[31] Der Anfang vom Ende

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Meine Entschlossenheit hält so lange an, bis die Zentrale von ANGST in Sicht kommt. Ab da beginnt all mein Mut zu verdampfen wie ein Wassertropfen auf einer Herdplatte, vor Nervösität beisse ich mir die Lippe dermaßen auf, dass mein Ärmel sich vom dauernden Über-den-Mund-Wischen ganz rot verfärbt. Newt hält weiterhin hinter dem Piloten die Aufstellung, sein Blick ist kalt und konzentriert, fast schon starr. Er wirkt nicht mehr wie ein unkontrollierter Crank, doch wie der alte Newt sieht er auch nicht gerade aus. Dazu ist er viel zu emotionslos, als wären alle seine menschlichen Hemmungen mit dem Virus ertränkt worden. Bei dem Gedanken an einen zombiegleichen Blondschopf rinnt es mir eiskalt über den Rücken, doch ich schlucke den Gedankenstrudel hinunter und versuche krampfhaft, mich auf die bevorstehende Show zu konzentrieren.

Ein Gerät piepst, und kurz darauf ertönt eine raue, tiefe Stimme.
"Hauptzentrale ANGST, identifizieren Sie sich!"
Der Pilot schluckt hörbar und zögert, rattert unter Newts drohendem Knurren jedoch einen kurzen Text hinunter, der den Mann auf der anderen Seite der Leitung zufrieden zu stellen scheint.
Newts Augen suchen meine, fragend blinzelt er mich an.
"Und was hast du jetzt genau vor, wenn ich fragen darf?"
Unruhig spiele ich mit der Schnalle einer Rettungsweste, die neben mir an der Wand hängt. Wie bei einem Stressball lasse ich dir Schnalle ständig auf- und zuklappen, sodass mein stockendes Geflüster von nervtötenden Klickgeräuschen begleitet wird
"Also eigentlich" - klick - "sieht der Plan so aus" - klick - "dass wir ANGST präsentieren" - klick - "was wir herausgefunden haben." - klick - "Nämlich dass man den Brand" - klick - "mithilfe von..."

"Hör mit dem Scheiß Klicken auf!"
faucht der Pilot plötzlich aus dem Nichts und schlägt entnervt gegen die Sessellehne. Newt und ich zucken gleichzeitig überrascht zusammen. Sofort hat der arme Kerl, der schon langsam seine Nerven über Bord zu werfen scheint, einen Pistolenlauf an der Schläfe, und schlagartig sinkt er wieder in sich zusammen.
"Sie darf machen was sie will, klar? Solange ich hier das Sagen haben, darf sie alles.Wage es nicht, sie noch ein zweites Mal so anzuschreien!"
Darf ich daran erinnern, was du schon alles so geschrien hast?
hätte ich am liebsten erwidert, doxh behalte es für mich. Ich möchte Newt nicht reizen, schon gar nicht, wenn er sich doch eigentlich gerade für mich einsetzt. Trotzdem entferne ich mich einen Schritt von den Westen und spiele stattdessen mit meinen Haarsträhnen herum.
"Jedenfalls"
setze ich erneut an, um wieder die Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen,
"müssen wir ANGST beweisen, dass wir ein Heilmittel haben. Dann lassen sie die and..."

"IHR HABT WAS?!"
schreit der Pilot wieder dazwischen, dabei schwenkt er den Drehsessel so schnell herum, dass das Ende von Newts Waffe diesmal ins Leere sticht und der Blonde fast über die Lehne gekippt wäre. Überfordert von der plötzlichen hoch aufjauzenden Begeisterung in der Stimme unseres Feindes presse ich mich mit dem Rücken flach gegen die Wand und bringe nur ein knappes Nicken hervor, wo er doch gar keine Ja-Nein-Frage gestellt hatte.
Ungläubig rauft der Mann sich das Haar, auf seinem Gesicht spiegeln sich so viele Emotionen, dass es beinahe einer wilden Grimasse gleicht.
"Ein Heilmittel!"
keucht er ungläubig, er scheint meine Worte nicht fassen zu können.
"All die Jahre, all die Jahre! Meine Frau wird überleben!"
Seine Begeisterung wird alsbald von Newt gedämpft, der ihn mit wüsten Drohungen wieder dazu bringt,sich hinters Steuer zu klemmen und seinen Job zu tun. Als dies geregelt ist, wendet sich sein Kopf wieder mir zu, Unglauben steht darin.

Einen Moment lang starrt er mich ausdruckslos an, dann platzt er heraus:
"Wie zu Klonk kommst du darauf, dass wir ein Heilmittel hätten??"
Er wird erzürnt, fast schon aggressiv. Einen kurzen Augenblick kocht in mir Angst hoch, das Virus wäre doch noch nicht ganz besiegt, doch Newts Augen sind klar und scharf, nicht wahnsinnig. Ihm scheint es gegenden Strich zu gehen, dass ich über so etwas scherze, wo ich doch die Wahrheit spreche. Ich atme tief durch und versuche, möglichst beherrscht zu wirken.
"Sieh dich an, Newt. Du warst im Endstadium, und nun bist du gesund. Ich hab dich nicht umsonst in ein verdammtes Eisbad gesteckt, du Hohlkopf."
Er kneift dich Augen zusammen, scheint noch immer nicht zu kapieren. Ich seufze.
"Das Buch, Newt. Ich habe die Heilung in das Buch geschrieben, und es hat funktioniert. Oder es ist reiner Zufall. Aber wie dem auch sei; es hat den Virus scheinbar getötet, und es wird auch die anderen Cranks retten. Alles, was wir dafür tun müssen, ist ANGST zu überzeugen."

"Was ihr jetzt auch tun könnt"
mischt sich der Pilot abermals - nun aber sehr vorsichtig und mit enormer Zurückhaltung - in das Gespräch ein.
Der Berk schwirrt gerade auf eine dunkle Luke zu, die sich wie ein Löwenmaul langsam öffnet, um den Flieger als Ganzes zu verschlucken. Der Schatten verschluckt die vorderste Frontscheibe, allein tausende kleine Blinklichter am Rand des Tunnels zeigen den Weg an.
Ich höre Newt leise schlucken.
"Egal was du vorhast, Alina..."
sagt Newt, und seine Stimme war dabei rau wie Sandpapier,
"Ich hoffe, es funktioniert. Ansonsten ist das hier der Anfang vom Ende."

Es ist kurz.
Es ist unkreativ.
Ich bin unmotiviert.
I'M SORRY.

Just a Book (Maze Runner FF)Όπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα