Schon wieder ein Zeitsprung

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Die Hoffnung, der Tod meines geliebten Sohnes, würde mich nicht allzu sehr schmerzen, zersprang wie Porzellan in tausend Teile. Schon im Alter von 19 Jahren erkrankte Johannes an den Pocken. Ich habe alles versucht, um ihn gesund zu pflegen. Letztendlich erwirkte ich, dass ich mich selbst ansteckte. Der Kampf gegen die Pocken war scheußlich. Jede Bewegung schmerzte und ich wäre beinahe verhungert. Doch scheinbar half mir die Formel, die mir das Leben schenkte auch, solcherlei Krankheiten zu überstehen. Allgemein habe ich wenige Erinnerungen an die Tage, an denen ich krank war. Ich habe es wohl verdrängt. Das Einzige was noch heute von der Krankheit zeugt, waren die unzähligen Pockennarben die ich an meinen Extremitäten aufweisen konnte. Zwar waren sie in den letzten tausend Jahren stark verblasst, bei genauer Betrachtung aber dennoch sichtbar. Doch was nach der Krankheit habe ich noch allzu gut im Kopf. _

Als ich erwachte war ich hungrig, also habe ich mir das letzte bisschen Nahrung gesucht, dass während der Krankheit nicht vergammelt war. Während ich also an einem vertrocknetem Stück Brot geputscht habe, fiel es mir wieder ein. Ich ließ das Brot fallen und rannte ans Bett meines Sohnes.

"Johannes?", rief ich.

Ich war am Bett angekommen, doch er lag einfach nur regungslos da.

"Johannes?", fragte ich nochmal ängstlich nach.

Meine Augen schmerzten, als sie sich langsam mit Flüssigkeiten füllten. Ich schluckte das brennende Gefühl hinunter und strich langsam eine Strähne aus dem Gesicht meines Sohnes. Er war völlig enstellt, sein Gesicht war mit Pocken übersät, die teilweise schon aufgeplatzt waren. Teilweise sah man Spuren von Eiterflüssigkeit, die auf seiner Haut getrocknet war. Ich wusste es, die Stiche in meinem Herz, diese Leere verrieten es mir. Dennoch führte ich meine Finger an seinen verpockten Hals und fühlte seinen Puls. Kein Lebenszeichen. Mein Hals wurde dick und meine Tränen konnte ich nicht mehr zurückhalten.

"Nein!", flüsterte ich.

Er war tot.

"Nein!", nun brüllte ich.

Er war mein Sohn, mein Kind. Ich verspürte einen Schmerz, denn ich noch nie gespürt hatte. Ja, ich habe auch den Tod meines eigenen Bruders miterleben müssen. Doch er war am Alter gestorben. Johannes hingegen war noch ein Kind. Er hatte sein ganzes Leben noch vor sich gehabt. Er hat sich in mein Herz geschlichen und nach nur 14 Jahren, die er bei mir war, wurde er wieder aus meinen Händen gerissen. Die Tränen liefen unaufhörlich, wodurch sie in die Nase gelangten und so denn Atemweg versperren. Weinen konnte man das nicht mehr nennen. Ich heulte Rotz und Wasser. Wieso mussten sie mir mein Kind nehmen? Ich mit meinen 8.000 Jahren durfte diese beschissenen Pocken überleben und dieser herzensgute Junge musste daran sterben, wo er doch gerade mal 19 Jahre alt war. Was bitteschön war das für eine Gerechtigkeit. Wieso musste ich meinen Leichtsinn so teuer bezahlen? Wieso?

Ich habe an die 350 Jahre gebraucht um den Tod meines Sohnes so weit zu verarbeiten, als dass ich wieder sozialen Kontakt mit anderen Menschen aufbaute. Ich ließ mich nie wieder auf festere Bindungen, wie die zwischen mir und Johannes ein, doch zumindest verbrachte ich so viel Zeit mit den Menschen, sodass ich kein Sozialkrüppel wurde. Inzwischen schreiben wir das Jahr 2004 und es wurde in den letzten hundert Jahren immer schwieriger unauffällig zu bleiben. Letztendlich musste ich in die Meldebehörden einbrechen und mich heimlich ins System schreiben. Zweimal habe ich das schon gemacht. Momentan gab ich mich als Alafair Haas aus, 29 Jahre alt und Hauptmann bei der Bundeswehr. Das war das, was ich seit je her schon immer am besten konnte. Meine Leute zu beschützen, auch wenn man dafür Gewalt einsetzen muss.

Zehntausend Jahre Erfahrung haben mich ziemlich geschult. Zwar sind Schusswaffen erst in den letzten Jahrhunderten wieder aufgekommen waren, so hatte ich wohl mehr als genug Zeit, mich mit diesen auseinanderzusetzen. Auch meine sportliche Kondition perfektionierte ich. Naja nur die Intelligenz nahm nicht ganz so zu, wie erhofft. Zwar habe ich einiges im Köpfchen, doch trotzdem war mein IQ gerade noch im Durchschnitt, 127 um genau zu sein. Da man erst ab 130 als hochbegabt galt, war ich zwar ganz clever, könnte aber trotzdem kein eigenes Stargate bauen. Mal ganz abgesehen davon das, das was ich in der heutigen Zeit lernen kann, sowieso nicht dafür ausreichen würde.

Apropos Stargate: Ich habe erst vor wenigen Monaten erfahren, dass die Menschen unseres wohl schon vor Jahren entdeckt hatte und ich habe nichts mitbekommen. Na gut, die Menschen haben aber auch alles dafür getan, alles dahingehend geheim zu halten. Ich habe es auch nur durch Zufall erfahren. Ein betrunkener Wissenschaftler - ja sowas gibt es - hatte es ausgeplaudert. Danach tauchte er nie wieder zur Arbeit auf. Habe ich zumindest gehört, er war Japaner. Abet warum wohl? Sicher nicht, weil ich sofort zu einem Zuständigen gerannt bin und quasi gebettelt hatte mitzumachen. Aber ganz ehrlich, der Kerl ist selber Schuld, immerhin hatte er ein Geheimhaltungsabkommen unterschrieben. Glücklicherweise schien er es nur mir erzählt zu haben, oder aber die anderem haben ihn für verrückt gehalten. Meinen Willen habe ich dann aber bekommen, es war zwar nicht einfach, aber ich bin im Expeditionsteam nach Atlantis. Mich hält niemand von meiner Heimat fern. Wer weiß vielleicht sind die Wraith inzwischen ausgestorben. Na hoffen wird man doch nochmal dürfen?

Stargate Atlantis - AlafairWhere stories live. Discover now