Das Muttermal

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Seit ich weiß, dass Josh über unsere kleine Affäre hinweg ist, fällt es mir so viel leichter ihn nur als Freund zu sehen.
Wir haben wie schon erwähnt die Tage, in den Mason außer Haus gewesen ist, gemeinsam verbracht und dabei habe ich nicht einmal daran gedacht ihn zu küssen.
Aber es ist etwas seltsames mit mir passiert, denn ich fühle mich so atemberaubend glücklich, seitdem ich mehr mit Joshua mache.

Mason wäre niemals mit mir auf einem Motorrad durch die Stadt gefahren, so wie es Josh gestern Abend getan hat. Davor hätte er viel zu große Angst. Er plant alles schon von vornherein und Josh, er lebt im Moment.

Er hat mir seinen Lieblingsplatz in der Stadt gezeigt, ganz oben auf dem Dach des Hotels, das übrigens seinem Vater gehört. Ich habe das Gefühl ihn richtig zu kennen und deshalb habe ich kein Problem mehr damit ihn nur als Freund zu haben, denn ich mag ihn inzwischen so gerne, dass ich Angst habe ihn zu verlieren, wenn ich meine Gefühle wieder zu lasse.

Ich habe ihn sogar zum Mittagessen eingeladen. Denn Mason ist heute Nacht wieder gekommen und ich werde für ihn Kochen.
Als kleines Dankeschön, denn Mason hat mich gestern mit einer ausgesprochen fröhlichem Nachricht überrascht.
Es gibt da nämlich so ein Haus am Wasser mit einer super location.
Es ist mein größter Wunsch gewesen dort irgendwann einmal zu heiraten und Mason hat sich daran erinnert. Er hat den Besitzer auf seiner Messe kennengelernt, was ein Wunder für uns ist, denn dort ist fast immer ausgebucht.

Langsam fahre ich mit meinen Fingern die Gesichtszüge von Mason entlang. Er schließt die Augen und lässt sich in die Lehne des Sofas sinken. Er ist wirklich wunderschön. Er hat hohe Wangenknochen und ein sehr offenes Gesicht, ich weiß immer sofort wie er sich fühlt. Seine Augenbrauen sind sehr dunkel, aber passen zu seinem Schwarzen Haar.
Und weil seine Lippen die perfekten Kuss-Lippen sind, lehne ich mich langsam zu ihm vor und küsse ihn.
Wenn man so eine lange Zeit mit jemandem zusammen ist, dann ist jeder Kuss irgendwann gleich, aber es ist auch immer ein Gefühl von Heimat und Geborgenheit, weil du genau weißt wie sich seine Lippen und seine Zunge anfühlt.
Langsam schiebe ich mich auf seinen Schoß und streiche ihm über seine Arme.

Ich bin gerade dabei Masons Tshirt aufzuknöpfen, da klingelt es an der Tür und ich fahre erschrocken hoch.
"Ist doch nur Joshua" brummt Mason und schiebt mich von ihm herunter, um die Tür auf zu machen.

"Ja, aber er ist viel zu früh." Murmel ich und versuche meine Gedanken zu ordnen.

-

Es ist gar nicht merkwürdig oder verkrampft. Mason und Josh lachen die ganze Zeit und können sich hervorragend über seine Reise nach Europa unterhalten über Dinge, die ich nicht verstehe.
Nur ab und zu sieht Josh zu mir herüber und lächelt mir zu.
Selbst als Mason nach meiner Hand greift und mir einen Kuss gibt, lächelt Josh mich nur an und es ist beruhigend, denn dann muss ich mir um nichts Gedanken machen.

Nach dem Essen will Mason uns noch Bilder von der Messe zeigen. Na ja wohl eher Joshua, denn ich verstehe schließlich nichts von all dem. Trotzdem setze ich mich mit vor den Fernseher und höre Mason aufmerksam bei seinen Erzählungen zu.
Es sind vor allem Bilder von Ständen mit Flyern und den neusten Computerspielen. Dann zeigt er uns ein paar kurze Videos von der Auszeichnung des besten Spieles. Er strahlt wie ein kleines Kind.

"Und als nächstes etwas, auf das ich besonders stolz bin." Kündigt er an und klickt zum nächsten Bild.
"Das bin ich mit Mister Worlder."
Auf dem Bild ist Mason zusehen, wie er dem berühmten Programmierer die Hand schüttelt.
Für mich ist an dem Foto nichts weiter zu sehen als das, aber Joshs sieht das anders denn plötzlich lehnt er sich nach vorne und kneift die Augen zusammen.

"Ist ja lustig." Er sieht mich an, "Mister Worlder hat das selbe Muttermal wie du." Er zeigt auf die Hand des Mannes, wo sich tatsächlich ein Muttermal mit der selben Form wie meines befindet. Nur das mein Muttermal sich nicht auf meiner Hand befindet.
Das Josh da gerade etwas wirklich dummes gesagt hat, scheint er auch bemerkt zu haben, denn ruckartig presst er sich die Hand auf den Mund, so als könnte er damit das Gesagte rückgängig machen. Aber das kann er natürlich nicht, denn Mason sieht ihn bereits verwundert an.

"Woher weißt du...?" Noch hat Mason nicht ganz verstanden, was Josh da gerade gesagt hat.
Entschuldigend sieht Josh mich an, aber ich sitze einfach nur wie versteinert da und hoffe das Mason nicht weiter darüber nachdenkt.

Aber natürlich tut er das, "Tylers Muttermal ist auf seiner rechten Pobacke." Misstrauisch sieht er Josh an.
"Woher weißt du also, dass es gerade so aussieht?"
Und abgesehen davon, dass ich wünschte im Erdboden zu versinken, ist mir die ganze Situation so unangenehm, denn es gibt nur ein Grund, weshalb Josh dieses Muttermal so genau gesehen haben könnte. Da bringt es auch nichts mehr Ausreden zu suchen.
Ich beiße mir auf die Lippe und hoffe auf ein Wunder.

Mason steht langsam auf und sieht zwischen uns beiden hin und her.
"Wie konntet ihr mir das nur antun?" Er schlägt die Hände verzweifelt zusammen.
"Schon wieder?" Seine Hände zittern.
Er denkt, wir hätten ihn betrogen, während den letzten Tagen, als er weg gewesen ist.

"Nein Mason es ist nicht so wie du jetzt denkst." Josh steht auf und will ihn beruhigen.

"Vercshwinde von hier Joshua! Sofort." Mason schreit ihn an.
Josh sieht mich fragend ab, aber ich ignoriere seine Blicke und versuche nicht gleich um zu kippen, denn ich fühle mich so schlecht, dass ich es nicht aushalten kann.
Josh verlässt die Wohnung ohne noch etwas zu sagen.

"Mason bitte." Ich Schluchze, ich will ihn nicht verlieren.

"Was bildest du dir ein?" Seine Augen funkeln mich böse an. Es ist schrecklich.
"Denkst du, du kannst mit jedem X-beliebigen Typen schlafen und mir ist das egal? Denkst du ich lass das mit mir machen? Zweimal?"

Ich würde ihm am liebsten sagen, dass es nur dieses einmal gab, aber ich denke dass würde alles nur noch schlimmer machen.
"Nein das denke ich nicht und wenn du nur wüsstest, wie sehr ich es bereue." Flehend sehe ich meinen Verlobten an.

"Du hast mir wirklich weh getan Tyler. Und das war es jetzt mit uns. Ein für alle male. Wie konntest du nur." Er dreht sich von mir weg und geht auf das Schlafzimmer zu.
"Pack deine Sachen, ich will dich niewieder sehen." Es ist wie ein Schlag ins Gesicht für mich das zu hören.
Ich kann nicht glauben, dass ich Mason gerade verloren habe, den wunderschönen, liebevollen Mason.

"Bitte lass uns eine Therapie machen oder so, aber mach nicht Schluss. Es tut mir so leid." Ich renne ihm hinterher und greife nach seiner Hand. Er zieht sie sofort zurück.

"Weißt du was mich am meisten an widert?" Mason kommt ein Schritt auf mich zu.
Ich schüttel den Kopf.
"Wir beide hatten das letzte mal vor Monaten richtigen Sex und sobald ein gut aussehender Kerl deinen Weg kreuzt lässt du dich poppen wie eine kleine Schlampe?"
Erschrocken trete ich zurück. Tränen schießen mir in die Augen. Ohne noch eine Sekunde länger zu zögern reiße ich meine Sachen von den Bügeln und verlasse die Wohnung.

Ich verlasse Mason, meinen Verlobten, dem ich 3 Jahren Treu gewesen bin, nicht mal daran gedacht ihn zu betrügen habe ich und auf einmal treffen ich auf Josh, da geräht alles aus den Fugen. Mein ganzes Leben ist das reinste Chaos und jetzt gibt es nicht einmal mehr Mason, der in jeder Sekunde an meiner Seite gewesen ist. Ich hasse mich dafür, dass ich damals in der Bar mit dem unbekannten, gut aussehenden jungen Mann mitgegangen bin.

"Ich will nicht derjenige sein, der bereut wird."

Joshua Dun | JoshlerWhere stories live. Discover now