17. Kapitel - Versöhnung?

559 23 9
                                    

Scenzahs Sicht:

Ich schloss die Tür hinter Johnny und drehte mich zu ihm um. Er stand verloren im Raum und sah mich traurig an. Ich seufzte und ging auf ihn zu.

"Das ging zu weit. Deamon hat mir alles erzählt." Johnny zuckte bei diesen Worten zusammen. Ich war verwirrt. War noch etwas passiert? Etwas, das den Streit zwischen den beiden ausgelöst hatte?

"Johnny, ich weiß nicht, was zwischen euch vorgefallen ist, aber er hat mir von seinem Unfall erzählt und das ganze hat ihn ziemlich mitgenommen.", fuhr ich fort.
"Ich wollte das doch nicht!", brachte Johnny schließlich raus. "Ich habe keine Ahnung, was mit mir los war. Aber ich wollte einfach einen normalen Tag haben weil ich ihn seit unserem Streit so verdammt vermisse! Und dann...", er verstummte und sah wieder auf den Boden.

"Ich frage nicht nach, was bei euch momentan los ist. Aber er vermisst dich genauso wie du ihn deshalb solltet ihr mal miteinander reden. Du hast ihn verletzt aber er wird dir verzeihen da bin ich mir sicher.", versuchte ich Johnny aufzumuntern. Mir wurde die Nähe und Vertrautheit zwischen den beiden bewusst. Sie gehörten zusammen und irgendwo tief in mir wünschte ich mir genau so einen Menschen für mich. Aber momentan gab es wichtigeres.

Johnny nickte langsam. "Ihr klärt das jetzt.", sagte ich zu ihm und verließ den Raum wieder. Als ich das Wohnzimmer betrat, sah ich erleichtert, dass Sunny sich ebenfalls zu Juri und Deamon gesellt hatte. Er und Juri führten ein normales Gespräch, bei dem sie Dea immer wieder einbanden. So fühlte er sich nicht ausgeschlossen, wurde aber auch nicht übertrieben bemuttert. Dankbar drückte ich Juris Schulter und wandte mich Dea zu. "Du redest jetzt mit Johnny.", wir sahen zu gerade genanntem, der im Türrahmen stand und immer noch wie ein Häufchen Elend aussah. Leicht schüttelte der kleinere den Kopf und sah mich bittend an.

"Es tut Johnny wirklich Leid. Gib ihm eine Chance... Außerdem sehe ich doch, dass ihr euch gegenseitig braucht." Mittlerweile fühlte ich mich sein Vater oder so aber das ignorierte ich einfach. Stattdessen drückte ich ihn vom Sofa und zu Johnny. Dankend sah dieser mich an, bevor er Dea in die Küche schob und die Tür schloss.

Deamons Sicht:

Nachdem Johnny die Tür geschlossen hatte, sah er mich für ein paar Sekunden einfach nur an. In seinem Blick sah ich Trauer und Reue. Schon allein dieser Anblick brach mir fast das Herz. Schließlich fing er an:
"Es tut mir Leid. Ich hab in letzter Zeit viel falsch gemacht und das heute war einfach...", er stockte.
"Du weißt gar nicht, wie sehr ich mich für das,was ich gesagt habe, hasse. Du hast mir vertraut und ich weiß, wie sehr du das Thema hasst und trotzdem habe ich so was gesagt.", fuhr er fort.
"Ich kann es verstehen, wenn du mich jetzt endgültig hasst aber du sollst wissen: Es tut mir unendlich Leid und ich werde mir das niemals verzeihen."

Ich wünschte, ich könnte ihn hassen. Aber so, wie er vor mir stand, merkte ich, wie ernst es ihm war. Ich konnte ihm einfach nicht mehr böse sein, so wie er aussah.

Johnnys Sicht:

Nachdem ich fertig geredet hatte, stand Dea einfach da und starrte mich an. Ich merkte, dass er vermutlich einen inneren Kampf mit sich selbst führte. Ich würde ihm gerne helfen, aber jetzt lag es nur noch daran, ob er mir verzieh.

Irgendwann fing mein bester Freund an: "Ich würde dich gerne hassen. Du hast mich verletzt. Aber in der letzten Woche habe ich gemerkt, dass ich dich brauche. Also... Lass uns das einfach vergessen."

Glücklich nickte ich und plötzlich sprang mir Dea in die Arme. Kurz war ich überrascht, dann erwiderte ich die Umarmung. Ich spürte seinen Kopf an meiner Brust gekuschelt und das bekannte Kribbeln breitete sich wieder in mir aus. Ich hatte ihn so vermisst. Und diesmal würde ich es nicht verkacken.
Eine ganze Zeit standen wir so da, Deamon an meiner Schulter während ich beruhigend über seinen Rücken fuhr. Mir war klar, dass das nicht gerade der männlichste Moment meines Lebens war, aber es interessierte mich nicht wirklich, Dea brauchte das gerade und ich genoss es auch.

Irgendwann sah er wieder hoch zu mir: "Ich bin müde..."
"Ok. Komm mit", sagte ich zu ihm und führte ihn wieder zu den anderen. Scenzah sah mich fragend an und ich nickte. Alles wieder gut.

Ich suchte Sunny und fand ihn schließlich bei Juri.
"Jo, können wir doch bei dir pennen? Ich glaub Dea braucht etwas Ruhe jetzt."
"Klar. Er kann auch in mein Bett. Er sieht ziemlich erschöpft aus.", stimmte dieser sofort zu.
"Danke. War ein echt anstrengender Tag für ihn.", meinte ich und führte meinen besten Freund zu der anderen Tür, die in Sunnys Schlafzimmer führte. Mittlerweile sagte er gar nichts mehr und ließ sich einfach willenlos von mir leiten. Er musste wirklich fertig mit den Nerven sein

Ich setzte mich auf das Bett, während er sich sofort hinlegte und die Augen schloss. Einige Zeit beobachtete ich ihn. Schließlich stand ich auf, um wieder zu den anderen zu gehen. Aber als ich meine Hand gerade an die Türklinke legte, hörte ich Dea's müde Stimme: "Johnny? Kannst du hierbleiben?"

Sofort drehte ich um und legte mich zu ihm. Er legte seinen Kopf auf meine Brust und schloss wieder die Augen. Schnell wurde sein Atem gleichmäßiger, woran ich erkannte, dass er eingeschlafen war. Gedankenverloren strich ich durch seine Haare. Mir fiel es nicht so leicht einzuschlafen. Ich dachte viel nach, vor allem über das, was heute passiert war. Ich war unendlich glücklich, dass wir uns vertragen hatten und auch, dass er mir wieder so vertraute.

Aber wir hatten noch nicht wirklich über das gesprochen, was vorher zwischen uns passiert war. Wahrscheinlich wollte er es einfach totschweigen. Das war mir recht, allerdings wusste ich auch, dass ich mir jetzt noch mehr Mühe geben musste, um unser Verhältnis nicht wieder zu zerstören. Die Woche hatte mir gezeigt, wie sehr ich ihn brauchte. Aber ich hatte ja jetzt eine Freundin, also sollte so etwas nicht mehr passieren. Hoffentlich

Aus dem Nebenraum hörte ich leise Stimmen. Anscheinend erklärte Scenzah gerade den anderen, was passiert war. Ich war ihm unglaublich dankbar, dass er sich um Dea gekümmert hatte. Er reagierte immer noch ziemlich empfindlich auf das Thema und daran hätte ich denken sollen. Auch ich konnte mich noch gut an diese Zeit erinnern:

Flashback

Es war ein später Samstag Abend, ich saß gerade vor dem Fernseher. Plötzlich klingelte mein Handy. Es war das Krankenhaus. Sie erzählten mir, dass Dea einen schweren Unfall gehabt hatte und nun im Koma lag. Panik stieg in mir hoch und ich fuhr sofort zum Krankenhaus.

Ich würde niemals den Anblick vergessen: Es war der schlimmste Moment meines Lebens, als ich in das Krankenzimmer trat und dort meinen besten Freund sah, an tausende Schläuche angeschlossen und flach atmend. Sein Gesicht war blau geschwollen, seine Haut blass und er sah klein und zerbrechlich aus. In diesem Moment hatte ich wirklich Angst ihn zu verlieren.

Ich saß jeden Tag an seinem Krankenbett und betete, dass er aufwachte. Nach 2 Wochen, als die Ärzte ihn schon fast aufgegeben hatten, war es endlich soweit. Er schlug die Augen auf und in mir breitete sich riesige Erleichterung aus. Außerdem hatte er keine bleibenden Schäden davon getragen, was bei seinem Fall fast an ein Wunder grenzte.

Dea blieb noch einen weiteren Monat im Krankenhaus und ich besuchte ihn jeden Tag. Seine Eltern waren nur einmal da gewesen, sein Verhältnis zu ihnen war nicht besonders gut und mir waren sie auch ziemlich unsympathisch gewesen. Irgendwann gestand er mir seine Angst vorm Auto fahren und ich versprach ihm, ihn damit niemals allein zu lassen.

Schließlich wurde er entlassen und ich holte ihn ab. Zum ersten mal sah ich seine Panik in echt:
Ich musste ihn lange überreden, zu mir ins Auto zu steigen und während der ganzen Fahrt sah ich die Angst in seinen Augen.

Die Zeit verging und alle seine Wunden verheilten. Normalität kehrte wieder ein und Dea konnte sogar wieder normal Beifahrer sein. Aber er weigerte sich zu fahren. Ich akzeptierte es und fuhr seitdem immer, egal wohin und wann.

Ich beobachtete meinen besten Freund, der immer noch auf mir lag. Es war für mich immer noch unbegreiflich, dass ich ihn damals hätte verlieren können. Und das nur, weil ein betrunkener Idiot seitwärts in die Fahrerseite gekracht war. Die übliche Wut stieg wieder in mir auf und bemühte mich, diese zu verdrängen. Alles gut... Es ist nichts passiert, Johnny. Dea lebt noch.

In diesem Moment war ich einfach unglaublich dankbar, dass er noch da war. Aber langsam wurde auch ich müde und schlief schließlich ein, während Dea immer noch auf mir lag.

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Nochmal so ein langes Kapitel😊 Hab momentan wieder mega Lust zu schreiben und ich hab ja auch langes Wochenende wegen den Zeugnissen also... Viel Zeit😂

Kapuze & Ray Ban (Johnny Diggson x Deamon FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt