Das Newtonsche Gravitationsgesetz

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Jede Beschleunigung braucht eine Kraft, hier die Erdanziehungskraft. Newton nennt diese Kraft "Schwerkraft" oder "Gravitation". Nicht nur die Erde besitze diese Kraft, so Newton. Er behauptet: Jede Masse besitzt Schwerkraft.

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Langsam richtet der blonde Junge sich auf, achtet dabei nicht auf die stechenden Schmerzen in seinem Bein. So sieht das verdammte Labyrinth also von oben aus.

Er hasst es. Er hasst nicht nur das Labyrinth und die Lichtung, er hasst so viele Dinge. Eigentlich hasst er fast alles. Außer einer Person.

Tommy. Der ist der einzige Lichtblick in seinem beklonktem Leben. Vielleicht auch Minho, aber der kann ganz schön nervig sein.

Ansonsten verspürt er einen so mächtigen Hass auf alles, dass es ihn fast selber überrascht. Er hasst dieses beschissene Leben, was sie alle führen. Festgehalten auf der Lichtung, eingesperrt von einem Labyrinth. Einem Labyrinth aus dem es verdammt noch mal keinen Ausgang gibt. Sie können hier nicht weg. Sie werden für immer dieses elendige Leben, was eigentlich kein Leben ist, fortführen müssen. Zumindest die anderen.

Newt hat damit abgeschlossen. Und er hasst sich dafür. Er hasst sich dafür, dass er aufgegeben hat. Er hasst es, dass er nach über einem Jahr keinen Ausweg aus dem scheiß Labyrinth gefunden hat und auch in Zukunft keinen finden wird. Tommy, Minho und er, sie alle kennen das Labyrinth auswendig und wollen es sich nur nicht eingestehen: es gibt keinen Ausweg.

Er hasst die Leute, die sie zu diesem Leben gezwungen haben. Er erinnert sich an seinen ersten Tag auf dieser bescheuerten Lichtung, als wäre es gestern gewesen.

Sie waren zwanzig Jungs ohne Erinnerungen, darunter Gally und Minho. Alby war schon da und Thomas kam kurz nach ihnen auf der Lichtung an. Keiner konnte sich an sein früheres Leben erinnern, nur an seinen Namen. Und sie mussten damit klarkommen.

Sie versuchen es immer noch, doch er hat es längst aufgegeben. Am Anfang war er noch ganz begierig, das Labyrinth zu erkunden, ist jeden Tag tatsächlich mit Hoffnung losgerannt, hat mit Minho und später auch mit Thomas Witze gerissen, den ganzen Tag über, während sie in dem Ding herumrannten und nach einem Ausweg suchten.

Doch je länger das so weiterging, je öfter sie Tag um Tag ohne wirkliche Ergebnisse zurückkehrte, umso mehr hat er auch seine Hoffnung verloren, bis sie irgendwann komplett verschwunden war.

Und er hat es an den anderen ausgelassen, allen voran an Tommy. Auch dafür hasst er sich. Wahrscheinlich hasst der Andere ihn mittlerweile genauso wie er sich selber nicht mehr ausstehen kann, so, wie er in den letzten Wochen mit ihm umgesprungen ist. Und er hasst sich dafür, dass es ihm egal ist.

Denn das alles zählt jetzt nicht mehr, sein Entschluss steht fest.

Erneut sieht er auf das Labyrinth, was sich vor ihm erstreckt, runter. Nimmt dabei nur am Rande seine vom Hochklettern an der Mauer aufgerissenen Hosen und blutige, schmerzende Beine kaum wahr.

Ein letztes Mal lässt er seinen Blick zur Lichtung wandern. Doch bevor die Erinnerungen, die ach so wunderbaren Erinnerungen ihn womöglich doch noch umstimmen, tritt er noch einen Schritt weiter vor, bis er nun direkt am Rand steht.

Es tut mir so leid Tommy.

Und dann springt er.

Newt hat kaum Zeit, noch einmal Luft zu holen, so schn-

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Thomas macht sich langsam ernsthafte Sorgen um Newt und ihm ist es egal, wie sehr er Minho damit nervt.

if you've ever been my friend {Newtmas ● German}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt