•EINS•

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Caroline stapfte wütend durch den Wald.
Mit der rechten Hand wischte sie sich über den Mund und diese danach an ihrer Hose ab.
Sie zog sich ihre Dunkelblaue Strickjacke wieder über ihr weinrotes Shirt. 'Das war so ekelhaft!', dachte sie und bekam eine Gänsehaut, wenn sie daran dachte.
Am Anfang war ja noch alles in Ordnung gewesen – sozusagen.
Pastor Young, ein komischer Typ, der etwas gegen Vampire hatte, hatte sie und Rebekah Mikaelson, eine der Urvampire, entführt und wollte sie umbringen.
Doch dann war das Verrückteste an diesem Tag passiert.
Tyler.
Sie hatte gedacht, dass er tot wäre, da Klaus ja auch getötet worden war, durch Alaric...
Als sie an Alaric dachte, musste sie ein paar Tränen weg blinzeln.
Er war gestorben, als Rebekah Elena mit Matt von der Straße getrieben hatte und Elena dabei starb, um Matt zu retten.
Deswegen hätte Tyler auch tot sein sollen, denn Ric hatte es geschafft, vorher Klaus zu töten.
Tyler stammte nämlich zu Einhundert Prozent aus Klaus Erschaffungslinie.
Doch er hatte vor ihr gestanden. In Fleisch und Blut.
Dann kam der Wald, die hitzigen Küsse...
Alles in allem ein gelungenes Wiedersehen, würde man meinen.
'Ganz und gar nicht!', dachte Caroline und konnte schon die Bar sehen, auf die sie zusteuerte.
Der Mann vor ihr hatte zwar wie Tyler ausgesehen, aber Caroline hatte-mehr oder weniger - schnell bemerkt, dass das nicht wirklich Tyler.
Tyler würde sie niemals „Liebes" nennen, aber diesmal hatte er es getan.
Caroline war misstrauisch geworden und wie sich heraus gestellt hatte, war er irgendwie in Tyler. Der Hybrid. Klaus Mikaelson.
Sie war natürlich sofort abgehauen und war jetzt auf dem Weg in eine Bar.
Caroline trat aus dem Wald und steuerte auf die Bar zu.
Über dem Eingang stand in leuchtender Neonschrift „Billy's".
Sie hatte zwar noch nie von dieser Bar gehört, aber die würden doch wohl Bourbon haben, oder?
Die Bar lag abgelegen bei einer Nebenstraße.
Es standen keine Autos vor der Bar, nur ein paar Bikes, und Caroline hörte den Verkehr mit ihrem Vampirgehör sehr weit weg von sich.
Sie stieß die Tür auf und trat ein. Als sie über die Schwelle trat, hoben alle Gäste die Köpfe und musterte sie von oben bis unten.
Die meisten der Gäste waren Männer, schon etwas älter mit grauen Haaren, Tattoos und Bierbauch, aber es waren auch etwas jüngere Männer und Frauen dabei.
Caroline steuerte auf die Theke zu, an der nur wenige saßen und setzte sich ebenfalls, etwas abseits, hin.
Sie griff nach einer Flasche Bourbon, die noch halb voll war und hinter der Theke stand.
Caroline öffnete die Flasche und setzte sie an ihren Lippen an.
Indirekt hatte sie Klaus geküsst! Ugh!
Caroline beschloss, es einfach zu leugnen, wenn sie jemand danach fragte.
Als sie einen Schluck getrunken hatte, stellte sie die Flasche auf die Theke und schloss für einen Moment die Augen.
„Hey! Sie müssen das bezahlen!"
Ein junger Mann, groß, schlank, mit braunen Haaren und grünen Augen, kam auf sie zugelaufen, ein leeres Glas in der Hand.
Er schien in der Bar zu arbeiten.
Genervt verdrehte Caroline die Augen und trank provozierend einen weiteren Schluck aus der Flasche.
Dann blickte sie dem Kellner tief in die Augen.
„Ich wurde heute fast umgebracht, dann habe ich herausgefunden, dass meine große Liebe, die eigentlich tot war, doch noch am Leben ist, doch als ich herumknutschend mit ihm im Wald war, habe ich gemerkt, dass einer meiner Erzfeinde, der das Leben meiner Freunde mehrmals zerstört hat, in dem Körper meines Freundes ist. Also nein, ich werde diese blöde Flasche Bourbon nicht bezahlen!"
Das hätte Caroline eh nicht gekonnt, denn bei ihrer Entführung hatte sie leider ihren Geldbeutel vergessen.
Sie atmete tief ein und trank einen großen Schluck.
„Ich glaube, du hast ein kleines Problem mit deinen Gefühlen", sagte er stattdessen und stützte sich auf seinen Händen ab und sah Caroline an.
Mit dieser Antwort hatte sie nicht gerechnet.
Caroline schaute ihn überrascht an, aber sie konnte kein Armband oder so etwas ähnliches finden, dass darauf hindeutete, dass er Eisenkraut trug.
„Du wirst nichts finden", sagte er und grinste.
Irritiert hob sie die Augenbrauen an.
„Was bist du?", fragte Caroline ihn und stellte die Flasche ab.
Wieder grinste er, diesmal vor Stolz.
„Ich bin ein Hexer."
Auch damit hatte sie nicht gerechnet, aber er schien nett zu sein, weshalb sie ihm ihre Hand hin hielt.
„Ich bin Caroline."
Er nahm ihre Hand und schüttelte sie. „Billy."
„Dir gehört der Laden hier?"
Billy lachte auf.
„Noch nicht. Das gehört meinem Dad. Er hat mich Billy genannt, damit der draußen das Neonschild nicht austauschen muss, wenn mir irgendwann mal die Bar gehört."
Caroline konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und hielt sich schnell die Hand vor den Mund.
„Sorry", entschuldigte sie sich und wandte sich ab.
Er lächelte leicht.
In dem Moment kam ein Mann, der ebenfalls braune Haare und grüne Augen hatte, auf Billy zu.
„Was machst du da? Geh zurück an die Arbeit!"
Billy schaute Caroline entschuldigend an und machte sich wieder an die Arbeit.
Als er ging, flüsterte er noch: „Die Flasche geht aufs Haus!"
Caroline grinste in sich hinein und leerte die Flasche in einem Zug.
Der Tag hatte zwar echt mies angefangen, aber die Unterhaltung mit Billy hatte ihr sehr geholfen.
'Nur heute bitte keine weiteren Dramen mehr', betete sie still und schaute auf ihre Hände.
„Hallo, Schönheit", sagte in diesem Moment eine raue Stimme links neben ihr. Caroline stieg der Geruch von Alkohol in die Nase.
Obwohl sie selbst auch etwas getrunken hatte, war es wahrscheinlich nicht so viel, wie der Mann neben ihr.
Sie schloss kurz die Augen und drehte dann ihren Kopf so, dass sie den Mann ansehen konnte.
Er war vielleicht so um die Dreißig, hatte schwarzes, lockiges Haar und blau-graue Augen. Er sah zwar nicht schlecht aus, aber wie gesagt, wollte Caroline keine weiteren Dramen.
„Was gibt's?"
Der Typ grinste höhnisch.
„Weißt du, hübsche Mädchen wie du sollten nicht alleine nach hier draußen kommen..."
Caroline hatte das Gefühl, dass sie schon wusste, worauf der Mann hinaus wollte und rückte mit ihrem Stuhl etwas von ihm weg.
Mit seiner rechten Hand versuchte er, ihren Oberschenkel zu berühren, doch mit ihren Vampir-Reflexen packte Caroline seine Hand, bevor er es schaffen konnte.
Sie drehte seine Hand so um, dass sie Knochen brechen hörte und stand auf. Der Typ hielt sich sein Handgelenk und schaute sie schockiert an.
„Ich habe heute Abend echt keine Lust, mich mit dir abzugeben, kapiert? Also verschwinde!"
Erschrocken wich der Mann von ihr weg und verschwand.
Caroline strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und ging schnellen Schrittes aus der Bar heraus.
Draußen atmete sie erst einmal richtig durch.
Sie hatte gar nicht gemerkt, dass es da drinnen so warm war.
Sie lief etwas von dem Eingang weg und holte ihr Handy aus ihrer Hosentasche.
Zum Glück hatte sie ihr Handy eingesteckt, bevor sie entführt worden war und Pastor Young's Leute hatten es ihr zum Glück auch nicht abgenommen.
Sie wählte Elena's Nummer und wartete, bis sie abnahm.
„Hi! Was gibt's?", begrüßte sie Caroline.
„Hey, kannst du mich..."
weiter kam sie nicht, denn da wurde ihr das Handy aus der Hand geschlagen. Vor ihr standen drei Männer, die ebenfalls an der Bar gesessen hatten, als Caroline dem Typen die Hand gebrochen hatte.
„Du rufst hier niemanden mehr an, bis wir fertig mit dir sind!", fing der eine Mann an, der wie ein typischer Biker aussah.
Die anderen beiden hatten beide blonde Haare. Jedoch hatte der eine dunkelblaue und der andere braune Augen.
Ihre Gesichtszüge waren scharf und sie sahen nicht gerade glücklich aus.
„Wie kann ich euch helfen?", fragte Caroline, gespielt unwissend.
„Du hast unserem Kumpel die Hand gebrochen!", sagte der Typ mit den blauen Augen.
Die drei kamen bedrohlich auf sie zu und versuchten sogar, ihr ins Gesicht zu schlagen.
Caroline wich geschickt aus.
Kurz sah sie sich um und als sie sah, dass weit und breit niemand zu sehen war, grinste sie.
„Gut", sagte sie, immer noch grinsend.
Ihre Vampirzähne kamen zum Vorschein, ihre Augen wurden rot und unter ihnen bildeten sich Äderchen.
Erschrocken wichen die drei Männer zurück.
Caroline wollte sie zwar nicht töten, aber schonen wollte sie sie auch nicht.
Blitzschnell war sie bei dem Typen, mit den braunen Augen und biss in seinen Hals.
Sie genoss den Geschmack seines Blutes in ihrem Mund, doch der Spaß war ziemlich schnell vorbei, denn der Mann war vor Schreck in Ohnmacht gefallen.
Die anderen beiden liefen davon, doch Caroline tauchte vor ihnen auf und versperrte den Weg.
„Wie...?", fing der Blauäugige an, unterbrach sich aber selbst, als Caroline ihre Zähne in seinen Hals rammte.Auch dieser Typ fiel bewusstlos auf den Boden.
Grinsend drehte sie sich zu dem Biker um, der die ganze Szene mit aufgerissenen Augen beobachtet hatte.
Blut lief ihr aus dem Mund und sie leckte sich genüsslich über die Lippen.
Der Mann lief davon.
Caroline ging zu einem der anderen Typen, kniete sich neben ihn und wischte sich das Blut mithilfe seines Ärmels aus ihrem Gesicht.
Der letzte Typ war mittlerweile um die nächste Ecke verschwunden, doch als Caroline an dieser ankam, war der Typ weg.
Sie konzentrierte sich auf ihr Vampirgehör und hörte für einen kurzen Moment zwei Herzschläge, bis der eine davon verschwand.
Der Herzschlag, der noch geblieben war, wurde lauter, was hieß, dass er sich ihr näherte.
„Da hast du dir aber mal was gegönnt", ertönte Tyler's Stimme hinter ihr und sie drehte sich erschrocken um.
Caroline hatte nicht mit ihm gerechnet.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn böse an.
„Was wollen Sie, Klaus?"
Tyler –Klaus– lachte auf.
„Ich will dir deinen Freund zurück geben."
Caroline schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
Es war eine komische Vorstellung, dass dort Tyler vor ihr stand, den sie tot geglaubt hatte, mit Klaus' Geist (oder sowas) in sich.
„Und was wollen Sie dafür? Schließlich würden Sie das doch niemals aus reiner Herzensgüte tun, oder?"
Er lachte auf.
Dann öffnete Tyler den Mund, um etwas zu sagen, entschied sich dann aber noch um.
„Du hast Recht. Ich brauche deine Hilfe."
„Und was?", fragte sie und schaute ihn prüfend an.
Wieder grinste er.
„Bring Bonnie dazu, mich wieder in meinen eigentlichen Körper zu stecken und du bekommst Tyler zurück."
Kurz dachte sie darüber nach.
„Warum sollte ich das tun? Sie haben sich doch einfach seinen Körper genommen. Wäre es nicht ironisch, wenn Sie jetzt auf ewig in diesem Körper festsitzen würden?"
Seine Miene verfinsterte sich und Caroline wusste, dass sie zu weit gegangen war.
Bedrohlich kam Tyler einen Schritt auf sie zu und Caroline hob beruhigend die Hände.
„Ich habe mir diesen Körper aus reinem Selbstschutz genommen. Hätte ich das nicht getan, wären deine Freunde alle tot. Du eingeschlossen."
So gesehen hatte er zwar Recht, aber das würde Caroline ihm nicht sagen.
„Na schön", gab sie nach. „Ich rede mit Bonnie."
Er grinste triumphierend und Caroline drehte sich um, um zu ihrem Handy zu gehen.
„Ach und den Typen, der vorhin vor dir weggelaufen ist, liegt tot in einem Müllcontainer, falls du das wissen möchtest."
„Was?!", rief sie schockiert und drehte sich wieder um.
Klaus war verschwunden, aber sie glaubte, ihn irgendwo lachen zu hören.
Es war komisch, ihn Klaus zu nennen, wenn er doch wie Tyler aussah, aber das würde zum Glück nicht mehr lange der Fall sein.
Caroline lief zu ihrem Handy, hob es hoch und rief Elena noch einmal an.
Eine Viertelstunde später saß sie neben ihrer Freundin im Auto.
„Alles...okay bei dir?", fragte sie Caroline besorgt.
Elena wusste nichts von den Leuten, die Caroline gerade ausgesaugt hatte und auch nichts von Klaus bzw Tyler, und das sollte auch so bleiben.
Sie war gerade frisch verwandelt und hatte schon genug Probleme.
„Ja. Ich hatte nur einen anstrengenden Tag."
Elena nickte und ließ sie für den Rest der Fahrt in Ruhe.
Caroline schaute aus dem Fenster und dachte nach.
Warum hatte Klaus sie geküsst? Okay, Caroline vermutete, dass er irgendwie auf sie stand oder sowas, aber wollte er das nicht lieber mit seinem eigenen Körper machen?
Caroline schüttelte den Kopf und versuchte über etwas anderes nachzudenken.
Elena parkte ihr Auto vor Caroline's Wohnung und schaut sie abwartend an.
„Elena?"
Ihre beste Freundin schaute ihr in die Augen.
„Ist mit dir denn alles in Ordnung?"
Elena nickte.
„Mir geht's gut, Care. Stefan und Damon helfen mir dadurch."
Caroline nahm ihre Freundin in den Arm.
„Es tut mir Leid, dass ich nicht für dich da war. Ich versuche, mich zu bessern, aber ich kann dir nichts versprechen. Ich hab im Moment viel um die Ohren..."
Elena nickte ihr aufmunternd zu.
„Ich komm schon klar."
Die Beiden verabschiedeten sich und Caroline betrat ihre Wohnung.
Sie zog ihre Schuhe aus und schmiss sich auf ihr Bett.
Erleichtert atmete sie auf und freute sich, dass sie diesen verrückten Tag überstanden hatte.
In diesem Moment spürte sie einen Windstoß.
Caroline setzte sich in ihrem Bett auf und sah einen Brief, der auf ihrer Kommode, an die Wand gelehnt, stand.
Sie atmete laut aus.
Irgendwie hatte sie das Gefühl, zu wissen, von wem der Brief war.
Caroline stand auf, nahm ihn in die Hand und setzte sich zurück auf ihr Bett.
Langsam öffnete sie den Umschlag und zog das Papier, dass ordentlich zusammen gefaltet war, heraus.

'Caroline.
Ich weiß, dass du nicht unbedingt viel von mir hältst.
Wahrscheinlich denkst du, dass ich Tyler's Körper genommen habe, um euch voneinander zu trennen, aber glaube mir, das war nicht der Grund.

- Klaus'

Caroline starrte auf die Worte, die Klaus mit schwungvoller Handschrift auf das Papier gebracht hatte.
Caroline stand auf und knüllte das Papier in ihren Händen zusammen.
Manchmal verstand sie Klaus nicht.
In dem einen Moment brachte er alles um, was ihm im Weg stand und zerstörte alles, was er berührte und im nächsten schrieb er ihr nette Entschuldigungen und Erklärungen auf Seidenpapier?
Sie hielt das Papier über den Mülleimer, aber irgendwie konnte sie nicht loslassen.
Auf der Kommode strich sie den Brief wieder glatt und steckte ihn zurück in den Umschlag.
Sie holte ein Buch aus dem Schrank und legte den Briefumschlag in die Mitte.
Als sie das Buch wieder in das Regal zurück gestellt hatte, schmiss sie sich auf ihr Bett und starrte an ihre Zimmerdecke.
Irgendwie lebte Elena sich auch in ihr neues Leben ein, auch wenn es noch ziemlich komisch für sie war.
Aber Tyler war jetzt das Wichtigste. Sie würde ihn zurück bekommen!
Caroline war sich sicher, dass sie Tyler liebte.
Er war ihre erste große Liebe...
Aber immer wieder schob sich Klaus in ihre Gedanken.
Er hatte sie gerettet, obwohl er seine Deckung bewahren wollte.
Caroline legte sich unter ihre Decke, schaltete das Licht aus und kuschelte sich an ihre Kissen.
Bevor sie einschlief, stellte sie sich noch eine sehr wichtige Frage:

'Was, zum Teufel, empfand sie für Klaus Mikaelson?!'


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So! Das war mein 1. Kapitel! 😊
Ich hoffe es hat euch gefallen :)

A Klaroline Story || TVD/TO FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt