Aussprachen in der Familie

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Im Wohnzimmer setzte Mina sich auf eines der Sofas. Liam setzte sich neben sie und nahm sie in den Arm. „Es tut mir so unendlich leid, meine Maus. Ich habe nicht nachgedacht. Ich wollte dich nicht verletzten. Du bist doch mein Liebling. Es tut mir so leid", murmelte er immer wieder.

Hermine kuschelte sich an ihn und genoss den vertrauten Moment. Sie sog seinen Geruch tief ein und schloss ihre Augen, bevor sie zum Sprechen ansetzte. „Ich hasse es, dass du mich immer so bevormunden willst. Ich will zu meinen Freunden gehen, wann immer mir danach ist. Wir leben nicht mehr im Mittelalter. Ich bin eine unabhängige junge Frau, die ihre eigenen Entscheidungen trifft. Ich liebe dich wirklich Liam, aber deine ewigen Wutausbrüche, die halte ich nicht mehr lange durch. Ist dir überhaupt bewusst, was ich alles für dich mache? Ich führe den kompletten Haushalt. Ich organisiere alle deine Termine, koche für dich und lese alles über. Manchmal erledige ich sogar deine Hausarbeiten und ich habe einfach das Gefühl, dass du alle meine Arbeit nicht zu würdigen weißt. Ich fühle mich teilweise wie deine Haushälterin und nicht wie deine Freundin", brachte sie ruhig, aber bestimmt, ihr Anliegen vor.

Seine Wutausbrüche machten ihr tatsächlich Angst und es gab auch Momente, da hatte er ihr schon ziemlich weh getan, auch wenn er es nicht mit Absicht tat. Diese Beziehung musste jetzt endgültig geklärt werden, sonst würde sie noch wahnsinnig werden. Ihre beste Freundin hatte einmal gesagt, dass sie sich zwar von Liam trennen könnte, aber sich nicht gleich in die nächste Beziehung stürzen solle. Nun war es an der Zeit alles zu klären.

„Liam, bist du noch glücklich mit mir?", fragte sie leise. Er hatte bis jetzt noch nichts gesagt und strich ihr immer wieder mit einer Hand über ihren Arm. Sie spürte, wie er sich verkrampfte. Sie kannte die Antwort, aber er würde sich schwer tun ihr diese auch zu geben. Sie waren Beide schon lange nicht mehr glücklich.

Liam seufzte leise. „Ich sehe dich nicht als meine Haushälterin. Du bist meine wundervolle Frau, aber du hast recht, ich bin nicht glücklich in dieser Beziehung. Seit ein paar Tagen denke ich schon drüber nach, ob wir nicht erstmal Schluss machen sollten, aber ich habe Angst dich zu verletzen", gestand er leise und sie hörte, die Tränen, die in seinen Augen schwammen. Es tat ihnen weh so über ihre Beziehung zu reden, aber es musste sein.

„Ich glaube sogar, dass du recht hast, Liam. Wir sind beide nicht glücklich und ich glaube auch nicht, dass wir dieses Glück wieder erzwingen können. Wir sollten ein wenig Abstand voneinander gewinnen. Ich will dir genauso wenig weh tun, wie du mir und mir fallen diese Worte unendlich schwer, denn ich liebe dich und werde es auch immer tun. Aber wir sollten die Beziehung wahrscheinlich erstmal beenden und ich sollte wohl auch erstmal ausziehen", wisperte sie.

Hermine liefen die Tränen über das Gesicht und sie spürte auch, dass Liam von Schluchzern geschüttelt wurde. Schnell setzte sie sich auf seinen Schoß, nahm ihn in den Arm und strich ihn liebevoll durch die Haare. Er weinte leise an ihrer Schulter und sie weinte stumm. In der gesamten Zeit, in der sie zusammen waren, war sie zu neunzig Prozent die Starke und so auch jetzt. Sie wollte für ihn da sein und ihm nicht zeigen, dass ihr die gesamte Situation genauso an die Nieren ging, wie ihm.

Lange saßen sie dort und verabschiedeten sich stumm voneinander. Irgendwann löste sich Liam von ihr wischte sich die Tränen fort und nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände. „Du bist die beste Freundin, die ich jemals haben werde. Ich will immer, dass du glücklich bist und ich werde dich immer lieben, egal was passiert", sagte er und küsste sie. Hermine erwiderte den Kuss, danach schenkte sie ihm ein Lächeln. „Das geht mir genauso, mein Liebling", versprach sie ihm und sah dann auf die Uhr.

„Du hast noch eine viertel Stunde. Geh zu den Anderen und suche deine Raketen und Batterien zusammen. Ich erwarte ein beeindruckendes Feuerwerk", lächelte sie und kletterte von seinem Schoss hinunter. Er stand auf und sah sie fragend an. „Ich brauche noch ein paar Minuten. Es soll ja nicht jeder gleich sehen, dass ich geweint habe. Ich muss mein Make-up richten", meinte sie und winkte ihn weg.

Gibt es ein Wiedersehen?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt