Was tun?-Bengt

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Tausend Dinge schwirrten durch meinen Kopf. Was sollte das ganze? Mir geht es gut! Gut, ich bin wenn ich das richtig verstanden hatte war ich wohl zusammen geklappt. Nur weiß ich nicht mehr wieso und wo. Ob Caya wohl hier ist? Eigentlich merke ich es immer intuitiv, ob sie da ist oder nicht. Wahrscheinlich auch eines dieser Zwillingsdinger.

Die Klinke quietschte leicht, als sie runter gedrückt wurde. Die weiße Kunststofftür öffnete sich und ein Mann in einem weißen Kittel mit Klemmbrett in der Hand betrat den Raum. Sein Blick lag kurz unbeweglich auf mir, dann holte er Luft "Ich hätte jetzt einigen Fragen an sie. Wollen wir damit warten bis ihre Elter auch hier sind?". Ich zuckte mit den Schultern. Wer war er überhaupt? Ich tippe mal auf Arzt. "Mir wäre es eigentlich am liebsten dass zumindest ein Elternteil mit dabei wäre" beschloss er einfach und verschwand daraufhin wieder. Allerdings nur um mit Papa im Schlepptau wieder zukommen.

"Hur är det?" begrüßte er mich. "Bra" antwortete ich genervt, das ganze hier schlug jetzt echt ganz schön auf meine Laune! "Ich unterbreche nur ungern, aber ich hätte da einige Fragen" funkte der Arzt dazwischen. Ich verdrehte augenblicklich die Augen. Papa warf mir einen eindeutigen Blick zu. Ich sollte die ganze Sache nicht runterspielen und den Arzt nicht unbedingt anfahren, weil ich keinen Bock mehr hatte. "Hattest du schonmal Schmerzen in der Brust und Atemnot?" fragte jener Arzt und tippte nervös auf sein Klemmbrett "Ja" bestätigte ich knapp. "Wann?" "Keine Ahnung." "Bist du schon einmal ohne irgendwelche anderen Symptome zusammengeklappt?" ich schüttelte, als Antwort den Kopf. Er nickte notierte sich das alles konzentriert, dann atmete er tief ein und sah mich direkt an "Wir gehen davon aus, dass du einen angeborenen Herzfehler hast. Machst du viel Sport?" Ich zuckte mit den Schultern "Ich sitze eigentlich jeden Tag für mindestens eine Stunde im Sattel" er nickte wieder und schrieb.

Ende vom Lied. Ich durfte noch zwei Tage zur Beobachtung bleiben und mehr wurde mir nicht gesagt.

Caya war danach die erste die in mein Zimmer stürzte gefolgt von einer Frau auf hohen Schuhen, dem Geräusch nachzuurteilen. Meine Schwester textete mich auf schwedisch zu bis sie irgendwann auf Deutsch sagte "Bengt bitte reg dich nicht auf!". Erst da sah ich die Frau wirklich an. Hass auf diese Person kam in mir auf. Sie sah mich total ruhig an. Ich funkelte sie aus meinen grünen Augen an, aber sie hielt meinem Blick stand. Ich spürte wie sich jeder Muskel anspannte und ich sie mit Blicken malträtierte. Sie trat nun zu allem Überfluss etwas näher. "Hallo Bengt" ihre Stimme ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen und ihr lächeln machte mich rasend. War es nun echt oder fake? Ihre grünen Augen lagen in einer unangenehmen Art und weise brennend auf mir "Wie geht's dir?". Ich starrte sie weiterhin hasserfüllt an. "Was macht sie hier?" Caya legte mir beruhigend die Hand auf die Schulter und sah mich an, als wolle sie mir noch einmal klar machen dass ich mich nicht so aufregen sollte. Ihr Blick hatte sich inzwischen auch verändert, sie wirkte traurig und verletzt. Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging mit schnellen Schritten aus dem Raum. "Bengt musste das seien?" fragte Caya in einem Eigenartigen Tonfall. "Ja" giftete ich und sah sie trotzig an. Caya verzog daraufhin nur genervt das Gesicht.

Inzwischen war es Freitag. Am Donnerstag war ich zusammengeklappt. Caya hatte versprochen direkt nach der Schule zu kommen und Papa wollte nach der Arbeit auch einmal vorbeischauen.

Hoffnungsvoll sah ich auf, als die Türklinke runtergedrückt wurde. Caya würde mich jetzt wohl aus meiner Langeweile erlösen. "Caya?" fragte ich, als die Person die Tür hinter sich schloss. Das war eindeutig nicht Caya. Caya hätte die Tür einfach ins Schloss fallen lassen. Ich drehte mich so, dass ich sehen konnte wer es war.

Es war Mila, die mich aus ihren stark geschminkten braunen Augen ansah. Sie wirkte unsicher und unruhig, als wisse sie nicht so sie anfangen sollte. Ich legte fragend den Kopf schief und beobachtete amüsiert, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. "Ich.....ich wollte nur wissen wie es dir geht. Caya hatte erzählt, dass du gestern zusammen geklappt bist." ein nervöses Lächeln legte sich auf ihre Lippen und man sah ihr an, dass sie sich dachte 'Warum bin ich nur gekommen?'. "Mir gehts erstaunlicherweise echt gut" meinte ich. "Und warum wollten sie dich dann hier behalten?" sie klang besorgt. Hatte sie wohl möglich doch letzten Samstag die Wahrheit gesagt? Liebte sie mich wirklich? Ich verwarf schulterzuckend den Gedanken. "Was ist mit Ly?" fragte sie ruhig. Sie wusste wie viel mir an meinem Pferd liegt. "Der wird jetzt die Tage von Caya bewegt." antwortet ich ihr im selben ruhigen Tonfall. Ihr Blick wanderte zu Boden. Sie war eindeutig noch wegen was anderem hier. "Können wir......können wir über Samstag reden?" stammelte sie nach einer Weile und wurde rot. Ich zuckte schlicht mit den Schultern. Wenn sie unbedingt wollte. Mila biss sich nervös auf die Unterlippe. Sie hatte wohl gehofft ich würde den Anfang machen. Ich sah sie mit schief gelegtem Kopf an. Sie atmete daraufhin hörbar aus und ließ sich auf die Bettkante sinken. Das Schweigen wurde langsam unangenehm. "Ich habe das wirklich ernst gemeint" sie sah mir direkt in die Augen und man merkte ihr an, dass sie sich Gedanken gemacht hatte "Ich weiß du bist nicht so der Gefühlsmensch, aber ich bitte denk über das was ich gesagt habe nach" bei den letzten Worten zitterte ihre Stimme leicht. Ich hasse das. Caya passierte das auch oft, wenn sie etwas aufwühlte oder sie sich Vorwürfe machte. Ich seufzte und zog sie in meine Arme. Sie war wohl erst etwas überrascht, aber schmiegte sich dann an mich. Ihr Kopf ruhte an meiner Brust. "Du verwirrst mich!" meinte sie schmunzelnd. "Warum?" ich musste auch etwas über ihre Wortwahl lachen. "Bei dir weiß ich einfach nicht woran ich bin. Manchmal bist du einfach nur eines dieser testosterongesteuerten Arschlöcher und dann hast du wieder eine deiner total süßen Anwandlungen." lachend hob sie den Kopf und sah mich aus ihren Rehaugen an, wobei ihre einige lange dunkle Haarsträhnen ins Gesicht gefallen waren.

Ich strich ihr gerade eine Haarsträhne aus dem Gesicht, da öffnete sich die Tür und eine der Krankenschwestern lugte in den Raum. Die eher gedrungene Frau musste grinsen und rief über den halben Flur "Wette gewonnen! Er hat eine Freundin". Hatten die Schwestern jetzt echt untereinander gewettet, ob ich eine Freundin habe oder nicht? Mila guckte wohl genauso bescheuert, wie ich denn die Schwester lächelte und meinte "Was ein süßes Paar! Dann ist er jetzt ja in guten Händen, bei den Herzkranken gucken wir ja schon mal öfter" sie zwinkerte Mila zu die mich mit einem mal forschend ansah. Ich bekam nur noch mit wie die Tür wieder geschlossen wurde, bevor sie fragte "Du bist also Herzkrank?". "Naja, ich soll einen angeborenen Herzfehler haben, aber ich merk davon nichts" Sie nickte leicht "und das ist nicht zufällig der Grund warum du hier bist, oder?". Ich grinste "Ähm naja so ganz vielleicht". Sie schüttelte wieder leicht den Kopf "Du Spinner". Sie sah mir spöttisch lächelnd in die Augen und streckte sich plötzlich. Innerhalb von ein paar Sekunden lagen ihre Lippen auf meinen. Was taten wir da nur?

Fucked Up!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt