I. FRÜHLING

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Es liegt eine Wehmut in der Luft, die er sich nicht erklären kann. Ein stählerner Geruch hat sich auf die Straße gelegt, aber der Himmel über ihm ist klar.

Der Gehweg unter seinen Füßen drückt gegen seine Schuhsohlen, als wollte er sich gegen ihn erheben und ihn von der Straße abdrängen. Jeder Schritt fühlt sich falsch an, und obwohl er zügig vorankommt, hat er das Gefühl, sich dabei aufzulösen, an den Rändern und Ecken, wie eine alte Fotografie. Es ist ein schreckliches Gefühl.

Er ist wohl in einem verschlafenen Vorort irgendeiner Stadt, die er wahrscheinlich kennen sollte. Graue Häuserreihen ziehen sich zu seiner Rechten die Straße entlang, blinde Scheiben und geschlossene Fensterläden bestimmen die Fassade. Es kommt ihm so bekannt vor. Aber Namen findet er keine in seinem Kopf. Alles ist leer.

Bäume flankieren die Straße auf der linken Seite, und ihm wird bewusst, dass nur ein rauchgrauer Zaun ihn von einem Friedhof trennt. Die grünen Triebe auf den Eichen lassen ihn innehalten und ihren Duft einziehen. Das Stählerne verschwindet kurz. Und schon blitzt etwas in seinen Gedanken auf, ein Bild und ein Name. Harry. Harry Styles.

Das ist er.

Er ist so sicher und sofort beginnt sein Puls zu jagen. Er ist Harry Styles. Obwohl die Straße ihn immer noch absorbieren möchte, fühlt er sich plötzlich ein bisschen leichter.

Er beginnt, seine Hände zu begutachten. Mehrere Ringe stecken an seinen Fingern, silber, manche schlicht, andere fast dekadent. Außerdem trägt er einen schwarzen Mantel und eine rotes Hemd, dessen obere Knöpfe nachlässig geöffnet sind. Schwarze Tinte befleckt seine Haut und er erkennt die Schwingen eines Schmetterlings, wie auch zwei Schwalben knapp unter seinem Schlüsselbein. Er kann sich nicht daran erinnern, wie sie auf seine Haut gekommen sind. Sein Verstand ist wie leer gefegt, und je verzweifelter er versucht, an einer Erinnerung festzuhalten, desto stärker beginnt sein Kopf zu pochen. Ein scharfer Schmerz schießt durch seine Stirn und er muss sich am Zaun festhalten, bevor er zu Boden geht.

Noch immer ist er allein. Kein Bewohner dieser Geisterstadt hat sich vor die Tür gewagt, kein einziges Auto ist zu sehen.

Er will auf den Friedhof. Der Duft der keimenden Bäume scheint seine Erinnerung zu stimulieren. Er braucht mehr davon. Warum ist er hier? Was ist geschehen? Und vor allem, wer ist er?

Wie durch Zufall findet er den Eingang; ein schmales Tor inmitten der Hecke, das lediglich angelehnt ist. Seine Finger krallen sich um das Metall und er schiebt das Tor auf. Dann steht er auf dem feuchten Erdboden, der nicht gegen ihn anzukämpfen scheint. Er kann sich bewegen, ohne, dass er glaubt zu vergehen.

Seine Schritte führen ihn immer tiefer zwischen die Grabreihen, in denen er keinen einzigen Namen kennt. Das Gras unter seinen Füßen küsst die Spitzen seiner Stiefel und sein Herzschlag beruhigt sich langsam wieder. Hin und wieder bleibt er stehen und seine Finger streichen über einen der Grabsteine. Sie sind wärmer, als er erwartet hat. Oder ist nur er selbst so kalt?

Eleanor RigbyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt