hoffe mein kleiner Gruß hat ihnen gefallen. Ich bin in  ihrem Kopf und werde es von nun an auch immer sein. Es wird mir ein Vergnügen sein, ihren Zusammenbruch vom Gefängnis aus zu beobachten. Nehmen sie mich fest. Ich bin ein böser Mann." Lewis hob die Hände und hielt sie Hotch so hin, dass er ihn festnehmen konnte. Doch dieser bewegte sich nicht und sagte kein Wort.

„Worauf warten sie Agent Hotch..."

Hotch drückte ab, drehte sich um und verließ den Raum. Lewis lag auf dem Boden und japste nach Luft. Damit hatte er nicht gerechnet, das brachte seinen Plan durcheinander. So war das nicht richtig, es war falsch.

Lewis kroch blutend über den Boden und versuchte, an seine Waffe zu kommen. Er würde nicht kampflos aufgeben. Er würde warten und dann so viele mitnehmen wie er konnte. >Als nächstes wird Agent Reid.... ich werde ihn.... < doch dann schloss er die Augen und sein Herz setzte aus.

Langsam ging Hotch zurück zu den anderen. Er stieg die Stufen hinab, wandelte durch die leeren Gänge die er zuvor noch entlang gerannt war und er fühlte sich leer. Es war eine so unwirkliche Situation, dass er sie immer noch nicht richtig greifen konnte. Es war vorbei! Sie konnten den Fall schließen und sich wieder neuen Aufgaben widmen. Er wischte sich mit seinem Ärmel über das Gesicht um den Schweiß zu trocknen, steckte seine Waffe weg und sah dann die roten Flecken auf seinem Hemd.

>Emily<

Es war ihr Blut. Dann sah er sie wieder vor sich. Sie sah ihn an, mit so viel Hoffnung und Glück in den Augen. Ihr Blick sagte ihm, dass alles wieder gut werden würde - und dann hatte ein einzelner Schuss alles zerstört. Er kannte das Gefühl. Dieser unendliche Schmerz, der sich in ihm ausbreitete, war ihm nur allzu vertraut. Damals, als Haley starb, war er genau so machtlos gewesen - und nun wiederholte sich die Tragödie. Emily war tot. Lewis hatte gewonnen. Er hatte ihn gebrochen. Niemals würde er sich je wieder einem Menschen so öffnen, damit niemand mehr seinetwegen sterben musste und seine Gedanken schweiften darum, wie er es Jack beibringen sollte, dass Emily nie mehr zurück kommen würde. Er bog um die Ecke und die Realität holte ihn nun vollends ein.

Als würde jemand den Sound aufdrehen, verschwand das Dröhnen in seinen Ohren, und er konnte ihre Stimmen hören.

„Hotch?!", hörte er JJ als sie ihn um die Ecke kommen sah.

„Er ist tot", sagte er knapp und ging auf Emily zu, die von Sanitätern umringt war. Er wollte sie gerade zur Seite zitieren, um sie einfach in die Arme zu schließen, als Reid ihn zurück hielt und er die Stimmen der Santitäter vernahm.

„Wir haben einen Puls! Wir müssen uns beeilen!"

Fate so beautifully // CRIMINAL MINDS #HotchnissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt