Der Liebe zu nah

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Seinen Namen? Seinen Namen wirklichen kannte ich nicht. Jedoch kannte ich ihn seit seiner Geburt, habe ihn aufwachsen gesehen, ihn leben sehen und lieben gelernt, obwohl er mich nicht einmal persönlich kannte.

An sonnigen Tagen war er draußen, auf Wiesen, oft auf kleinen Hügeln. Er liebte die Natur, den Himmel, doch besonders die Vögel. Diese zarten Gestalten, durch die Luft schwebend, der Sonne so nah. Irgendwann fing er an zu zeichnen. Tagsüber auf Wiesen, nachts im Schuppen, arbeitend. Seine Leidenschaft für die er sein ganzes Leben gab war unglaublich. Er hatte so viel, vor allem eine Zukunft, und ich, ich hatte ihn. 

Es schien, als würde er es den Vögeln gleich tun wollen. Fliegen.

Er stürzte oft, so unglaublich oft, stand jedoch immer wieder auf. Nächtelang verbrachte er damit seine Fehler auszubessern. Und er wurde besser. 

Jahre später schaffte er es. Mit Flügeln, eines Vogels gleich, flog er. Jedoch flog er nicht mit den Spatzen über die Felder und veranstaltete auch keine Wettrennen mit Falken. Er flog in Richtung des Himmels. Zu mir. Ein unglaubliches Gefühl stieg in mir auf. Er kommt zu mir, dachte ich. Zu mir! Er sah nicht nur in den Himmel, er sah mich an. Doch ich realisierte sofort, dass er sterben würde.

Er wirkte so mutig und stark, doch ich sah wie das Wachs begann von seinen Armen zu tropfen. Er torkelte und schwankte. Er war mir so nah. 

Wie in Zeitlupe sah ich, wie er stürzte. Die Federn fielen in Klumpen von seinen Armen. Und er stürzte in die Tiefe. Ich sah wie er wie ein kleines Säckchen auf dem Boden aufschlug. Nie würde ich ihn vergessen.


Ich nannte ihn Ikarus.

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