7. Türchen

7.5K 606 210
                                    

„Ich war seit Ewigkeiten nicht mehr auf dem Weihnachtsmarkt in London. Nur dieses eine Mal, Ron, bitte."

Mit schnellen Schritten eilte Hermine durch die Straßen, ihr Handy zwischen Schulter und Ohr eingeklemmt, während sie mit beiden Händen eine große Einkaufstüte vor sic schleppte.

„Wollen wir es uns nicht lieber bei mir gemütlich machen? Nur wir zwei?", beharrte Ron auf seinem Gegenvorschlag. Seine Stimme klang blechern aus dem Lautsprecher des Handys, ein offensichtliches Zeichen dafür, dass er noch in der Nähe seiner Arbeit war. Die meisten Muggel-Geräte funktionierten nicht in Gebäuden, die vorrangig von Magiern genutzt wurden, und man musste sich schon ein ganzes Stück entfernen, um klaren Empfang mit dem Handy zu haben.

„Wir können das doch verbinden", erwiderte Hermine schnaufend: „Erst gehen wir einen Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt trinken, und abends kochen wir gemeinsam bei dir. Was meinst du?"

Sie war froh, dass sie Ron dazu hatte überreden können, sich ein Handy anzuschaffen. Sie hatte absichtlich eine Wohnung im Herzen Londons gewählt, da sie ihre Muggel-Wurzeln nicht vergessen wollte und das dichte Treiben der Stadt liebte. Aber jegliche Kommunikationsmittel der Magiern wären einfach zu auffällig gewesen, wenn sie ganz gewöhnlich zu Fuß durch die Straßen ging, und so hatte sie sich vor einem halben Jahr die Zeit genommen, Ron zu erklären, wie ein Handy funktionierte. Inzwischen telefonierten sie jeden Tag und er schien tatsächlich Spaß daran zu haben, sie mit SMS zu bombardieren.

„Na gut", willigte Ron schließlich ein: „Aber du kochst!"

Unwillkürlich musste Hermine lachen: „Bitte? Das willst du nicht ernsthaft. Du weißt doch, wie ... gut ich kochen kann."

„So schwer ist das nicht, du musst es nur einfach mal tun!"

„Für dich ist es vielleicht nicht schwer", konterte Hermine, während sie die Tüte in einen Arm nach, um mit der freien Hand nach ihrem Wohnungsschlüssel zu suchen: „Nicht jeder hatte eine Molly, die einem schon als Kind alles beigebracht hat!"

„Schön, dann kochen wir eben zusammen. Ich zeig dir einfach, was du tun musst!"

Hermine grinste, als sie den gespielt ergebenen Tonfall in Rons Stimme hörte. In Wirklichkeit liebte er es, dass er zumindest in dieser einen Sache so deutlich besser war als sie. Rasch verabschiedete sie sich von ihm, ehe ihr das Handy zwischen Ohr und Schulter entgleiten konnte, und stemmte die schwere Tür zu ihrem Wohnhaus auf. Sie wusste, dass Harry schon zu Hause war, da er noch kurz in ihrem Büro vorbeigeschaut hatte, ehe er gegangen war. Angeblich wollte er eine Überraschung vorbereiten.

Sie hoffte, dass es eine gute Überraschung war. Nach dem Mittagessen mit Malfoy konnte sie jede Aufmunterung gebrauchen. Falls Harry irgendeinen Streich ausheckte, würde er heute jedenfalls sein blaues Wunder erleben. Sie war nicht zu Späßen aufgelegt.

An der Wohnungstür angekommen, kam ihr ein Geruch entgegen, der ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Harry hatte irgendetwas gekocht. Oder eher gebraten, wenn sie den unverkennbaren Geruch von Teig in einer Pfanne richtig deutete.

„Du kommst gerade richtig", begrüßte er sie, kaum dass sie die Tür aufgestoßen hatte: „Der letzte Pfannkuchen ist fast fertig!"

Mit großen Augen starrte Hermine ihre Kochnische an. Ja, hier roch es definitiv gut. Aber die Sauerei, die Harry hinterlassen hatte, war definitiv auch sehenswert. Mit einem Stöhnen legte sie die schwere Einkaufstüte aufs Sofa, ehe sie ihren Mantel aufhängte und sich ihrer Stiefel entledigte.

„Du hast hoffentlich vor, diesen Schweinestall selbst wieder in Ordnung zu bringen?", begrüßte sie ihn halb anklagend, halb scherzend.

„Ich dachte eigentlich, wir machen Arbeitsteilung. Ich koche, du putzt", erwiderte Harry ernst, doch als er sich zu Hermine umdrehte, konnte sie den Schalk in seinen Augen blitzen sehen.

Happily ever after? ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt